- Drama
- Deutsche Exilliteratur
Worum es geht
Brechts berühmtes Antikriegsstück
Die Figur der Mutter Courage könnte nicht typischer sein für das epische Theater Bertolt Brechts: Anna Fierling, so ihr eigentlicher Name, ist zwar die Titelheldin des Stücks, bietet dem Publikum aber wenig Gelegenheit zur Identifikation. Ihren Spitznamen trägt sie, weil sie als Händlerin unerschrocken mit ihrem Planwagen über die Schlachtfelder des Dreißigjährigen Krieges fährt, sich zugleich aber auch um ihre drei Kinder zu kümmern versucht. Ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen: Der Krieg kostet alle drei das Leben. Mutter Courage lernt nichts daraus: Allein und verarmt schleppt sie sich auch am Ende des Stücks weiter zum Handel auf die Schlachtfelder. Die kleinen Leute können nie und nimmer Kriegsgewinner sein, so könnte die Moral des Stücks lauten, das Brecht 1939 im schwedischen Exil schrieb. Krieg und Faschismus waren für ihn Symptome der rücksichtslosen Gewinnsucht der herrschenden Klasse. Brechts Stücke waren während des Krieges in Deutschland verboten, die Uraufführung der Mutter Courage fand 1941 am Schauspielhaus Zürich statt. Erst nach dem Krieg kehrte Brecht nach Deutschland zurück und eröffnete - eben mit diesem Stück - sein einflussreiches Berliner Ensemble. Mutter Courage ist heute unbestritten ein Klassiker des 20. Jahrhunderts.
Zusammenfassung
Über den Autor
Bertolt Brecht wird am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1917 beginnt er mit einem Medizinstudium, das er jedoch wegen des Kriegsdiensts als Sanitätssoldat abbrechen muss. 1918 verfasst er Baal, sein erstes Theaterstück. Von 1924 an arbeitet er als Dramaturg bei Max Reinhardt in Berlin. Hier setzt sich Brecht mit der Philosophie des Marxismus auseinander. 1928 gelingt ihm mit der Dreigroschenoper ein grandioser Erfolg. In diesem Stück probiert er seine Technik des epischen Theaters aus, das sich erheblich von den traditionellen Theaterformen unterscheidet. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten werden Brechts Stücke verboten, ihm selbst wird die Staatsbürgerschaft entzogen. Er flieht ins Exil. Nach vielen Zwischenstationen, darunter Prag, Paris, Schweden, Finnland und die Sowjetunion, siedelt er sich mit seiner Frau, der Schauspielerin Helene Weigel, in Kalifornien an. Während des Exils entstehen seine berühmtesten Dramen, unter anderem Leben des Galilei (1938/39), Mutter Courage und ihre Kinder (1939) und Der kaukasische Kreidekreis (1944/45). Auch mit Gedichtzyklen tritt Brecht immer wieder hervor. Zwei Jahre nach dem Krieg, als in den USA die Jagd auf Kommunisten beginnt (McCarthy-Ära), kehrt Brecht den Vereinigten Staaten den Rücken. Die deutschen Westzonen verweigern ihm die Einreise, sodass er, nach einer Zwischenstation in der Schweiz, nach Ostberlin zieht. Gemeinsam mit seiner Frau gründet er hier 1949 das Berliner Ensemble. Im Theater am Schiffbauerdamm findet er eine geeignete Experimentierbühne für seine Stücke, die er dort höchstpersönlich zur Uraufführung bringt. Bertolt Brecht stirbt am 14. August 1956 in Berlin.
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