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Lord Jim
Buch

Lord Jim

London, 1899
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1974 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Flucht vor der Vergangenheit

"Er war einer von uns", beteuert Marlow, der Erzähler in Joseph Conrads Roman Lord Jim, immer wieder, während er die Geschichte erzählt. Der verträumte junge Jim, Erster Offizier auf einem alten Dampfer, ist nicht besser oder schlechter als andere Menschen. Aber als das Schiff eines Nachts leckschlägt und er sich in Todesangst von den anderen Offizieren dazu hinreißen lässt, heimlich im Rettungsboot zu flüchten, verliert er seine Ehre und seinen Beruf und lädt eine untilgbare Schuld auf sich. Zumindest ihm erscheint es so: Seine Vergangenheit verfolgt ihn unaufhörlich, lässt ihn nicht mehr ruhen und durchkreuzt alle seine Versuche, ein glückliches Leben zu führen - bis er schließlich sein Versagen freiwillig sühnt. Joseph Conrads bekanntester Roman zeigt uns den Menschen als tragisches Opfer seines Schicksals, als einen, der für seine Fehlentscheidungen büßen muss und nicht auf Gnade hoffen darf. Mit seiner komplexen Struktur und der raffinierten Erzähltechnik wurde das Werk richtungsweisend für den Roman des 20. Jahrhunderts.

Take-aways

  • Lord Jim erzählt die Geschichte eines Mannes, der als junger Offizier einmal im Dienst versagt und sein Leben lang immer wieder von dieser Schuld eingeholt wird
  • Als ein Schiff mit 800 Mekka-Pilgern an Bord eines Nachts leckschlägt, beschließen die Offiziere, heimlich mit einem der wenigen Rettungsboote zu flüchten.
  • Einzig Jim möchte das Schiff nicht verlassen, springt jedoch in letzter Sekunde spontan mit ins Boot.

Über den Autor

Joseph Conrad wird als Józef Teodor Konrad Korzeniowski am 3. Dezember 1857 im polnischen Berdyczew geboren. Zu dieser Zeit ist Polen kein eigenständiger Staat, sondern aufgeteilt unter Russland, Österreich und Preußen. Josephs Vater, der dem Adel angehört, engagiert sich im Kampf gegen die russische Herrschaft; deshalb wird die Familie nach Russland verbannt. Die Mutter stirbt an den gesundheitlichen Folgen der Verbannung. Als auch der Vater 1869 stirbt, kommt Joseph in die Obhut seines Onkels. Dieser ist entsetzt, als der Junge den Wunsch äußert, zur See fahren zu wollen. Er unternimmt alles, um ihn davon abzubringen, muss aber schließlich doch nachgeben. 1874 beginnt Joseph seinen Dienst in der französischen Handelsmarine. Bald lässt er sich in Schmuggelgeschäfte verwickeln und verliert so sein ganzes Geld. Hoch verschuldet unternimmt er einen Selbstmordversuch. Danach entschließt er sich, in die englische Handelsmarine einzutreten und die Offizierslaufbahn einzuschlagen. 1886 erhält er sein Kapitänspatent und die britische Staatsbürgerschaft. 1889 beginnt er seinen ersten Roman, Almayer´s Folly (Almayers Wahn) – bemerkenswerterweise in Englisch, seiner dritten Sprache. Eine Fahrt in den Kongo 1890 wird zu einem traumatischen Erlebnis: Der grausame Umgang der Weißen mit den Einheimischen schockiert Conrad. Außerdem wird seine Gesundheit so schwer angegriffen, dass er vorzeitig nach England zurückkehren muss. Als er, auch wegen anhaltender gesundheitlicher und psychischer Probleme, keine Arbeit mehr findet, beendet er 1894 seinen ersten Roman und veröffentlicht ihn unter dem Namen Joseph Conrad, den er von da an beibehält. Das Werk wird von der Kritik positiv aufgenommen, und Conrad beschließt, sich in Kent niederzulassen und als Schriftsteller zu leben. Viele seiner Texte greifen seine Erlebnisse als Seemann auf. Ein wichtiges Werk ist die Erzählung Heart of Darkness (Herz der Finsternis, 1899), in der er seine Erlebnisse im Kongo verarbeitet. Conrad stirbt am 3. August 1924 an Herzversagen.


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