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Leviathan
Buch

Leviathan

oder Wesen, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Gemeinwesens

London, 1651
Diese Ausgabe: Meiner, 1981 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Frühe Neuzeit

Worum es geht

Der Staat schützt den Menschen vor sich selbst

Sicherheit oder Freiheit? Diese klassische Frage der politischen Theorie löst Thomas Hobbes in seinem Leviathan auf provokante Weise. Er nimmt an, dass die Menschen aus freien Stücken ihre politische Freiheit aufgeben und sich einer Staatsmacht vollkommen unterordnen. Dies sei allerdings ein hoher Preis für den Gewinn von Sicherheit an Leib und Leben. Die Möglichkeit, Eigentum und Wohlstand zu erwerben, könne nur garantiert werden, wenn ein zentraler, starker und absoluter Souverän das Politische für alle regele. Hobbes' Theorie ist von den chaotischen Zuständen während des englischen Bürgerkriegs (1642-1649) beeinflusst, die er erlebte. Sie reicht aber weit über die Zeitgeschichte hinaus. Erstmals behauptet ein Staatstheoretiker, dass die Menschen sich ihre Gesellschaft selbst schaffen, indem sie einen Gesellschaftsvertrag schließen. Diese Idee als Basis des menschlichen Zusammenlebens ist neuzeitlich und bürgerlich-liberal. Gott als Stifter und Garant des Staates wird damit entmachtet. Der Staat soll zwar im Einklang mit christlichen Grundsätzen stehen, aber die Kirche darf keinen Einfluss haben. Grundlage des Staates ist die Vernunft. Sie ist auch die Basis von Hobbes' Philosophie: Selbst denken, nicht an Autoritäten glauben, diese Auffassung durchzieht das erfrischend klar geschriebene Werk vom Anfang bis zum Schluss.

Zusammenfassung

Was ist der Mensch?

Zunächst muss der Mensch mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten genauestens analysiert werden, bevor man daran gehen kann, sich ein vernünftiges Gemeinwesen für ihn auszudenken. Die erste Frage lautet also: Was unterscheidet den Menschen von anderen Lebewesen? Was macht das Menschsein überhaupt aus?

Das Verstehen funktioniert beim Menschen zunächst ähnlich wie beim Hund: Auch ein Hund versteht, wenn der Herr ihn ruft. Das Besondere am Menschen ist aber, noch mehr verstehen zu können: Er kann sogar sein eigenes Verstehen verstehen, also die Bedingungen analysieren, unter denen Verständnis überhaupt möglich ist. So ist es z. B. das Wesen der Klugheit, aus dem Vergangenen die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Daraus folgt: Je mehr Erfahrungen ein Mensch hat, desto klüger kann er sein.

Die Sprache ist dem Menschen von Gott gegeben worden. Er hat sie dann durch einige geniale Erfindungen verfeinert - insbesondere die Buchstaben, in geringerem Maße auch die Buchdruckkunst, die der schnelleren Verbreitung der Sprache dient. Allerdings kann die Sprache auch missbraucht werden. Wie Tiere mit Hörnern und Zähnen verletzen können, so kann ...

Über den Autor

Thomas Hobbes wird am 5. April 1588 in Westport (England) geboren. Sein Vater, ein wenig gebildeter Landgeistlicher und Trunkenbold, macht sich nach einer Schlägerei mit einem Glaubensbruder auf und davon. Glück im Unglück: Ab sofort kümmert sich Hobbes' Onkel um seine Ausbildung. Er erlernt in Oxford die klassischen Sprachen und die Physik und Logik Aristoteles' kennen. 1608 beendet er das Studium und wird Tutor, später Privatsekretär in der hochadeligen Familie Cavendish. Diese Tätigkeit führt den jungen Hobbes ins Ausland: Er begleitet seine adeligen Schützlinge mehrfach auf die übliche "Grand Tour", die oft mehrjährige Bildungsreise auf den Kontinent. Hobbes beginnt einen intensiven geistigen Austausch mit Philosophen seiner Zeit: Francis Bacon, René Descartes, möglicherweise auch Galileo Galilei. Seine wichtigsten philosophischen Themen werden die Staatsverfassung, die Willensfreiheit und die Bedingungen der Möglichkeit für eine menschliche Gesellschaft. Im englischen Bürgerkrieg unterstützt er die absolutistische Staatsverfassung. 1640 veröffentlicht er die Elements of Law, in denen auch seine Abhandlung Human Nature enthalten ist, und verteilt sie unter den Abgeordneten des Parlaments, um sie für die Sache des Königs zu beeinflussen. Als das Parlament die Vertreter der absolutistischen Politik des Königs unter Anklage stellen will, fühlt sich Hobbes bedroht und flieht nach Frankreich. Dort erteilt er dem Thronaspiranten Charles Stuart Mathematikunterricht. 1647 erkrankt Hobbes schwer und behält eine Schüttellähmung zurück, die ihn zwingt, einen Schreiber zu beschäftigen. Hobbes wird am Exilhof des englischen Königs in Paris isoliert, man bezichtigt ihn des Verrats. Er kehrt nach England zurück, verpflichtet sich dem republikanischen England gegenüber zur Treue, gerät dann aber später wieder in eine prekäre Situation, als 1660 die Monarchie restauriert wird und die Republikaner mit dem Tod bedroht werden. Hobbes bleibt aber unbehelligt und verbringt den Rest seines Lebens als Gast beim Earl of Devonshire sowie in London. Er veröffentlicht philosophische Schriften und fordert die Säkularisierung der Universitäten. 1679 stirbt Hobbes 91-jährig.


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