William Faulkner
Licht im August
Rowohlt, 2010
Was ist drin?
Das Leben in den Südstaaten – ein moderner Schauerroman.
- Roman
- Moderne
Worum es geht
Ein moderner Schauerroman
Licht im August spielt im tiefen Süden der USA. Das Leben der Kleinstadt Jefferson ist geprägt von Rassismus, Frauenverachtung und puritanischem Moralismus. Der Roman kreist um zwei Hauptfiguren: die schwangere Lena Grove, die sich zu Fuß aufmacht, um den Vater ihres Kindes zu suchen, und den Eigenbrötler Joe Christmas, auf dem das Gerücht lastet, er sei eigentlich gar kein Weißer, sondern afroamerikanischer Abstammung. Um diese zwei Figuren spinnt Faulkner ein komplexes Gewebe an Personen und Geschichten. Der Berührungspunkt beider Handlungsstränge ist ein grausamer Mord an einer alleinstehenden Frau am Rand der Stadt. Der ständige Wechsel der Erzählperspektive und der erzählten Zeit führt dazu, dass sich Zeit, Raum und Identität verflüssigen. Licht im August schafft eine faszinierende Balance zwischen modernistischem Formexperiment und realistischem Porträt der Lebenswelt des amerikanischen Südens.
Take-aways
- Licht im August ist ein Meisterwerk der amerikanischen Moderne.
- Inhalt: Die schwangere Lena Grove sucht den Vater ihres ungeborenen Kindes in Jefferson. Als sie ankommt, wird der Ort gerade durch einen Mord erschüttert. Der Mörder, Joe Christmas, ist ein mürrischer Eigenbrötler, der angeblich afroamerikanische Vorfahren hat. Christmas flieht vor der Polizei und wird schließlich umgebracht. Lena bringt ihr Kind zur Welt, doch der Kindsvater macht sich aus dem Staub.
- Licht im August erschien 1932 und bedeutete für Faulkner den Durchbruch.
- Kein Manuskript hat Faulkner öfter umgearbeitet als Licht im August.
- Ein Hauptmotiv des Romans ist die Heimsuchung durch die Vergangenheit.
- Licht im August spielt wie andere Romane Faulkners im imaginären Landkreis Yoknapatawpha im Bundesstaat Mississippi.
- Der Titel geht auf eine Bemerkung von Faulkners Ehefrau Estelle zurück, wonach das Licht im August in Mississippi eine ganz besondere Qualität besitze.
- Faulkner stellt den Rassismus und Puritanismus der Südstaaten realistisch dar.
- Durch den ständigen Wechsel der Erzählperspektive und -zeit schafft Faulkner eine Verflüssigung von Raum, Zeit und Identität.
- Zitat: „Deshalb waren die Leute so aufgebracht. Dass er, ein Mörder, in feinen Klamotten durch die Stadt spaziert, (…) wo er sich doch eigentlich in den Wäldern hätte herumdrücken (…) müssen (…). Fast war es, als wüsste er nicht einmal, dass er ein Mörder war, und ein Nigger noch dazu.“
Zusammenfassung
Lenas Suche
Als die Eltern von Lena Grove starben, zog das junge Mädchen zu ihrem Bruder McKinley nach Doane’s Mill, einer winzigen Siedlung um eine Sägemühle. Ihr Bruder war zwanzig Jahre älter als sie, hatte bereits Frau und Kinder. Nach acht Jahren in Doane’s Mill wird Lena von einem der jungen Sägearbeiter namens Lucas Burch geschwängert. Lucas verlässt den Ort, als er von dem Kind erfährt. Lena zieht los, um ihn zu finden. Zu Fuß marschiert sie durch die Sommerhitze, von Dorf zu Dorf, und fragt nach Lucas. Sie wirkt selbstbewusst und ruhig. Die Leute bemitleiden sie dennoch und halten sie für naiv, weil sie überzeugt ist, dass Lucas auf sie wartet. Schließlich hört sie, dass er im Hobelwerk in Jefferson arbeitet. Nun hat ihre Reise ein Ziel.
