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Menschenkind
Buch

Menschenkind

New York, 1987
Diese Ausgabe: Rowohlt, 2007 Mehr

Literatur­klassiker

  • Historischer Roman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Das Trauma der Sklaverei

Menschenkind ist vieles zugleich: eine Gespenstergeschichte, eine Liebesgeschichte, ein politischer Roman. Das komplexe Geflecht aus Erinnerungen, Gegenwart und Fantastik ist vielschichtig und lädt zu unterschiedlichen Lesarten ein. Vor allem aber ist es voll emotionaler Wucht, überaus anschaulich und legt den Finger in die Wunde eines oft verdrängten, finsteren Kapitels der US-Geschichte. Toni Morrison widmete es den „Sechzig Millionen und mehr“, die infolge des Sklavenhandels starben. Das Schicksal der entflohenen Sklavin Sethe, die ihre Tochter umbringt, als die Sklavenfänger kommen, um sie und ihre Kinder zurückzuholen, wirft schwere Fragen auf: Gibt es Kindsmord aus Mutterliebe? Wie lebt man mit einer solchen Schuld? Menschenkind zu lesen tut weh, ist aber gleichzeitig ein Genuss, weil der Roman so musikalisch, lebendig, poetisch, realistisch und rätselhaft ist.

Take-aways

  • Menschenkind, 1987 erschienen, ist der dritte und berühmteste Roman der afroamerikanischen Autorin Toni Morrison.
  • Inhalt: Die entflohene Sklavin Sethe tötet ihre Tochter, um sie vor Sklavenfängern zu beschützen. Fortan lebt sie isoliert und geächtet. 18 Jahre später taucht Paul D auf, der auf derselben Farm Sklave war, und kurz darauf eine junge Frau, die Sethe für eine Wiedergängerin ihrer toten Tochter hält.
  • Zentrales Thema des Textes ist die Grausamkeit der Sklaverei.

Über die Autorin

Die Afroamerikanerin Toni Morrison wird am 18. Februar 1931 als zweites von vier Kindern in Lorain, Ohio geboren, ihr Geburtsname ist Chloe Ardelia Wofford. Ihr Vater kommt ursprünglich aus Georgia, wo er rassistische Gewalt erlebt hatte. Durch ihr Elternhaus ist Toni Morrison tief verwurzelt in der schwarzen Kultur mit ihrer Musik, ihren Ritualen und mündlich weitergegebenen Geschichten. Mit zwölf Jahren tritt sie zum Katholizismus über. Ihr Taufname ist Anthony – deshalb nennt sie sich später Toni. Als Jugendliche liest sie die großen Klassiker, etwa Jane Austen und die russischen Romanciers. Ihren Highschoolabschluss besteht sie mit Auszeichnung und studiert dann Anglistik an der traditionell afroamerikanischen Howard University in Washington D. C. Hier beginnt sie zu schreiben, wird Mitglied eines literarischen Zirkels. Nach dem Abschluss ist sie zunächst Universitätsdozentin für Literatur. 1958 heiratet sie den jamaikanischen Architekten Howard Morrison. Ihr erster Sohn wird 1961 geboren. Sie lässt sich 1964 scheiden, während sie mit ihrem zweiten Sohn schwanger ist. Nach der Scheidung geht Morrison nach New York und wird Verlagslektorin. Ihre Mission ist es, afroamerikanische Autoren mehr in die Wahrnehmung der literarischen Öffentlichkeit zu rücken. Eine Kurzgeschichte, die sie während der Howard-Zeit geschrieben hatte, entwickelt sie zu ihrem ersten Roman weiter, der 1970 unter dem Titel Sehr blaue Augen (The Bluest Eyes) erscheint. Als alleinerziehende berufstätige Mutter steht sie um vier Uhr morgens auf, um zu schreiben. Ihr dritter Roman, Solomons Lied (Song of Solomon, 1977), brachte ihr dann den literarischen Durchbruch. Morrisons insgesamt elf Romane handeln durchweg von den Schicksalen afroamerikanischer Menschen. Ihr Roman Menschenkind (Beloved, 1987) bringt ihr 1988 den Pulitzerpreis. 1993 wird sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Sie stirbt am 5. August 2019, mit 88 Jahren, in New York an den Folgen einer Lungenentzündung.


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