Ist Indien noch ein demokratischer Vielvölkerstaat oder eine von Hindu-Nationalisten kontrollierte Autokratie? Ist das Land Freund Russlands oder Partner des Westens? Boomende IT-Nation oder rückständiges Agrarland? Eldorado für Investoren oder ein soziales und diplomatisches Pulverfass? Indien ist all das – und noch viel mehr, sagt der Journalist und Indologe Oliver Schulz. Er durchstreift das Land seit den 1980er-Jahren regelmäßig. In seinem Buch nimmt er die Leser mit auf die Reise, damit sie die Chancen und Risiken des Subkontinents besser einschätzen können. Unbedingt lesenswert!
Indien ist sozial, ethnisch und religiös tief gespalten.
Bis vor einigen Jahren galt Indien als die größte Demokratie der Welt.Zu Recht: Das politische Klima war liberal, und die politischen Entscheidungsträger versuchten, Armut und Ausgrenzung zu bekämpfen, religiöse Toleranz zu fördern und die Meinungsfreiheit zu schützen.
Dies änderte sich jedoch mit dem Aufstieg der Hindu-Nationalisten Ende der 1990er-Jahre.Während Indien sich wirtschaftlich öffnete und zu einem globalen IT-Champion aufstieg, wurde es nach innen restriktiver. Angehörige verschiedener Kasten, Ethnien und Religionen stehen sich zunehmend feindselig gegenüber.Durch die Gesellschaft geht ein tiefer Riss. Es herrscht ein Klima der Angst und des Schweigens.
Als Mahatma Gandhi sein Land in die Unabhängigkeit führte, träumte er noch von einer multireligiösen, multiethnischen und gewaltfreien Nation. Doch die britische Kolonialherrschaft endete im August 1947 mit der Teilung des indischen Subkontinents in die Staaten Indien und Pakistan. Es folgten blutige Massaker zwischen Hindus und Moslems, Umsiedlungen, Flucht und Vertreibung. In den Hauptstädten der beiden jungen Nationen trafen Leichenzüge ein...
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