„Lenas gesenktes Gesicht ist ernst, ruhig. (…) Ihre Stimme ist leise, ruhig, beharrlich. ‚Ich glaube, eine Familie sollte zusammen sein, wenn ein Kleines kommt. Besonders beim ersten. Ich nehme an, der Herr wird’s richten.‘“ (S. 21)
Im Hobelwerk in Jefferson arbeiten zwei komische Käuze: Christmas und Brown. Sie sind Fremde und Einzelgänger. Brown kam zweieinhalb Jahre nach Christmas in die Stadt. Nun arbeiten sie zusammen: der schweigsame Christmas mit seinem verächtlichen Gesichtsausdruck und der ständig labernde Brown. Man erzählt sich, dass Christmas heimlich außerhalb der Stadt Whiskey verkauft. Und auch bei Brown ist es bald ein offenes Geheimnis: Er bringt den Whiskey in die Stadt und mit dem richtigen Codewort kann man bei ihm kaufen. Nach fast drei Jahren kündigt Christmas aus heiterem Himmel und Brown folgt ihm am nächsten Tag.
Als Lena in Jefferson ankommt, ist es Samstag. Alle Arbeiter sind an den Ortsrand geeilt, weil dort eine alte Villa abbrennt. Der einzige, der währenddessen die Stellung im Werk hält, ist Byron Bunch. Auf ihn trifft Lena und er erzählt ihr, dass es keinen Lucas Burch in Jefferson gebe. Vielleicht haben die Leute Burch und Bunch verwechselt. Byron verliebt sich sofort in Lena. Sie fragt ihn aus und er beschreibt ihr die Fremden, Christmas und Brown. Plötzlich wird Lena hellhörig. Sie fragt, ob Brown eine kleine Narbe an seinem Mund habe. Ohne es zu wollen, hat Bunch Lena verraten, wo sie ihren Lucas Burch finden kann.
Ein Mord in Jefferson
Reverend Gail Hightower ist der presbyterianische Priester von Jefferson. Oder besser: Er war es. Denn seine krankhafte Obsession mit dem Bürgerkrieg, in dem sein Großvater starb, überschattete jede seiner Predigten. Außerdem verhielt sich seine Frau unzüchtig. Immer wieder fuhr sie nach Memphis und vergnügte sich dort. Hightower sagte immer, sie besuche ihre Familie. Eines Tages starb sie, als sie aus einem Hotelfenster fiel oder sprang – genau wusste das niemand. Bei ihr im Zimmer war ein betrunkener Mann gewesen. Dieser Skandal erschütterte Jefferson, zahllose Reporter fielen in dem Ort ein. Da hatte die Gemeinde genug. Hightower wollte Priester bleiben, aber als niemand mehr zu seinem Gottesdienst kam, trat er zurück. Gegen den Willen der Anwohner blieb er in Jefferson wohnen. Um ihn rankten sich Gerüchte. Doch mit den Jahren vergaß die Gemeinde, dass Hightower überhaupt noch lebte. Er wohnt allein in seinem Haus. Nur Byron Bunch besucht ihn regelmäßig – ohne dass jemand davon weiß.
„Nur zu. (…) Beschuldigen Sie den Weißen, der Ihnen mit dem, was er weiß, zu helfen versucht. Beschuldigen Sie den weißen Mann und lassen Sie den Nigger frei.‘ (…) Es war, als wüsste er, dass er sie damit in der Tasche hatte.“ (über Brown, S. 91)
Seit Lenas Ankunft in Jefferson kümmert sich Byron um sie. Mit Hightower spricht er über seine Gewissensbisse, darüber, dass er sich Lena gegenüber verplappert und ihr von Brown erzählt hat – und das, wo doch gerade herausgekommen ist, dass Brown in den Brand verwickelt war. Das Haus der Witwe Mrs. Burden ist nicht nur abgebrannt: Bevor der Brand sich ausgebreitet hat, hat ein Mann, der auf den Rauch aufmerksam geworden ist, auch ihre Leiche darin gefunden: der Kopf halb vom Leib abgetrennt. Außerdem ist herausgekommen, dass Brown und Christmas auf ihrem Grundstück gelebt und dort Whiskey verkauft haben. Als eine Belohnung von 1000 Dollar ausgeschrieben wird, taucht Brown plötzlich auf und behauptet, Christmas sei der Mörder. Doch seine Geschichte passt nicht zu der Aussage des Mannes, der den Brand entdeckt hat, und so verhärtet sich ein Verdacht gegen ihn. Da sagt er, Christmas sei Halb-Afroamerikaner, woraufhin die Stimmung gegen Christmas kippt. Byron hadert mit sich, denn er will Lena nicht belügen, ihr aber auch nichts vom verruchten Lebenswandel ihres Kindsvaters erzählen.
