Harriet Beecher Stowe
Onkel Toms Hütte
dtv, 2006
Was ist drin?
Sklaverei ist ein himmelschreiendes Unrecht. Dies hat Harriet Beecher Stowe ihren amerikanischen Landsleuten vor mehr als 150 Jahren eindringlich vor Augen geführt.
- Roman
- Abolitionismus
Worum es geht
Der Roman über die Sklaverei
Die USA sind um 1850 ein gespaltenes Land. Ein tiefer Riss trennt die sklavenhaltenden Südstaaten von den Nordstaaten. Vor diesem Hintergrund erzählt Harriet Beecher Stowe in Onkel Toms Hütte die wechselhaften Schicksale von Sklaven, die den Launen und wirtschaftlichen Verhältnissen ihrer Herren auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Mit heiligem Zorn prangert die Autorin ein System an, in dem Menschen afroamerikanischer Abstammung wie Sachen behandelt werden konnten. Sie zeigt klar den inneren Widerspruch einer Nation auf, die aus dem Bestreben nach Freiheit und Gleichheit geboren wurde und einem Teil ihrer Bewohner eben diese Werte verweigerte. In ihrer Analyse der sozialen Verhältnisse ist die Autorin scharfsinnig und klar. Ihre Beschreibung ist jedoch sehr religiös-schwärmerisch geraten und ihre Forderung nach christlichem Erdulden des Leids ist doch sehr zweifelhaft. So stehen in diesem Buch modern anmutende Ansichten neben fast unerträglich rührseligen Passagen. Auch Beecher Stowes Charakterisierung des "Negers" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Wegen der differenzierten Darstellung der nordamerikanischen Gesellschaft zur unrühmlichen Zeit der Sklaverei bleibt der Roman aber sicher lesenswert.
Take-aways
- Onkel Toms Hütte ist ein amerikanischer Klassiker und ein engagiertes Plädoyer gegen die Sklaverei.
- Die Autorin setzt dem menschenverachtenden Sklavensystem das christliche Heilsversprechen der Bibel entgegen.
- Ein Farmer aus Kentucky verkauft zwei seiner Sklaven, den kleinen Harry und Onkel Tom, den Gutsverwalter, an einen Sklavenhändler, um seine Schulden zu begleichen.
- Harrys Mutter Eliza flieht mit ihrem Kind. Auf der Flucht trifft sie ihren Ehemann George wieder; er hat ebenfalls Reißaus genommen.
- Gemeinsam gelingt ihnen die abenteuerliche Flucht nach Kanada, in die Freiheit.
- Onkel Tom dagegen lässt sich folgsam von seinem neuen Besitzer den Mississippi hinunter nach New Orleans bringen.
- Auf der Schifffahrt rettet er einem kleinen weißen Mädchen das Leben. Ihr Vater kauft Tom.
- Auf dem prächtigen Besitz von St. Clare führt er mit anderen Sklaven ein angenehmes Leben.
- Toms Herr stirbt, noch bevor die Formalitäten zur geplanten Freilassung des Sklaven abgeschlossen sind.
- Tom wird an den gewalttätigen Eigentümer einer Baumwollplantage verkauft. Dort stirbt er nach einem Martyrium, das an den Leidensweg Christi erinnert.
- Georges und Elizas Familie lebt für einige Jahre in Frankreich und wandert dann ins afrikanische Liberia aus, einen von freigelassenen Sklaven gegründeten Staat.
- Der Roman war seinerzeit ein großer Erfolg. Er ist aber auch umstritten wegen seines stereotypen und religiös verbrämten Menschenbilds.
Zusammenfassung
Eine Familie wird auseinandergerissen
Die Sklaven haben es einigermaßen gut auf der Farm von Mr. Shelby in Kentucky. Sie müssen nicht allzu hart arbeiten und werden nicht verprügelt. Ganz anders geht es vielen ihrer Leidensgenossen auf den Plantagen im tiefen Süden, das wissen Mr. Shelbys Sklaven nur zu gut. Mrs. Shelby hat ihre Dienerin Eliza schon als kleines Mädchen aufgenommen und erzogen. Eliza ist mit George, einem Sklaven vom Nachbargut, verheiratet. Beide sind sehr hellhäutige Mischlinge. Von ihren drei Kindern lebt nur noch Harry, ein etwa fünfjähriger Junge. Onkel Tom, ebenfalls ein Sklave, ist de facto der Verwalter des Guts. Seine Frau, Tante Chloe, führt das Regiment in der Küche des Herrenhauses. Gemeinsam mit ihren drei kleinen Kindern leben sie in einer bescheidenen Hütte. Hier treffen sich regelmäßig viele Sklaven der Umgebung zum Gottesdienst. Master George, der Sohn der Herrschaft, liest dabei oft aus der Bibel vor, die Sklaven singen und tanzen.
„Onkel Tom war in religiösen Dingen eine Art Patriarch für die ganze Nachbarschaft. Von Natur vorzugsweise mit moralischen Anlagen und einer größeren Geistesbildung ausgestattet, als man sie bei seinen Gefährten findet, wurde er von allen sehr verehrt und fast wie ein Geistlicher behandelt.“ (S. 38 f.)
