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Nomoi
Buch

Nomoi

Athen, viertes Jahrhundert v. Chr.
Diese Ausgabe: Reclam, 2019 Mehr

Literatur­klassiker


Worum es geht

Ein unterschätzter Meilenstein der politischen Philosophie

Wenn es um die politische Philosophie Platons geht, wird hauptsächlich über den Dialog Der Staat gesprochen. Die Nomoi (Gesetze) hingegen, Platons längster und letzter von ihm selbst verfasster Dialog, galten lange als Zeichen der politischen Resignation und philosophischen Altersschwäche des Atheners. Dabei wagen sie ein viel spannenderes Projekt: als Gedankenexperiment den fiktiven Idealstaat aus Der Staat in die Realität zu überführen. Dazu spannt der Dialog einen weiten Bogen von Tugendlehre und Kosmologie über die Geschichte politischer Staatsformen bis zu juristischen Einzelheiten und sogar konkreten Vorgaben für Erziehung, Ehe oder Alkoholgenuss. Dank dieser Themenvielfalt sind die Nomoi eine umfassende Einführung in Platons Philosophie – und als solche wurden sie bis ins Mittelalter auch rezipiert. Auch wenn dem modernen Leser einige Gesetze Platons recht autoritär und totalitär erscheinen mögen, lohnt sich die Lektüre dieses reichhaltigen Textes, vor allem wegen seines allgemeinen Zugangs zur politischen Philosophie.

Take-aways

  • Platons Spätwerk Nomoi (auf Deutsch: Gesetze) gilt als Beginn der systematischen politischen Philosophie.
  • Inhalt: Drei ältere Herren – ein namenloser Athener, der Kreter Kleinias und der Spartaner Megillos – pilgern zu einem kretischen Zeus-Heiligtum und unterhalten sich dabei über Form und Ausrichtung einer idealen Verfassung und darüber, wie eine solche realisiert werden könnte.
  • Die Nomoi sind der längste Dialog, den Platon geschrieben hat.

Über den Autor

Platon gilt als einer der größten philosophischen Denker aller Zeiten. Zusammen mit seinem Lehrer Sokrates und seinem Schüler Aristoteles bildet er das Dreigestirn am Morgenhimmel der westlichen Philosophie. Platon wird 427 v. Chr. in Athen geboren, als Sohn des Ariston, eines Nachfahren des letzten Königs von Athen. Da Platon aus aristokratischen Kreisen stammt, scheint eine politische Laufbahn vorgezeichnet. Doch die Politik verliert für ihn schnell an Reiz, als er sieht, wie die oligarchische Herrschaft der Dreißig im Jahr 404 v. Chr. Athen unterjocht. Platon betrachtet die Politik von nun an mit einem gewissen Abscheu, sie lässt ihn aber nie ganz los. Er wird ein Schüler des Sokrates, dessen ungerechte Hinrichtung im Jahr 399 v. Chr. ihn stark prägen wird. Fortan tritt Sokrates als Hauptdarsteller seiner philosophischen Schriften auf: 13 Briefe und 41 philosophische Dialoge sind überliefert. Nach der Verurteilung des Sokrates flüchtet Platon zu Euklid nach Megara (30 Kilometer westlich von Athen). Er reist weiter in die griechischen Kolonien von Kyrene (im heutigen Libyen), nach Ägypten und Italien. 387 v. Chr. kehrt er nach Athen zurück und gründet hier eine Schule: die Akademie. Deren Studienplan umfasst die Wissensgebiete Astronomie, Biologie, Mathematik, politische Theorie und Philosophie. Ihr berühmtester Schüler wird Aristoteles. 367 v. Chr. ergibt sich für Platon die einmalige Möglichkeit, sein in seinem Hauptwerk Der Staat entworfenes Politikideal in die Praxis umzusetzen: Er wird als politischer Berater an den Hof von Dionysios II., dem Herrscher von Syrakus, gerufen. Seine Hoffnungen, diesen in der Kunst des Regierens zu unterweisen, zerschlagen sich jedoch. Platon stirbt um 347 v. Chr. in Athen.


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