Christmasʼ Jugend
Christmas heißt mit Vornamen Joseph. Er wurde an einem Weihnachtsabend auf den Stufen eines Waisenhauses ausgesetzt. Mit fünf Jahren wurde er adoptiert, weil im Waisenhaus das Gerücht umging, Christmas habe afroamerikanische Vorfahren – und das wurde in einem Waisenhaus für Weiße nicht akzeptiert. Ein strenger Mann namens McEachern nahm Christmas bei sich auf. Er sah es als seine wichtigste Aufgabe an, dem Jungen Arbeitswillen und Gottesfurcht einzutrichtern, damit er nicht dem Müßiggang und der Faulheit verfiel. Christmas’ Jugend war hart. Er wuchs auf der Farm McEacherns auf, weitab von der Stadt. McEachern zwang ihn, den Katechismus auswendig zu lernen, bei Verfehlungen schlug er ihn mit einem Riemen. Christmas ertrug die Demütigung still und aufrecht. McEacherns Frau versuchte ihm heimlich zu helfen, doch er wollte auch vor ihr keine Schwäche zugeben. Christmas hasste es, wie sie sich für ihn einsetzte, ihre Freundlichkeit und Weichheit waren ihm nicht geheuer.
„Und als er (…), die Hand immer noch erhoben, festen Schrittes darauf zuging, ging er sehr wahrscheinlich in der furiosen und traumhaften Verzücktheit eines Märtyrers, der schon Absolution erlangt hat, auf den niedersausenden Stuhl zu, den Joe auf seinen Kopf schlug, und ins Nichts.“ (über McEachern, S. 188)
Mit siebzehn begann Christmas, heimlich Bobbie, eine zierliche Kellnerin aus der Stadt, zu treffen. Sie wohnte bei einem Ehepaar, in deren Restaurant sie kellnerte, und Christmas fand bald heraus, dass sie viele Gäste nicht nur bewirtete, sondern auch mit ihnen schlief. Auch Christmas bezahlte sie zu Beginn. Er begann zu rauchen und zu trinken und fand Vergnügen an dem gotteslästerlichen Lebensstil. Eines Nachts, als Bobbie und Christmas bei einer Tanzveranstaltung waren, überraschte McEachern sie. Er beschimpfte Bobbie als „Dirne“ und schlug Christmas, woraufhin dieser ihn mit einem Stuhl erschlug. Christmas floh überstürzt. Noch in derselben Nacht suchte er Bobbie auf. Er wollte sie heiraten und mit ihr fortgehen. Doch Bobbie brüllte ihn nur wütend an. Dann wurde Christmas von den Wirtsleuten und von Bobbies Freund, den er noch nie zuvor gesehen hatte, verprügelt. So begannen für Christmas fünfzehn Jahre der Wanderschaft durch diverse Städte.
