- Roman
- Moderne
Worum es geht
Das Leben ist eine Sackgasse
Ja, worum geht es eigentlich in Molloy? Diese Frage wurmt den Leser bis zur letzten Zeile. Ein Handlungsgerüst ist so gut wie nicht vorhanden. Sicher, ein Mann namens Molloy erzählt von der Suche nach seiner Mutter, ein anderer namens Moran von der Suche nach Molloy; doch das alles ereignet sich offenbar nicht in der Realität, sondern erinnert eher an einen Traum, in dem der Träumende alle Rollen selbst spielt. Sind Molloy und Moran also auf einer Reise zu sich selbst? „Wie soll einer dahin reisen, von wo er sich doch gar nicht entfernen kann?“, fragt Beckett an einer Stelle. Wer aus Molloy nicht schlau wird, ist deshalb noch lange nicht dumm. Denn Sinnlosigkeit ist bei Beckett Prinzip. Molloys und Morans Erlebnisse, die in so verstörender Weise auf nichts hinauslaufen, widerspiegeln die Situation des Menschen: Erkenntnis als Enttäuschung, Handeln als Scheitern – mit Becketts Molloy fand der äußerste Skeptizismus Eingang in die Literatur. Insofern ist das Buch, obgleich darin alle Bedeutung verneint wird, ein bedeutender Roman, ein radikaler Versuch, mit ihren eigenen Mitteln der Kunst ihre ureigenste Aufgabe abspenstig zu machen: das Erschaffen von Sinn. Beckett steht als Autor nicht gottgleich über dem Leser, sondern kreatürlich neben ihm. Mit ihm gemeinsam wundert er sich: „Worum geht es hier eigentlich?“
Zusammenfassung
Über den Autor
Samuel Beckett wird am 13. April 1906 in Foxrock nahe Dublin geboren. Er wächst in einer gut situierten und protestantischen Familie auf. Von 1923 bis 1927 studiert er Sprachen und Literatur in Dublin. Ein Jahr später geht er als Englischlektor nach Paris. Dort lernt er den Schriftsteller James Joyce kennen, mit dem er sich anfreundet. In Frankreich entstehen erste Erzählungen und Gedichte. 1930 kehrt Beckett als Lektor für Französisch ans Trinity College nach Dublin zurück und promoviert. Doch schon 1932 kündigt er seinen Vertrag mit der irischen Universität. Er kann sich nicht mit der Routinearbeit anfreunden, leidet unter Geldmangel und Depressionen. Als 1933 sein Vater stirbt und Beckett eine kleine Erbschaft antritt, reist der junge Schriftsteller jahrelang durch Frankreich, Italien und Deutschland. Seine ersten Romane Dream of Fair to Middling Women (Traum von mehr bis minder schönen Frauen, 1932) und Murphy (1938) entstehen. 1937 lässt er sich in Paris nieder. Hier lernt er seine Lebensgefährtin und spätere Frau, eine Pianistin, kennen. Beide schließen sich der Résistance an. 1942 müssen sie vor der Gestapo fliehen und sich im unbesetzten Südfrankreich verstecken. Beckett ist als Landarbeiter tätig und schreibt während dieser Zeit den Roman Watt, der 1953 veröffentlicht wird. In den Nachkriegsjahren ist der Autor äußerst produktiv. Er beginnt in französischer Sprache zu schreiben und wendet sich neben den Prosawerken dem Theater zu. Zwischen 1946 und 1950 entstehen u. a. der Roman Mercier et Camier (Mercier und Camier), sein erstes Stück Eleuthéria, die Romane Molloy, Malone meurt (Malone stirbt), L’Innommable (Der Namenlose) und das Drama En attendant Godot (Warten auf Godot). Die Uraufführung dieses Stücks bringt Beckett 1953 neben dem literarischen Durchbruch auch den ersten finanziellen Erfolg. Seine Dramen – 1957 erscheint Fin de partie (Endspiel), 1961 Happy Days (Glückliche Tage) – sind äußerst erfolgreich. 1969 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Mehrfach inszeniert er seine eigenen Dramen in Berlin, außerdem konzipiert er Fernseh- und Hörspielproduktionen. Am 22. Dezember 1989 stirbt Samuel Beckett in Paris.
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