Liebelei
Schauspiel in drei Akten
- Drama
- Fin de siècle
Worum es geht
Kaum Lärm um viel
Der Kunst, mit vielen Worten nichts zu sagen, begegnen wir heute überall: in Parlamenten, Talkshows und Meetings. Viel seltener ist der umgekehrte Fall, und genau deshalb ist Arthur Schnitzlers unprätentiöser, reduzierter Stil so eindrücklich. Sicher, man könnte seitenlange Abhandlungen schreiben über die Objektivierung der Frau um 1900 oder über das Schicksal der oft aus einfachen Verhältnissen stammenden Chormädchen in Wiens zahlreichen Theatern, die schlichtweg als Prostituierte abgestempelt wurden. Oder aber man lässt die Figuren mit wenigen Worten unglaublich viel sagen, so wie der Autor es in Liebelei tut: Da ist der Vater, der glaubt, seiner Tochter wegen ihrer schönen Stimme einen Platz im Chor verschaffen zu können. Die neidische Nachbarin entgegnet: „Freilich, mit der Figur!“ Wie kein anderer beherrschte Schnitzler die Kunst, gesellschaftliche Missstände und zwischenmenschliche Tragödien ohne viel Lärm auf die Bühne zu bringen.
Zusammenfassung
Über den Autor
Arthur Schnitzler wird am 15. Mai 1862 als Sohn des jüdischen Klinikdirektors Johann Schnitzler in Wien geboren. Schon früh packen ihn die Leselust und das Interesse an der Schriftstellerei. Obwohl der Vater die literarischen Ambitionen seines Sohnes fördert, studiert Arthur auf dessen Wunsch Medizin in Wien. 1882 folgt ein Jahr beim Militär als Sekundararzt. 1885, mit 23, promoviert er in Medizin. In den folgenden Jahren arbeitet er als Assistenzarzt in verschiedenen Wiener Kliniken. Nach dem Tod des Vaters eröffnet er eine Privatpraxis. 1893 erscheint sein Dramenzyklus Anatol. Eine tiefe Freundschaft mit Hugo von Hofmannsthal beginnt. Schnitzler arbeitet vor allem für die Bühne: Sein Reigen von 1897 erregt einen Skandal wegen des vermeintlich pornografischen Inhalts und bleibt lange verboten. Mit der Novelle Lieutenant Gustl tut sich Schnitzler als Prosaschriftsteller hervor, allerdings kostet ihn die angebliche Verunglimpfung des Militärs seinen Offiziersrang. 1903 heiratet er seine Lebensgefährtin Olga Gussmann, mit der er bereits einen Sohn hat. In den folgenden Jahren kommen mehrere seiner Schauspiele zur Uraufführung, u. a. Der einsame Weg, Der grüne Kakadu und Das weite Land. Immer wieder ecken seine Werke bei der Zensur an: Neben dem Reigen betrifft das vor allem den Einakter Haus Delorne, der 1904 noch am Abend vor der Uraufführung verboten wird, und die Komödie Professor Bernhardi, die 1912 zwar in Berlin, nicht aber in Wien aufgeführt werden darf. Bei Kriegsausbruch 1914 bekennt sich Schnitzler zum Pazifismus: Im Unterschied zu vielen seiner Schriftstellerkollegen bricht er nicht in Kriegseuphorie aus. Nach der Trennung von seiner Frau im Jahr 1921 erzieht Schnitzler seine Kinder allein. 1922 macht er die nähere Bekanntschaft Sigmund Freuds, der in der Psychoanalyse zu ähnlichen Erkenntnissen kommt wie Schnitzler mit den Mitteln der Literatur. 1924 verwendet er die Technik des inneren Monologs in der Novelle Fräulein Else. 1926 erscheint die Traumnovelle. Schnitzler stirbt am 21. Oktober 1931.
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