Die Beziehung mit Mrs. Burden
Eines Tages verschlägt es Christmas nach Jefferson. Als er in dem kleinen Ort ankommt, erzählt ihm ein Junge von Mrs. Burdens Haus, in dem die Frau allein lebt. Christmas schleicht sich abends zum Haus, beobachtet es eine Weile und bricht in der Nacht dort ein, um Essen zu stehlen. Dabei wird er von Mrs. Burden überrascht. Zwischen den beiden entspinnt sich eine seltsame Beziehung. Mrs. Burden erlaubt Christmas, in einer kleinen Hütte am Rand ihres Grundstücks zu wohnen. Jeden Abend kocht sie für Christmas etwas zu essen und hinterlässt es für ihn in der Küche. Tagsüber sehen sich die beiden kaum. Sie beginnen ein Verhältnis, ihre Beziehung wird dadurch aber nicht wirklich inniger, manchmal drängt Christmas sich ihr einfach auf. Eines Nachts erzählt Mrs. Burden ihm von ihrer Familie. Ihre Vorfahren waren überzeugte Gegner der Sklaverei, die im Zuge des Bürgerkriegs in den Süden, nach Jefferson zogen. Die ganze Familie war im Ort verhasst. Noch heute hat Mrs. Burden kaum Anschluss zu den Bewohnern Jeffersons, außer zu den Afroamerikanern, die außerhalb des Ortes leben. Ihr Großvater und ihr Halbbruder wurden in einem Streit über die Sklaverei in einem Ort nahe Jefferson erschossen.
„Und auch ihre Augen flackerten nicht. (…) Sie waren so still und so ruhig wie alles Mitleid und alle Verzweiflung und alle Überzeugung. Aber er sah nicht in ihre Augen. Er beobachtete den Schatten der Pistole an der Wand; er sah zu, als der gespannte Schatten des Hammers vorschnellte.“ (über Mrs. Burden und Christmas, S. 260)
Nach dieser Nacht wird ihre Beziehung intensiver. Sie haben nun überall auf dem Grundstück Sex, spielen Rollenspiele. Mrs. Burden macht Christmas Eifersuchtsszenen, ohne Grund dazu zu haben. Allmählich ändert sich ihre Beziehung erneut. Christmas beginnt mit dem Whiskeyhandel. Langsam entfremdet er sich von ihr, fährt lieber nach Memphis zu den Bordellen. Mrs. Burden will dagegen, dass sie gemeinsam ein Kind bekommen und Christmas ihre Arbeit übernimmt: die Organisation von Schulen und Heimen für Afroamerikaner. Ihre Beziehung wird immer feindlicher. Sie will ihn zum Beten zwingen, wogegen sich Christmas wehrt. Eines Nachts eskaliert die Situation: Christmas, mit der Beziehung schon eine Weile unzufrieden, betritt das Zimmer mit einem Rasiermesser in der Hand. Mrs. Burden will Christmas erschießen, doch der Schuss löst sich nicht.
Auf der Flucht
Nachdem Mrs. Burdens Haus abgebrannt und ihre Leiche entdeckt worden ist, beginnt der Sheriff von Jefferson mit seiner Untersuchung. Schnell erfährt er, dass Christmas und Brown in der Hütte hinter dem Haus gewohnt haben. Ein Zeuge taucht auf, der Christmas unmittelbar nach dem Mord mit seinem Auto mitgenommen hat. Spürhunde werden geholt und die Jagd auf Christmas beginnt. Unterdessen sucht Byron erneut Reverend Hightower auf und offenbart ihm, dass er Lena nicht zurückschicken, sondern hierbehalten will, in der Hoffnung, dass Brown von ihr erfährt und türmt – und dass Lena das mitbekommt. Hightower wirft Byron vor, sich zwischen eine Frau und ihren Mann zu drängen. Byron ignoriert den Vorwurf des Priesters, bringt Lena in die Hütte, in der Brown gewohnt hat, und zeltet in unmittelbarer Nähe. Jetzt kann jederzeit das Kind auf die Welt kommen.
