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Minna von Barnhelm
Buch

Minna von Barnhelm

oder das Soldatenglück

Berlin, 1767
Diese Ausgabe: dtv, 1997 Mehr

Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Aufklärung

Worum es geht

Weibliche List und preußische Soldatenehre

Zwei Liebende, die erst sich selbst und dann ihre Ringe nicht erkennen, ein durchtriebener Wirt und eine Kammerjungfer mit spitzer Zunge: Das klingt nach platten Gags und wilden Zoten. Doch nicht bei Lessing: Seine Komödienfiguren dem Gespött der Zuschauer auszusetzen, liegt ihm fern. Heiteres und Ernstes zeigt er nebeneinander und schafft mit den beiden Hauptfiguren Minna und Tellheim zwei echte Menschen mit individuellen Zügen und inneren Widersprüchen. Major von Tellheim wird nach dem Siebenjährigen Krieg unehrenhaft aus der preußischen Armee entlassen und blickt einer ungewissen Zukunft entgegen. Weil ihm seine Ehre über alles geht, diese aber verletzt wurde, kann er das Heiratsversprechen nicht einlösen, das er Minna von Barnhelm gegeben hat. Sie ist extra aus Sachsen nach Berlin gereist, um sich seiner zu versichern. Der Berliner Gasthof wird zum Schauplatz eines Verwirrspiels, bei dem Minna ihren Tellheim durch eine List davon überzeugen will, wie lächerlich es doch ist, sein Glück wegen gekränkter Ehre zu zerstören. Am Ende wird natürlich alles gut: Die Komödie war ein großer Erfolg für Lessing und ein hervorragendes Testfeld für seine Dramentheorie.

Take-aways

  • Lessings Minna von Barnhelm ist seit der Uraufführung im Jahr 1767 eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Komödien.
  • Inhalt: Major von Tellheim wird nach dem Siebenjährigen Krieg unehrenhaft aus dem Militär entlassen und hat kaum noch Geld. Er kommt im selben Gasthaus unter wie seine Verlobte Minna, die den Major sucht. Doch weil Tellheim sich ihrer unwürdig glaubt, flieht er ihre Nähe. Um ihm sein maßlos übersteigertes Ehrgefühl vor Augen zu führen, greift Minna zu einer List. Schließlich wird Tellheim rehabilitiert, er bekommt sein Vermögen zurück und kann Minna das Jawort geben.
  • Es handelt sich um ein Lustspiel, jedoch mit komplexen Charakteren und einem ernsten Konflikt.

Über den Autor

Gotthold Ephraim Lessing wird am 22. Januar 1729 als Sohn eines Pfarrers im sächsischen Kamenz geboren. Er studiert Theologie, Medizin und Philosophie in Leipzig und Wittenberg. Bereits in seiner Jugend verfasst er Dramen: Sein erstes Stück Der junge Gelehrte wird 1748 uraufgeführt. Von 1748 bis 1755 ist er Mitarbeiter der Berlinischen Privilegierten Zeitung. Er entscheidet sich dafür, freier Schriftsteller zu werden. In Wittenberg beendet Lessing sein Studium mit der Magisterwürde, danach betätigt er sich in Berlin als Theater- und Literaturkritiker. Es entstehen mehrere Dramen, darunter die Lustspiele Der Freigeist und Die Juden (beide 1749) sowie das erste bürgerliche Trauerspiel Miss Sara Sampson (1755). Von 1755 bis 1758 lebt Lessing wieder in Leipzig. Zusammen mit Johann Gottfried Winkler macht er sich zu einer Bildungsreise durch Europa auf, die jedoch bei Beginn des Siebenjährigen Krieges abgebrochen werden muss. 1758 kehrt Lessing nach Berlin zurück und gründet dort 1759 zusammen mit dem Philosophen Moses Mendelssohn und dem Schriftsteller Friedrich Nicolai die Zeitschrift Briefe, die neueste Literatur betreffend. Lessing selbst veröffentlicht darin mehrere Essays, in denen er u. a. den französischen Klassizismus kritisiert und William Shakespeare als Vorbild für deutsche Dramatiker hervorhebt. Von 1760 bis 1765 fungiert er als Sekretär des Generals Tauentzien in Breslau. 1767 erscheint das Erfolgsstück Minna von Barnhelm. Im gleichen Jahr folgt Lessing der Einladung, als Dramaturg am Deutschen Nationaltheater in Hamburg zu arbeiten. Hier verfasst er sein Grundsatzwerk der Schauspielkunst, die Hamburgische Dramaturgie. Doch bereits ein Jahr später scheitert das Projekt Nationaltheater. Ab 1770 ist Lessing Bibliothekar der herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel. Es erscheinen seine Dramen Emilia Galotti (1772) und Nathan der Weise (1779). 1776 heiratet er Eva König. Ihr gemeinsames Kind wird an Weihnachten 1777 geboren, stirbt aber schon einen Tag später; die Mutter folgt ihm wenige Tage später nach. Am 15. Februar 1781 stirbt Lessing in Braunschweig.


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