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Liebende Frauen
Buch

Liebende Frauen

New York, 1920
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 2008 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Neue Liebesentwürfe

1916, mitten in den Kriegswirren, schrieb D. H. Lawrence einen komplexen Roman, in dem vom Krieg keine Spur zu finden ist, dafür aber die tiefe Überzeugung, dass die gesellschaftlichen Entwürfe der Vorkriegszeit endgültig zusammengebrochen sind. Zwei Schwestern erkunden Lebensperspektiven jenseits der üblichen Ehe, und zumindest einer von ihnen gelingt es am Ende, ihre Beziehung auf eine „höhere Ebene“ zu heben. Ein Schwanken zwischen Konvention und Moderne ist im Roman spürbar: Subtile psychische Vorgänge werden irritierend konventionell dargestellt; ein allwissender Erzähler hat beliebigen Zugang zum Bewusst- und Unterbewusstsein der Figuren, leuchtet dieses aber nicht kühl wissenschaftlich aus, sondern präsentiert es wie ein überengagierter Schullehrer. Heute würde man sagen: Ein strenger Lektor hätte dem Buch gut getan – und zwar nicht um es auf heikle Inhalte zu prüfen, wie dies bei der Veröffentlichung 1920 geschah.

Zusammenfassung

Zwei Schwestern

Die Schwestern Ursula und Gudrun Brangwen, 26 und 25 Jahre alt, beide Lehrerinnen, sitzen stickend und zeichnend in ihrem Elternhaus und sprechen übers Heiraten. Die Ehe reize sie nicht, bekennt Ursula. Sie hat schon mehrere Anträge abgelehnt, weil sie befürchtet, Heiraten bedeute das Ende jeder Erfahrung. Gudrun hat in London Kunst studiert und ist mit zwiespältigen Gefühlen in die Kleinstadt Beldover zurückgekehrt. Sie hofft, hier auf einen passenden Mann zu treffen – allerdings ohne aktiv nach einem solchen Ausschau zu halten. Auf die Frage, ob man Kinder bekommen soll, reagiert Gudrun entschieden ablehnender als Ursula. Als die beiden später einen Spaziergang machen und eine Hochzeitsgesellschaft beobachten, ist Gudrun fasziniert von Gerald Crich, dem Bruder der Braut, einem blonden, gut aussehenden, sehr selbstbewussten Mann, der eine gewisse Gefährlichkeit ausstrahlt. Ursula hingegen fühlt sich von Rupert Birkin angezogen, dem Trauzeugen. Er ist mit Hermione Roddice zusammen, die ihn zwar heiraten möchte, aber fühlt, dass er sich ihr immer mehr entzieht...

Über den Autor

David Herbert Lawrence wird am 11. September 1885 in Eastwood in Nottinghamshire geboren. Er ist das vierte Kind von Arthur und Lydia Lawrence, einem Grubenarbeiter und einer ehemaligen Lehrerin. Er besucht die Highschool, verlässt die Schule jedoch mit 15 Jahren und findet Arbeit in einer Fabrik. Wegen seines schlechten Gesundheitszustands muss er dort bald wieder aufhören. 1905 beginnt er zu schreiben. Von 1906 bis 1908 wird Lawrence in Nottingham zum Lehrer ausgebildet. Er unterrichtet an der Grundschule in Croydon, muss seine Stelle aber nach seiner Erkrankung an Tuberkulose wieder aufgeben. 1912 lernt der schmächtige Lawrence, der kaum sexuelle Kontakte hat, die sinnliche Deutsche Frieda Weekley, geborene von Richthofen, kennen. Sie ist die Frau seines ehemaligen Professors. Frieda verlässt für den Dichter ihren Mann und ihre drei Kinder. Sie wird Lawrence’ Muse, und er heiratet sie 1914. Während des Ersten Weltkriegs dürfen sie das Land wegen Spionageverdachts nicht verlassen. Lawrence leidet weiter an Tuberkulose und wird von Frieda immer wieder aufopferungsvoll gepflegt. Von 1919 an leben die beiden in Italien, den USA und Südfrankreich. Sie reisen nach Australien und Mexiko. Dort scheitert Lawrence damit, seinen Traum von einer idealen Kommune zu realisieren. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich. Ungeachtet dessen ist er literarisch äußerst produktiv: Neben zehn Romanen schreibt er Gedichte, Essays und Reiseberichte. Viele seiner Werke haben einen autobiografischen Bezug. In den Romanen Söhne und Liebhaber (Sons and Lovers, 1913), Der Regenbogen (The Rainbow, 1915), Liebende Frauen (Women in Love, 1920) und Lady Chatterleys Liebhaber (Lady Chatterley’s Lover, 1928) thematisiert er den Konflikt zwischen Tradition und Moderne und die Macht des Sexuellen. Am 2. März 1930 stirbt er im Alter von 44 Jahren in einem Sanatorium in der Nähe von Cannes. Seine Witwe lässt später seine Asche auf Lawrence’ Farm in Taos in New Mexico bringen.


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