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Nachtasyl
Buch

Nachtasyl

München, 1902
Diese Ausgabe: Reclam, 2010 Mehr

Literatur­klassiker

  • Drama
  • Realismus

Worum es geht

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Mit seinem Drama Nachtasyl brachte Maxim Gorki erstmals in der Geschichte des Theaters Angehörige der untersten Gesellschaftsschichten als Helden auf die Bühne. Nicht ein einzelner tragischer Charakter steht im Mittelpunkt des Stücks, sondern eine Gruppe von gescheiterten Existenzen – Kleinkriminelle, Exsträflinge, Säufer und Schläger –, die im Obdachlosenasyl nach dem Sinn des Lebens und der Arbeit fragen und auf ihre Weise alle nach der Wahrheit suchen. Als der Pilger Luka auftaucht und die Menschen mit seinen Lügengeschichten ermutigt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich aus dem Elend zu befreien, kommt für kurze Zeit Hoffnung auf. Doch schon bald versinken alle wieder in Suff, Streit und Resignation. Einer begeht sogar Selbstmord. Die christliche Barmherzigkeitslehre, so die zutiefst pessimistische Botschaft des Stücks, hilft den Menschen nicht weiter, sondern stürzt sie sogar noch tiefer ins Unglück. Bis heute ist Nachtasyl, das schon bei der Uraufführung im Jahr 1902 Begeisterung auslöste und seinen Autor schlagartig weltberühmt machte, Maxim Gorkis erfolgreichstes Stück.

Zusammenfassung

Verlorene Illusionen über Liebe und Ehre

Es ist Morgen, und die Bewohner des Nachtasyls, eines höhlenartigen, mit Pritschen ausgestatteten Kellerraums, sind soeben erwacht. Gleich beginnen sie, zu streiten und sich gegenseitig zu beschimpfen. Der Baron zieht die junge Nastja, die in ein Buch vertieft ist, mit ihrer Vorliebe für kitschige Liebesromane auf. Der Schlosser Kleschtsch bezweifelt die Aussage Kwaschnjas, die beteuert, sie werde nach dem Tod ihres verhassten Mannes nie wieder heiraten. Kwaschnja verbittet sich solche Kommentare, zumal von einem wie Kleschtsch, der gerade seine kranke Frau Anna halbtot geprügelt habe. Der Baron weigert sich, das Zimmer auszufegen, obwohl er eigentlich an der Reihe wäre, und auch der Schauspieler will sich nicht am Aufräumen beteiligen.

Nachdem der Baron und Kwaschnja auf den Markt gegangen sind, kommt Kostylew herein, der Herbergsvater. Er sucht seine junge Frau Wassilissa, die er im Verdacht hat, ihn mit dem Dieb Pepel zu betrügen. Pepel wohnt in einer Kammer...

Über den Autor

Maxim Gorki (eigentlich Alexei Maximowitsch Peschkow) wird am 16. März 1868 in Nischni Nowgorod als Sohn eines Tischlers geboren. Nach dem Tod seines Vaters wächst er beim Großvater auf. Als er zehn Jahre alt ist, stirbt auch seine Mutter. Er verlässt die Schule, arbeitet als Küchenjunge, Bäcker und Hafenarbeiter und bildet sich autodidaktisch weiter. Sein Plan, in Kasan zu studieren, scheitert, da er nicht an der Universität aufgenommen wird. 1887 unternimmt er einen Selbstmordversuch. 1889 wird er wegen revolutionärer Propaganda verhaftet und steht fortan unter ständiger Aufsicht der Polizei. Er durchwandert zu Fuß weite Teile Russlands und veröffentlicht unter dem Pseudonym „Gorki“ („der Bittere“) erste Erzählungen wie Tschelkasch (1894) oder Lied vom Sturmvogel (1901). 1896 heiratet er Jekaterina Wolschina, mit der er zwei Kinder bekommt. Gorki unterhält engen Kontakt zu revolutionären Arbeitergruppen und wird mehrfach von der Polizei festgenommen, infolge öffentlicher Proteste aber wieder freigelassen. Mit seinen Theaterstücken Die Kleinbürger (1901) und Nachtasyl (1902) wird er über die Grenzen Russlands hinaus bekannt. 1905 setzt er sich aktiv für die Revolution ein und lernt Lenin kennen. Auf Reisen durch Europa und die USA schreibt er den Roman Die Mutter (1907). Als politischer Agitator darf er nicht nach Russland zurück und so lebt er bis 1913 im Exil auf der Insel Capri. Als 1917 in Russland die Revolution ausbricht, unterstützt Gorki die Bolschewisten nicht und kritisiert öffentlich Lenins Methoden der Verfolgung und des Terrors. Von der Zensur zum Schweigen gebracht, geht Gorki 1921 erneut ins Exil und lebt mit seiner neuen Lebensgefährtin Marija Budberg in Deutschland und Italien. Nach seiner Rückkehr in die Sowjetunion im Jahr 1927 wird er – inzwischen bekennender Bolschewist und Anhänger Stalins – mit Ehrungen überhäuft und zum Vorsitzenden des Schriftstellerverbandes ernannt. Seine Geburtsstadt Nischni Nowgorod wird in Gorki umbenannt. Gorki, der als Begründer des sozialistischen Realismus in der Literatur gilt, stirbt am 18. Juni 1936 unter ungeklärten Umständen.


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