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Mattia Pascal
Buch

Mattia Pascal

Rom, 1904
Diese Ausgabe: Manesse, 1995 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Entwicklungsroman
  • Moderne

Worum es geht

Die Unmöglichkeit, ein anderer zu sein

Mattia Pascal durchlebt die typische Identitätskrise des modernen Menschen: Wer bin ich, wo komme ich her, wo gehe ich hin? Manchem Leser wird der Versuch, sich ein passendes Ich zurechtzuschneidern – und daran zu scheitern –, bekannt vorkommen. Mattias Fall ist freilich besonders drastisch: Durch Zufall reich geworden und für tot gehalten, beginnt er ein neues Leben jenseits der früheren Enge und Armut. Doch bleibt ihm die Liebe verwehrt, sodass er schließlich desillusioniert nach Hause zurückkehrt – wo aber längst nicht mehr alles beim Alten ist. Pirandello beschreibt den menschlichen Selbstbetrug, das Spiel mit Schein und Sein farbig und präzis. Nebenbei erfährt man viel über die junge Nation Italien um 1900, die einerseits von extremer Rückständigkeit, andererseits von raschem Fortschritt und widerstreitenden gesellschaftlichen Kräften geprägt war. Die unsichere gesellschaftliche und individuelle Situation, der Pessimismus gegenüber Moderne und Fortschritt – das klingt nach schwerer Kost. Dass Pirandello trotzdem ein überaus vergnügliches Buch gelingt, spricht für den späteren Nobelpreisträger.

Zusammenfassung

Vorwort

Der Erzähler betont, dass er Mattia Pascal ist. Er widmet sein Manuskript der Bibliothek seiner Heimatstadt, in der er arbeitet. Don Eligio, der die Bibliothek beaufsichtigt, hat ihn zur Niederschrift seiner Erlebnisse bewogen. Er hat Mattia Bücher zu lesen gegeben und ihn aufgefordert, genauso zu schreiben. Allerdings hat er ihn auch gewarnt: Der Mensch sei dazu verdammt, sich in Illusionen zu ergehen; die Wahrheit sehe er so gut wie nie.

Das erste Leben des Mattia Pascal

Mattias Vater stirbt an Malaria, als der Junge viereinhalb Jahre alt ist. Er hat sein Vermögen mit Handelsgeschäften als Seefahrer gemacht und hinterlässt neben Mattia und dessen Mutter einen weiteren Sohn, Roberto. Sie wohnen weiterhin in ihrem großen, alten Haus. Sein Geld hat der Vater in Häusern und Ländereien angelegt. Die kränkliche Witwe verzärtelt ihre Söhne, ist aber unfähig, das Erbe zu verwalten, und geht nur noch zum Kirchgang vor die Tür. Sie vertraut ihr Vermögen Herrn Malagna an, der es jedoch veruntreut. Ihre zänkische Schwägerin Scolastica...

Über den Autor

Luigi Pirandello wird am 28. Juni 1867 auf dem Landgut Càvusu (später Caos genannt) nahe dem heutigen Agrigent auf Sizilien geboren und wächst in einer wohlhabenden Familie auf. Die gesellschaftlich rückwärtsgewandte Atmosphäre Siziliens und der autoritäre, cholerische Vater prägen seine Jugend. Sein Studium der Philologie führt ihn nach Palermo, Rom und später nach Bonn, wo er eine sprachwissenschaftliche Dissertation über die Mundart seiner Heimatstadt Girgenti (Agrigent) schreibt. Obwohl er sich in die Tochter seiner Wirtsleute in Bonn verliebt hat, kehrt er nach Italien zurück und willigt in die arrangierte Heirat mit Antonietta Portulano ein, der Tochter eines Geschäftsfreundes des Vaters. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor. Pirandello lebt mit seiner Familie als Journalist und Schriftsteller in Rom; die ersten Dramen und Romane entstehen. Die Ehe wird für das Paar zur Qual. Nach einem Grubenunglück im Jahr 1903, in dessen Folge das Familienvermögen verloren geht, denkt Pirandello zunächst an Selbstmord, doch dann beschließt er, mehr zu arbeiten, um seine Familie durchzubringen. Antonietta, von Anfang an von Verlustängsten und Eifersucht geplagt, wird psychisch krank. 1919 willigt Pirandello ein, dass sie in eine Heilanstalt gebracht wird. Der Autor wird Professor für italienische Literaturgeschichte und ein gefeierter, international bekannter Schriftsteller. Als 1921 sein Stück Sechs Personen suchen einen Autor (Sei personaggi in cerca d’autore) aufgeführt wird, kommt es zum Skandal: Die Idee, Theaterfiguren könnten vom Regisseur ihre eigene Aufführung verlangen, überfordert das Publikum. 1924 tritt Pirandello in die faschistische Partei ein. Benito Mussolini erscheint ihm als Retter vor dem Zerfall der italienischen Gesellschaft, Pirandello hält eine hymnische Rede auf den Duce. Dieser übergibt ihm die Leitung eines eigenen, vom Staat subventionierten Theaters und wohnt der Eröffnung eines seiner Stücke bei. Pirandello geht mit seiner Truppe auf Tournee, teilweise aus Zwang, da das Geld knapp ist. Der Faschismus enttäuscht ihn. 1934 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Am 10. Dezember 1936 stirbt er in Rom.


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