Egal ob Fitnesstracker oder Schlafüberwacher – immer mehr Menschen wollen alles über sich selbst wissen, um Schwachstellen zu orten, ihre Leistung zu steigern und sich selbst zu optimieren. Die immer noch weitgehend unbekannte Funktionsweise des Gehirns wird zur neuen Eroberungszone. Miriam Meckel schildert in ihrem Buch den Übergang zum „Neurokapitalismus“. Sie sieht darin eine große Gefahr, denn Hirndoping mag zwar die Leistung verbessern, wird aber auch die Persönlichkeit verändern. getAbstract hält das Buch für äußerst lesenswert, weil es zeigt, wohin unsere Leistungsgesellschaft steuert.
Das Gehirn als neue Eroberungszone
Kennen Sie auch die Aussage, dass wir angeblich nur 10 Prozent unseres Gehirns effektiv nutzen? Dabei handelt es sich zwar um eine längst widerlegte Mär, doch sie hält sich weiterhin hartnäckig in unseren Köpfen. Bei so viel ungenutztem Hirnpotenzial kommt „neuronale Goldgräberstimmung“ auf. Nachdem sich der Hype um die Vermessung und Optimierung des Ichs lange auf die physischen Fähigkeiten konzentriert hat, ist nun der Kopf dran. Da Computer und Maschinen immer smarter werden, indem zum Beispiel der Kühlschrank entscheidet, wann er Obst und Gemüse nachbestellen muss, oder die Waschmaschine dann anfängt zu waschen, wenn der Stromtarif am günstigsten ist, muss auch der Mensch in seiner Leistungsfähigkeit nachziehen. Damit beschäftigen sich mittlerweile schon ganze Industrien, die auf ein lukratives Geschäft hoffen. Kranken Menschen sollen bessere Heilungschancen eröffnet werden, doch auch die große Masse „normaler Menschen“ steht im Fokus und soll den Verlockungen des Hirndopings erliegen. Aber wollen wir wirklich, dass Computer unsere Gedanken lesen und wir Teil einer Gedankencloud werden? ...
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