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Nora oder Ein Puppenheim
Buch

Nora oder Ein Puppenheim

Kopenhagen, 1879
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2013 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Drama
  • Naturalismus

Worum es geht

Frau oder Mensch?

Ibsen hat sich dagegen verwahrt, mit Nora oder Ein Puppenheim ein Plädoyer für „die Sache der Frau“ im Sinn gehabt zu haben. „Ich bin mir nicht einmal darüber klar, was die Sache der Frau eigentlich ist“, formulierte er seinen Standpunkt, als er eine Ehrung von Feministinnen ablehnte. Und weiter: „Für mich hat sie sich als Sache des Menschen dargestellt.“ Den feministischen Gehalt des Stückes betrachtete er als erfreuliches Nebenprodukt seiner eigentlich dichterischen Absicht – der „Menschenschilderung“, wie er es nannte. In Nora gelangt die anfangs unreflektierte Protagonistin zur Erkenntnis, ein eigenständiger Mensch zu sein, statt bloß dekorative Zutat des Lebensentwurfs ihres unerträglich egozentrischen Gatten. Wenn auch diese radikale Wandlung erzähltechnisch nicht unbedingt überzeugt, hat Ibsen doch in der überaus lebendigen Schilderung der Nora sein künstlerisches Ideal erfüllt – und zudem ein politisches Stück geschrieben, ob mit Absicht oder nicht. Aus heutiger Sicht mag Ibsens Feminismus recht gönnerhaft, ja geradezu chauvinistisch wirken. Dennoch gebührt dem knorrigen Norweger das Verdienst, jene beiden Ideen, die Sache der Frau und die Sache des Menschen, in einem unvergänglichen Kunstwerk verschmolzen zu haben.

Zusammenfassung

Eheliches Idyll

Im Haushalt des Advokaten Torvald Helmer sind die Weihnachtsvorbereitungen in vollem Gang. Helmer schimpft scherzhaft mit seiner Frau Nora, die einmal mehr beim Geschenkekaufen nicht hat maßhalten können. Seine neue Arbeitsstelle als Direktor einer Aktienbank tritt er erst im Januar an, bis dahin heißt es also noch sparsam wirtschaften. Dennoch ist er von Noras Naivität entzückt: Wiewohl selbst dreifache Mutter, hat seine Frau immer noch das Wesen eines Kindes. Sie ist seine „süße kleine Singlerche“, sein „Eichhörnchen“. Beide freuen sich auf das neue Jahr und die finanzielle Sicherheit, die mit der neuen Arbeit einhergeht. Helmer versichert Nora überdies, dass sie künftig nicht mehr so viel im Haushalt tun muss. Dann wird Besuch angemeldet, das Hausmädchen führt eine Frau Linde herein. Sie entpuppt sich als eine alte Jugendfreundin von Nora, Kristine. Die beiden haben sich fast zehn Jahre nicht gesehen. Kristine hatte geheiratet und war weggezogen. Nun ist sie verwitwet und will wieder in der Stadt Fuß fassen. Die Freundinnen schildern sich gegenseitig ihre Lebenssituationen. Noras Familienglück hebt sich...

Über den Autor

Henrik Ibsen wird am 20. März 1828 als ältestes von fünf Geschwistern im norwegischen Skien geboren. Sein Vater ist ein erfolgreicher, aber auch risikofreudiger Geschäftsmann: 1835 geht er in Konkurs, die Familie muss den Ort verlassen. 1844 beginnt der Sohn eine Lehre als Apothekergehilfe in der Küstenstadt Grimstad. Er schreibt Gedichte sowie das Theaterstück Catilina und bereitet sich im Selbststudium auf das Abitur vor, um Medizin studieren zu können. 1850 zieht Ibsen in die Hauptstadt Kristiania (heute Oslo), kommt in Kontakt mit der revolutionären Arbeiterbewegung und schreibt Satiren. Catilina wird gedruckt, 1852 wird Ibsen Hausautor und Regisseur des Norwegischen Theaters in Bergen. 1856 spielt man dort sein nationalromantisches Stück Das Fest auf Solhaug (Gildet paa Solhoug). Ein Jahr später wechselt Ibsen zum Norwegischen Theater nach Kristiania. 1858 heiratet er Suzannah Thoresen, im folgenden Jahr wird Sohn Sigurd geboren. Ibsen engagiert sich für die norwegische Sprache und Kultur, hat aber wenig Erfolg; das Theater macht Bankrott und er gerät in Geldnöte. Ibsen wendet sich von der Nationalromantik ab, sucht sein Glück im Ausland und zieht mit der Familie 1864 nach Rom. Das Drama Peer Gynt von 1867 ist eine kritische Auseinandersetzung mit nationalromantischen Ideen und wird 1876 mit Edvard Griegs Musik am Kristiania-Theater uraufgeführt. 1868 zieht Ibsen mit seiner Familie nach Dresden. 1874 besucht er für einige Wochen sein Heimatland Norwegen und wird dort enthusiastisch begrüßt. Die Familie zieht nach München, dann wieder nach Rom. 1879 vollendet er das Schauspiel Nora oder Ein Puppenheim (Et Dukkehjem), das als Kampfschrift der Frauenemanzipation gelesen wird; zwei Jahre später folgt Gespenster (Gengangere), das wegen seiner provokanten Themen zunächst in Europa nicht aufgeführt wird. 1891 kehrt Ibsen nach Norwegen zurück. Er stirbt am 23. Mai 1906 nach einer Reihe von Schlaganfällen in Kristiania und erhält ein Staatsbegräbnis.


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