„Deshalb waren die Leute so aufgebracht. Dass er, ein Mörder, in feinen Klamotten durch die Stadt spaziert, (…) wo er sich doch eigentlich in den Wäldern hätte herumdrücken (…) müssen (…). Fast war es, als wüsste er nicht einmal, dass er ein Mörder war, und ein Nigger noch dazu.“ (über Christmas, S. 324)
Unterdessen stürmt Christmas in einen nächtlichen Gottesdienst einer afroamerikanischen Gemeinde. Er attackiert den Prediger und einige Anwesende, beschimpft Gott und verschwindet dann. Die Spürhunde rücken aber immer näher. Eine Woche flieht er erfolgreich vor den Verfolgern. Gepeinigt von Hunger und Schlafmangel trifft er schließlich in Mottstown ein, zwanzig Meilen von Jefferson entfernt. Hier gibt er sich gar keine Mühe mehr, sich zu verstecken. Noch am selben Tag wird er erkannt und festgenommen. Eupheus Hines, ein alter, cholerischer Mann, ist außer sich, als er von den Vorkommnissen in Jefferson erfährt, und schreit, man solle den Täter sofort lynchen. Unterdessen setzt seine Frau, Mrs. Hines, alles daran, den Gefangenen zu Gesicht zu bekommen. Nachdem Christmas nach Jefferson gebracht worden ist, fahren die Hines mit dem Zug ebenfalls dorthin.
Die Wahrheit über Christmas
Byron führt das Ehepaar Hines zu Hightower. Mrs. Hines offenbart, dass sie Christmas’ Großmutter ist. Ihr Mann sitzt neben ihr, hasserfüllt, und wirft wirre und wütende Bemerkungen ein. Die Tochter des Ehepaars, Milly Hines, wurde von einem Mann aus einem fahrenden Zirkus geschwängert. Es hieß, der Mann sei Mexikaner gewesen, doch Eupheus war von Beginn an überzeugt, dass es sich um einen Afroamerikaner handeln musste. Der gottesfürchtige und rassistische Eupheus tötete den Liebhaber seiner Tochter. Als Millys Kind auf die Welt kam, hielt er seine Frau mit einer Flinte davon ab, einen Arzt zu holen. So verstarb Milly während der Geburt. Ihr Kind überlebte und Hines brachte es in ein Waisenhaus in Memphis. Dort arbeitete Hines von nun an auch als Hausmeister – und erzählte herum, Christmas sei eigentlich Halb-Afroamerikaner.
„Er hätte wissen müssen, dass Frauenfleisch Gottes Gräuel ist. (…) Und zu Old Doc Hines, der es besser hätte wissen müssen, hat sie gesagt, er ist Mexikaner. Wo Old Doc Hines doch in seinem Gesicht den schwarzen Fluch des allmächtigen Gottes sehen konnte.“ (Eupheus Hines über sich selbst und Milly, S. 346)
Eupheus meint, Christmas sei das Werk des Teufels. Hightower fragt irritiert, was er für die Familie Hines tun könne. Da bitten ihn Mrs. Hines und Byron, den Mord nur für einen Tag auf sich zu nehmen, sodass Mrs. Hines einen einzigen Tag mit ihrem Enkel verbringen könne. Hightower lehnt ab. In derselben Nacht wird er von Byron geweckt, weil Lenas Baby zur Welt kommt. Hightower und das Ehepaar Hines helfen Lena, das Kind zur Welt zu bringen, noch bevor der Arzt kommt. Unterdessen flieht Byron. Er hat Lena kurz vor der Geburt gefragt, ob sie ihn heiraten will – und sie hat abgelehnt. Bevor er Jefferson verließ, schickte er Hightower zu Lena und er erzählte dem Sheriff von Browns und Lenas Geschichte, auf dass er die beiden zusammenführe.
Das Ende von Christmas und ein neuer Anfang
Ein Hilfssheriff bringt Brown zu der Hütte, wo Lena und das Neugeborene sich befinden. Völlig überfordert und panisch sucht Brown nach Ausflüchten und macht Lena leere Versprechungen, bevor er aus dem Fenster klettert und flieht. Er versteckt sich in der Nähe der Eisenbahnstrecke, wo Byron ihn findet. Es kommt zum Kampf und Brown verprügelt Byron. Er sieht zu, wie Brown auf einen fahrenden Zug springt und davonbraust. Unterdessen hat Mrs. Hines Christmas im Gefängnis besucht. Kurz darauf wird er vom Gefängnis zum Gericht geführt – und flieht. Chaos bricht aus und Christmas gelingt es, die meisten Verfolger abzuschütteln – außer den jungen nationalistischen Soldaten Percy Grimm.
