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Madame Bovary
Buch

Madame Bovary

Paris, 1856
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 2002 Mehr

Literatur­klassiker

  • Liebesroman
  • Realismus

Worum es geht

Die gefährlichen Liebschaften der Madame Bovary

Im Jahr 1856 erregte in Frankreich eine ganz unerhörte Geschichte die Gemüter: Da beschrieb ein weitgehend unbekannter Autor, wie sich eine gelangweilte Ehefrau in einem Provinznest in der Normandie einen Liebhaber nach dem anderen sucht, Ehebruch begeht und ihr ganzes Leben - und das ihres Mannes - zerstört. Das Schlimme in den Augen der Öffentlichkeit: Der Autor ergriff zu keinem Zeitpunkt Partei oder verurteilte das Geschehen. Dieser Autor war Gustave Flaubert und seine Madame Bovary sollte Literaturgeschichte schreiben: als erstes Werk des französischen Realismus und als einer der wichtigsten Romane der französischen Literatur. Flaubert kultivierte in diesem Roman einen unpersönlichen Stil, mit dem er die romantische Gedankenwelt seiner Heldin der hoffnungslosen, kalten und jämmerlichen Wirklichkeit gegenüberstellte. Madame Bovary scheitert an ihren Leidenschaften, häuft Schulden an, verstrickt sich in Lügen und nimmt sich am Schluss das Leben. Flaubert schuf hiermit einen der ersten modernen Romane und nahm einige der innovativen Erzähltechniken des 20. Jahrhunderts vorweg. Die Modernität zeigt sich vor allem darin, dass Flaubert mit dem kaltblütigen Auge des Beobachters die Realität abbildete, die naive Inspiration früherer Autoren links liegen ließ und aus dem Roman geradezu eine Sozialstudie machte, womit er eine neue Epoche begründete: den Realismus in der Literatur.

Zusammenfassung

Charles und Emma

Der 15-jährige Charles Bovary zieht mit seinen Eltern nach Rouen in der Normandie. Weil er sich in der Folge als eher unterdurchschnittlicher Student herausstellt, gelingt ihm das Medizinexamen erst im zweiten Anlauf. Nach dem Abschluss richtet ihm seine Mutter eine Praxis im Provinznest Tostes ein und verheiratet ihn obendrein mit der hässlichen, aber vermögenden Héloïse Dubuc. Diese Frau macht Charles das Leben zur Hölle: In ihrer Eifersucht spioniert sie ihm hinterher und öffnet sogar seine Briefe.

Eines Nachts ruft ein Bote den Landarzt Charles zu dem verunglückten Monsieur Rouault, der sich das Bein gebrochen hat. Emma Rouault, die junge und hübsche Tochter des Kranken, mit ihren weißen Händen, ihrer Eleganz und Unbefangenheit fasziniert Charles. So kommt es, dass er die Familie Rouault weiter besucht, obwohl sein Patient bereits wieder putzmunter ist. Die argwöhnische Héloïse macht Charles eine Szene, die dieser stoisch über sich ergehen lässt. Als jedoch Charles' Eltern erfahren, dass es mit dem Vermögen von Héloïse nicht zum Besten bestellt ist, kommt es zum Eklat. Héloïse stirbt einige Tage später an einem Blutsturz und Charles ist wieder ...

Über den Autor

Gustave Flaubert wird am 12. Dezember 1821 als zweiter Sohn eines Chirurgen in Rouen in der Normandie geboren. Er teilt das Schicksal vieler ungeliebter, weil ungewollter Kinder: Seine Kindheit verläuft eintönig und ist von wenig Zuneigung geprägt. Der Wohnort der Familie, ein Seitenflügel des Krankenhauses, tut ein Übriges, um Flauberts Kindheit düster zu überschatten. Nach der Schule und einem lustlos unternommenen Rechtsstudium in Paris zieht Flaubert sich immer mehr vom öffentlichen Leben zurück. Der Grund für seine Abschottung ist ein rätselhaftes Nervenleiden, das ihn auch zum Abbruch des Studiums zwingt. Auf seinem Landgut in Rouen widmet er sich der Schriftstellerei, die er fast schon asketisch zelebriert. 1846 lernt er Louise Colet kennen, die lange seine Geliebte und zur Zeit ihres Zusammentreffens bereits eine bekannte Schriftstellerin ist. Zwischen 1849 und 1851 unternimmt er mit seinem Freund Maxime Du Camp eine mehrmonatige Reise nach Griechenland, Ägypten und in den Nahen Osten. 1857 gelingt Flaubert mit Madame Bovary der große literarische Durchbruch. Ende der 50er-Jahre treibt es ihn nach Tunesien, wo er sich zu seinem Roman Salammbô (1863) inspirieren lässt. Die Romane L’Education sentimentale (Lehrjahre des Herzens, 1870) und La Tentation de Saint Antoine (Die Versuchung des heiligen Antonius, 1874) fallen beim Publikum durch. Einzig die 1877 erschienenen Meistererzählungen Trois Contes finden starke Beachtung. Die Korrespondenz mit der französischen Schriftstellerin George Sand, dem russischen Schriftsteller Iwan Turgenjew, dem Romancier Théophile Gautier und seinem literarischen Zögling Guy de Maupassant erscheinen postum unter dem Titel Correspondance. Flauberts letzter Roman Bouvard et Pécuchet (Bouvard und Pécuchet) bleibt unvollendet und wird erst im Jahr 1881 veröffentlicht. Am 8. Mai 1880 stirbt Gustave Flaubert in Croisset.


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