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Lenz
Buch

Lenz

Eine Reliquie

Hamburg, 1839
Diese Ausgabe: dtv, 1997 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Kurzprosa
  • Vormärz

Worum es geht

Eine Reise in den Wahnsinn

Mit dem Sturm-und-Drang-Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz hat Georg Büchner einen ebenso genialen wie tragischen Literaten zum Helden seiner Erzählung gemacht. Büchners Lenz durchlebt in beispielhafter Form das Scheitern des Individuums in der Restaurationszeit – also in jenen Jahrzehnten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in denen die politische Liberalisierung bekämpft und der Adel wieder in seine alten Machtpositionen eingesetzt wurde. Büchner lässt Lenz aber nicht etwa ein unmittelbares Opfer adeliger Repression werden. Vielmehr teilt der fiktive Lenz das Schicksal jener Figuren, die der echte Lenz 50 Jahre zuvor in seinen Dramen beschrieb: Als überaus sensibler Mensch zerbricht er an den Anforderungen des Alltags. Büchner zeichnet ein für seine Zeit sehr modernes Menschenbild: das des innerlich zerrissenen Individuums, das vergeblich nach Sinngebung sucht. Indem er seinem Helden die Gestalt des Verlierers gibt, schreibt Büchner gegen die idealistisch geprägte Vorstellung vom Menschen an. Die psychogrammatische Dichte, die der erst 22-jährige Autor in Lenz erreicht, ist einzigartig. Sie verleiht dem schmalen Werk des jung Gestorbenen eine Bedeutung, die andere große Schriftsteller wie Grillparzer oder Heine erst in einem viel späteren Lebensabschnitt erreichten.

Zusammenfassung

Lenz unterwegs im Gebirge

Lenz, der von Wahnsinnsanfällen geplagt wird, macht sich auf Empfehlung eines Freundes zu Fuß auf den Weg zu Pfarrer Oberlin ins elsässische Waldbach, um dort Ruhe zu finden. Geradezu seismografisch nimmt Lenz den steten Wechsel der Landschaft wahr, die er durchwandert: Mal ängstigt ihn die leere Weite und vermeintliche Horizontlosigkeit der Natur, dann wieder bedrückt ihn die Enge von Schluchten und Felshängen, die ihm das Gefühl geben, mit dem Körper überall anzustoßen. Kaum kommt es ihm vor, als ob er den Weg nicht schnell genug zurücklege, da verliert er auch schon das Gefühl für die verflossene Zeit. Die Wahrnehmung von Raum und Zeit verliert bei Lenz jegliche Kontinuität und zerfällt. Als er schließlich bei Pfarrer Oberlin ankommt, muss er feststellen, dass dieser ihn für einen Handwerksburschen hält. Lenz nennt seinen Namen, und Oberlin erkennt, dass er es mit dem bekannten Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz zu tun hat. Lenz befürchtet nun, Oberlin halte sein Werk für ungenügend, doch erweist sich diese Angst rasch als unbegründet.

Bei Pfarrer Oberlin

Lenz isst gemeinsam mit Oberlin, dessen Frau und Kindern zu Abend und entspannt...

Über den Autor

Georg Büchner wird am 17. Oktober 1813 in Goddelau bei Darmstadt geboren. Sein Vater ist Arzt und seine Mutter eine sehr belesene, am geistigen Klima der Zeit interessierte Frau. Büchner nimmt 1831 in Straßburg ein Medizinstudium auf. Das Kleinstadtklima behagt ihm überhaupt nicht. Er wird melancholisch und erkrankt häufig. Erst die Beschäftigung mit der Geschichte der Französischen Revolution holt ihn aus seiner Lethargie heraus. 1832 verlobt er sich in Straßburg heimlich mit Wilhelmine (Minna) Jaeglé, der Tochter seines Vermieters. Im gleichen Jahr nimmt er am Hambacher Fest teil, dem Höhepunkt bürgerlich-liberaler Opposition gegen die Restauration. 1834 setzt er in Gießen sein Medizinstudium fort, gründet die „Gießener Gesellschaft der Menschenrechte“ und schart Gleichgesinnte um sich mit dem Ziel, die reaktionäre Strömung im Großherzogtum Hessen zu bekämpfen. Nachdem seine sozialrevolutionäre Flugschrift Der hessische Landbote in mehreren Hundert Exemplaren verteilt worden ist, wird seine Wohnung auf den Kopf gestellt und er wird bald sogar steckbrieflich gesucht. Büchner flieht nach Straßburg. 1836 siedelt er nach Zürich über, wo er sein Studium beendet und Privatdozent für Anatomie wird. Im Juli 1835 erscheint die Buchausgabe von Büchners Drama über die Französische Revolution, Dantons Tod. Drei Monate später beginnt er die Niederschrift der Erzählung Lenz, die der Dichter Karl Gutzkow, Büchners langjähriger Freund und politischer Mitstreiter, 1839 publizieren wird. Erst 1878 erscheint hingegen das Fragment gebliebene Theaterstück Woyzeck, das Büchner Ende 1836 beginnt, wegen einer Erkrankung aber nicht fortsetzen kann. Als der Arzt Typhus diagnostiziert, eilt Büchners Verlobte von Straßburg nach Zürich. Zwei Tage nach ihrem Eintreffen, am 19. Februar 1837, stirbt Büchner im Alter von nur 23 Jahren.


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