„An den Esstischen an diesem Montag fragte sich die Stadt weniger, wie Christmas die Flucht gelungen sein mochte, sondern (…) warum er (…) sich weder ergeben noch Widerstand geleistet hatte. Es war, als hätte er (…) den Plan gefasst, passiv Selbstmord zu begehen.“ (S. 410)
Er verfolgt Christmas und stellt ihn in Hightowers Haus. Als Grimm in das Haus stürmt, springt ihm Hightower entgegen und behauptet, er habe den Mord an Mrs. Burden begangen, doch Grimm stößt ihn zur Seite. In der Küche hat Christmas sich hinter einem umgestürzten Tisch verschanzt. Sofort als Grimm die Küche betritt, feuert er sein ganzes Magazin durch die Tischplatte ab. Als die anderen Männer in Hightowers Haus eintreffen, kastriert Grimm den sterbenden Christmas gerade mit einem Schlachtermesser, damit Christmas auch in der Hölle „die weißen Frauen in Ruhe lassen“ würde.
Etwas später nimmt ein Möbelverkäufer ein seltsames Paar von Anhaltern mit: Byron, Lena und ihr Kind. Zunächst denkt er, sie seien eine Familie. Doch dann hört er eines Abends, wie Byron sich in Lenas Nachtlager schleichen will – und wie sie ihn ruhig und bestimmt abweist. Byron flieht in die Wälder, kehrt aber am nächsten Morgen wieder zurück. Gemeinsam fahren sie weiter, Richtung Tennessee.
Zum Text
Aufbau und Stil
Licht im August besteht aus 21 Kapiteln, die keine Titel tragen, sondern lediglich fortlaufend nummeriert sind. Der Roman kreist im Wesentlichen um zwei Handlungsstränge: die Suche Lena Groves nach dem Vater ihres Kinds und die Lebensgeschichte von Joseph Christmas. Der Stil des Romans wird einerseits der literarischen Moderne und andererseits der Gothic Novel zugeschrieben. Modern ist die Verwendung der Erzähltechnik des Bewusstseinsstroms, die Fragmentierung der Handlung sowie die sozialrealistische Darstellung. Die Erzählung geht nicht chronologisch voran, sondern wird immer wieder durch lange Rückblicke und Lebensläufe unterbrochen. Zudem gleitet die Erzählperspektive beständig von Person zu Person und wechselt immer wieder auch in eine auktoriale Erzählperspektive. Teilweise werden dieselben Handlungen, etwa Lenas Ankunft in Jefferson oder der Mord an Mrs. Burden, von unterschiedlichen Personen aus unterschiedlichen Zeitperspektiven erzählt. Dadurch wird die klare Orientierung in der Zeit verwirrt. Außerdem verschwimmen objektive und subjektive Realität.
Interpretationsansätze
- Ein Hauptmotiv des Romans, das ihn auch als Gothic Novel kennzeichnet, ist die Heimsuchung durch die Vergangenheit. Hightower, Mrs. Burden und Joe Christmas leben allesamt im Schatten einer übermächtigen Vergangenheit, die ihre Handlungen zu bestimmen scheint. Dabei ist, wie im Fall von Christmas, mitunter unklar, ob diese Vergangenheit überhaupt real oder bloß ein Gerücht ist.
- William Faulkner zeigt auf, wie tief der Rassismus in der Gesellschaft der Südstaaten verankert ist. Der Ort Jefferson, die Verhältnisse der Bewohner zueinander und sogar einzelne Lebenswege, etwa der von Joe Christmas, werden vollständig durch die Hautfarbe oder die Haltung zur Sklaverei bestimmt.
- Faulkner präsentiert einen entgleisten Puritanismus als eine der Wurzeln allen Übels. McEachern, Hightower und Eupheus Hines sind tiefreligiöse Männer, besessen von Reinheit und der Austreibung des Teufels. Ihr Umgang mit ihren Mitmenschen wird dadurch brutal und gefühlskalt.
- Licht im August ist Teil der Romanserie über den imaginären Landkreis Yoknapatawpha, den Faulkner sich ausgedacht und von Roman zu Roman weiter ausgearbeitet hat. Die zahlreichen Bezüge zu anderen Werken Faulkners, wiederkehrende Personen und Orte, wurden zur Zeit der Veröffentlichung übersehen.
