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Menschliches, Allzumenschliches
Buch

Menschliches, Allzumenschliches

Ein Buch für freie Geister

Chemnitz, 1878–1886
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 2000 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Nietzsches Wende

Wer Neues schaffen will, muss Altes zerstören. Nach diesem Credo verfährt Nietzsche in Menschliches, Allzumenschliches. Das Buch markiert den Beginn seiner „Philosophie des Vormittags“, die alles Geglaubte, Gehoffte und Gefürchtete einer gnadenlosen Kritik unterzieht. Moral, Religion, Gesellschaft: Alles kommt auf den Prüfstand. Nietzsche ist sich dabei nicht zu fein, seine eigenen Ideale zu verraten: In vielem von dem, was er zuvor vergöttert hat – allem voran Richard Wagner und dessen Kunst –, erkennt er nun Merkmale des Verfalls und sortiert es aus. So schlecht es ihm körperlich bei der Niederschrift der über 1000 Aphorismen ging, so kraftvoll und literarisch geschliffen sind die meisten davon geraten. In diesen mal kurzen, mal langen Sentenzen findet Nietzsche eine adäquate Form. Dem Leser bleibt dabei oft nur die Möglichkeit, mit offenem Mund zu staunen und irgendwie zu versuchen, den schnell wechselnden Themen zu folgen.

Zusammenfassung

Historische Philosophie statt Metaphysik

Die Metaphysik ist ein Erbfehler der Philosophie. Es gibt keine ewige Wahrheit und auch kein „Ding an sich“. Nur eine historische Philosophie, die vor allem geschichtliche Entwicklungen berücksichtigt und die Naturwissenschaft einschließt, kann zur Erkenntnis führen. Sie erklärt auch, wie Vernunft aus Unvernunft und Wahrheit aus Irrtümern entstehen konnte. Die Aufgabe der großen Geister des nächsten Jahrhunderts ist es, einen wissenschaftlichen Maßstab für die Bedingungen der Kultur zu finden.

Zu wenig Psychologie, zu viel falsche Moral

Es fehlt der Welt an psychologischen Beobachtungen, weil zu wenige Menschen sie verstehen und sich ihnen stellen – obwohl sie für die Wissenschaft unentbehrlich sind. Stattdessen verlässt man sich auf moralische Beobachtungen. Doch genau die haben zu falschen Interpretationen des Lebens und zu einer falschen Ethik geführt. Allein das Beispiel von Gut und Böse zeigt, wie leicht die Moral in die Irre führen kann: Erst wird nur eine Handlung als gut oder böse bezeichnet, dann sind es Motive und schließlich der Mensch an sich. Ursache und Wirkung werden also vertauscht, und auch von einem...

Über den Autor

Friedrich Nietzsche wird am 15. Oktober 1844 im sächsischen Röcken geboren. Seine Kindheit ist vom strengen Protestantismus des Elternhauses sowie vom frühen Tod des Vaters geprägt. 1864 beginnt er in Bonn ein Studium der klassischen Philologie und wechselt später nach Leipzig. Mit 24 Jahren wird der begabte Student auf eine Professur in Basel berufen. Mit seinem unkonventionellen Werk Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) brüskiert er seine Fachkollegen und wendet sich der Philosophie zu. Seine Unzeitgemäßen Betrachtungen (1873–1876) stehen unter dem Einfluss Arthur Schopenhauers. Mit dem Text Richard Wagner in Bayreuth (1876) setzt Nietzsche seiner Freundschaft mit dem Komponisten ein Denkmal. Kurz darauf bricht er jedoch mit ihm, u. a. wegen Wagners Hinwendung zum Christentum. Mit Menschliches, Allzumenschliches (1878) wendet Nietzsche sich auch von Schopenhauer ab. 1879 gibt er wegen einer dramatischen Verschlechterung seines Gesundheitszustands das Lehramt in Basel auf. Er leidet unter schweren migräneartigen Kopf- und Augenschmerzen. Die folgenden zehn Jahre sind von gesundheitlichen Krisen geprägt, denen er mit Aufenthalten in der Schweiz, in Italien und in Frankreich zu entgehen versucht. In diesen Jahren erscheinen Nietzsches Hauptwerke: Morgenröte (1881), Die fröhliche Wissenschaft (1882), Also sprach Zarathustra (1883–1885), Jenseits von Gut und Böse (1886) und Zur Genealogie der Moral (1887). Im Januar 1889 erleidet er in Turin einen geistigen Zusammenbruch: Aus Mitleid mit einem geschlagenen Droschkengaul umarmt er weinend das Tier und fällt später in eine vollständige geistige Umnachtung; möglicherweise ist Syphilis die Ursache. Er stirbt am 25. August 1900 in Weimar. Nach Nietzsches Tod erscheint auf Betreiben seiner Schwester das Buch Der Wille zur Macht, eine unabgeschlossene Sammlung von Aphorismen, die lange als Nietzsches Hauptwerk gelten. Heute stuft die Forschung diesen Text aufgrund vieler Verfälschungen durch die Schwester als sehr unzuverlässig ein. Zeugnis der letzten Schaffensphase Nietzsches und des zunehmenden Größenwahns legt Ecce homo ab, Nietzsches eigenwillige Autobiografie, die 1908 erscheint.


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