- Die Bevölkerung von Jefferson erlebt die gesellschaftlichen Umbrüche als krisenhaft. Die Sorge um die Bedrohung der eigenen Identität durch andere Hautfarben, durch Frauen, durch Sexualität prägt das fanatische und gewalttätige Verhalten der Einwohner Jeffersons.
Historischer Hintergrund
Die amerikanische Moderne
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war geprägt durch Industrialisierung und die Transformation der Gesellschaft. Verarmung, Landflucht, neue Technologien, Massenmedien, das Aufkommen politischer Bewegungen führten zu einem verbreiteten Gefühl der Bedrohung, Überforderung oder Krise. Traditionelle Werte wurden plötzlich brüchig. Diese Stimmung wird im Allgemeinen mit den Begriffen „Moderne“ oder „Modernität“ umfasst. Und kein anderes Land wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhundert so sehr mit Moderne in Verbindung gebracht wie die USA. Durch die zivilisatorische Krise des Ersten Weltkriegs und die wirtschaftliche Depression zu Beginn der 1930er-Jahre verschärfte sich das moderne Krisenbewusstsein. Die moderne Literatur der USA suchte in dieser Zeit eine Balance zwischen innovativen Formexperimenten und einem wissenschaftlichen Realismus. Die Künstler zu dieser Zeit waren besonders von der Kehrseite der rational-aufgeklärten Moderne fasziniert: vom Unbewussten und Wilden, das etwa mit Weiblichkeit und Afrika verbunden wurde. Außerdem suchten sie inmitten der Umbrüche nach einem bleibenden Kulturkern der USA. Viel stärker als in der europäischen Moderne verbinden sich in den Romanen von John Dos Passos, Ernest Hemingway oder William Faulkner sozialer Realismus und künstlerischer Modernismus. Diese Rückbesinnung auf konkrete Lebenswelten findet vor allem in den 1930er-Jahren statt und wird als „kulturelle Wende“ der Moderne bezeichnet.
Entstehung
1931 war William Faulkner 34 Jahre alt. Obwohl sein letzter Roman Schall und Wahn einigen Erfolg gehabt hatte, machte ihm seine finanzielle Lage zu schaffen. Noch viel mehr ärgerte ihn, dass seine schriftstellerischen Qualitäten nicht anerkannt wurden. Im Sommer 1931 lehnte sein Verlag einige Manuskripte Faulkners ab – nicht zum ersten Mal. Und wie schon so oft zuvor ging er daran, sie umzuarbeiten. Am 17. August 1931 begann er in Oxford, Mississippi, ein neues Projekt mit dem Titel „Dark House“. Eines Abends fragte seine Frau Estelle ihren Mann, ob das Licht im August nicht anders aussehe als zu jeder anderen Jahreszeit. Ab da stand der Titel seines Romanprojekts fest: Licht im August.
Faulkner schrieb einige Anfänge, die sich um den Charakter Hightower drehten, aber erst als er die Figur Lena erfand, nahm der Roman Fahrt auf. Es war eine mühsame Arbeit. Der Roman ging ihm nicht so einfach von der Hand wie Schall und Wahn. Faulkner fühlte sich leer, unmotiviert, und jede Weiterentwicklung der Handlung wiegte er lange und gründlich ab. Mehrmals stellte er die Romanhandlung komplett um. Licht im August wurde das umfangreichste Manuskript Faulkners – und das am häufigsten überarbeitete. Im Dezember – nun arbeitete er in New York – war ein Viertel des Buchs fertig. Faulkner trank viel, erhielt viele Einladungen und wirkte aufgekratzt. Schließlich musste Estelle zu ihm reisen, weil Faulkners Freunde einen Zusammenbruch befürchteten. Mitte März 1932 beendete er das Werk endlich. Er war davon überzeugt, dass dieser Roman ein Erfolg werden würde. Er wollte ihn für 5000 Dollar verkaufen, doch zunächst nahm kein Verlag das Buch.Schließlich erschien es am 6. Oktober 1932.
Wirkungsgeschichte
Licht im August war der siebte Roman Faulkners. Seit der Veröffentlichung von Schall und Wahn 1929 nahm seine Karriere langsam Fahrt auf. Während er Licht im August abschloss, wurde er von bekannten Kritikern bereits als kommender Star gehandelt. Und Licht im August setzte diesen Aufwärtsschwung fort. Der Roman verkaufte sich gut, wenn auch etwas unter Faulkners eigenen Erwartungen. Die erste Auflage betrug 8500, die zweite 2500 Bücher. Alle großen Zeitschriften berichteten über den Roman – und alle beurteilten ihn auffallend positiv. Selbst Kritiker seiner früheren Bücher lobten Licht im August als deutliche Steigerung und beeindruckende Leistung. Vor allem Faulkners Stil und seine Eindrücklichkeit wurden gelobt. 1933 erschien eine leicht zensierte englische Ausgabe. Auch in England wurde der Roman äußerst positiv aufgenommen – vielleicht sogar noch enthusiastischer als in den USA selbst, wo Faulkners Darstellung der brutalen Rassentrennung des Südens durchaus für Unbehagen gesorgt hatte. 1935 folgten eine französische und eine deutsche Übersetzung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Faulkner schnell zu einem der berühmtesten Schriftsteller der US-amerikanischen modernen Literatur. Licht im August gilt heute als eines seiner besten Werke und als umfangreichste Darstellung von Faulkners Sicht des Lebens. Das Buch wurde in die Liste der hundert besten englischsprachigen Romane der New York Times aufgenommen.
Über den Autor
William Faulkner (ursprünglich: Falkner) stammt aus einer der aristokratisch geprägten Gutsherrenfamilien des amerikanischen Südens. Er wird am 25. September 1897 in New Albany, Mississippi, geboren. Sein Urgroßvater väterlicherseits hat eine gewisse historische Rolle in Mississippi als Konföderierten-Offizier im amerikanischen Bürgerkrieg gespielt sowie als Stadtgründer, Initiator einer Eisenbahnlinie und als Verfasser mehrerer Romane. William Faulkner selbst beendet ein Literaturstudium ohne Abschluss und meldet sich im Ersten Weltkrieg als Pilot bei der kanadischen Luftwaffe, ohne jedoch zum Kriegseinsatz zu kommen. In den 1920er-Jahren arbeitet er in verschiedenen Berufen, schreibt und veröffentlicht erste Arbeiten (Gedichte und einen Kriegsroman). 1929 gelingt ihm der erste Bucherfolg: Sartoris ist ein Familienroman über den alten Süden vor dem Hintergrund der verfallenden Südstaatengesellschaft, behandelt also ein ähnliches Thema wie Schall und Wahn (The Sound and the Fury), das im selben Jahr erscheint. Von 1932 an bis in die 1950er-Jahre arbeitet Faulkner in Hollywood als Drehbuchautor für alle großen Studios; unter anderem stammen die Skripte für zwei berühmte Filme unter der Regie von Howard Hawks aus seiner Feder: Tote schlafen fest (The Big Sleep, 1946) nach Raymond Chandler sowie Haben und Nichthaben (To Have and Have Not, 1944) nach Ernest Hemingway. Faulkner heiratet zweimal, hat mehrere Geliebte und ist beinahe zeitlebens berühmt für seinen übermäßigen Alkoholkonsum. 1949 wird ihm der Literaturnobelpreis verliehen. Faulkner weigert sich zunächst, nach Stockholm zu reisen, aber das amerikanische Außenministerium und seine Familie überreden ihn schließlich mit dem Argument, es wäre eine Schande für Amerika, wenn er es nicht täte. In den 1950er-Jahren arbeitet Faulkner auch als Dozent an Universitäten, vor allem in Charlottesville, Virginia, und wird mit Ehren überhäuft. Zweimal erhält er den Pulitzerpreis (1955 und 1963). 1962 übersteht er noch zwei Reitunfälle, stirbt aber am 6. Juli desselben Jahres an einem Herzschlag.
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