Diese Idylle ist bedroht. Mr. Shelby hat sich in Schulden gestürzt, und der Sklavenhändler Mr. Haley hat ihn durch einen fälligen Schuldschein in seiner Hand. Noch nie hat Shelby einen seiner Sklaven verkauft, doch nun kann er nicht anders, als zur Begleichung seiner Schuld neben seinem Verwalter Tom auch den Knaben Harry dem Sklavenhändler zu überlassen. Haley preist seinen humanen Umgang mit den Sklaven, der in der pragmatischen Erfahrung wurzelt, dass allzu grobe Behandlung den Wert der Arbeitskräfte mindert. Der Widerstand von Shelbys religiös denkender Gattin gegen den Verkauf von Harry und Onkel Tom ist vergebens, denn der Vertrag ist bereits unterzeichnet.
„Die Verfolger waren ihr dicht auf den Fersen, als sie von einer Kraft beseelt, wie sie Gott nur den Verzweifelten verleiht, mit einem wilden Schrei über die trübe Strömung am Ufer bis auf das Eisfloß sprang. Es war ein ungeheurer Satz, wie er nur in Wahnsinn und Verzweiflung möglich war.“ (über Eliza, S. 74)
Am gleichen Tag besucht George seine vom Verkauf noch nichts ahnende Ehefrau Eliza. Von seinem Herrn ist George für einige Zeit an den Fabrikbesitzer Mr. Wilson vermietet worden. Für ihn hat er eine Maschine zur Hanfreinigung erfunden. Weil aber seinem Herrn die Entfaltung der Fähigkeiten des Sklaven zuwider war, holte er ihn zurück und schikaniert ihn nun nach Kräften. George ist sich seiner Überlegenheit bewusst und leidet darum umso mehr unter seinem Dasein. Er schildert Eliza seine perspektivlose Situation, der er nach Kanada entfliehen will. Dann will er Frau und Kind freikaufen und zu sich holen.
Flucht nach Ohio
Am Abend belauscht Eliza ein Gespräch zwischen Mr. Shelby und seiner Gattin über den Verkauf ihres Sohnes. Sofort nimmt sie Harry und flieht mit ihm aus dem Haus. Sie informiert Onkel Tom, doch der entschließt sich, sich seinem eigenen bevorstehenden Verkauf nicht zu widersetzen. Eliza geht in Richtung der nächsten Stadt, um von dort über den Fluss in den Staat Ohio zu gelangen. Am nächsten Tag verfolgt Haley sie. Doch weil die zwei ihn begleitenden Sklaven die Verfolgungsjagd geschickt verzögern, gelingt Eliza im letzten Augenblick die Flucht über Eisschollen ans rettende Ufer des Nachbarstaates. Ihre Verfolger wagen dieses Abenteuer nicht und kehren um. Eliza findet zunächst Unterschlupf bei Senator Bird und seiner Frau. Bird hat kurz zuvor für ein Gesetz gestimmt, das die Auslieferung entflohener Sklaven an ihre Eigentümer erlaubt. Von seiner mitfühlenden Ehefrau lässt er sich jedoch überzeugen, Eliza zu helfen. Um sie vor ihren von Haley inzwischen angeheuerten Verfolgern zu schützen, bringt er sie in eine Quäkersiedlung.
„Man kann einem Neger ebenso wenig wie einem Kind vorspiegeln, man sei ihm böse, wenn es nicht wirklich der Fall ist. Beide erkennen instinktiv die Wahrheit trotz aller gegenteiliger Versuche.“ (S. 90)
Ihr Mann George ist mittlerweile ebenfalls entflohen. In einem Gasthaus in Kentucky trifft er auf Mr. Wilson, den Fabrikdirektor. Der erkennt ihn nur mit Mühe wieder, denn George hat sich mit ein paar Tricks von einem hellhäutigen Mulatten in einen spanisch aussehenden und selbstbewusst wirkenden Herrn verwandelt. Zu seiner Tarnung trägt außerdem ein Diener bei, der seine Mutter aus der Sklaverei befreien möchte. Mr. Wilson unterhält sich lange unter vier Augen mit George. Er verrät ihn selbstverständlich nicht, sondern steckt ihm noch Geld für die weitere Flucht zu.
„Wen triff die meiste Schuld? Den aufgeklärten, kultivierten, intelligenten Mann, der das System unterstützt, dessen unvermeidliches Ergebnis der Händler ist, oder den armen Händler selber?“ (S. 158)
Auf seinem Weg begegnet George einigen Quäkern, die ihn zu Frau und Kind bringen. Die Sklavenfänger sind den glücklich Wiedervereinten allerdings dicht auf den Fersen. Die Familie flieht im Schutz der Nacht, aber ihr Vorsprung schrumpft bedrohlich. Gerade noch rechtzeitig vor den Häschern gewarnt, flüchten sie sich in eine Felsformation. George ist entschlossen, eher zu sterben als in die Sklaverei zurückzukehren. Er schießt den ersten Verfolger, der in ihre Zuflucht gelangt, nieder. Die anderen Sklavenfänger fliehen daraufhin entsetzt. George ist froh, als er entdeckt, dass er seinen Feind nicht getötet hat; gemeinsam fahren sie in eine Quäkersiedlung, wo der Verletzte gepflegt wird. Durch dieses Ereignis bekehrt, wird er sich künftig nur noch der Jagd auf Wild widmen.
Onkel Tom in New Orleans
Tom wird vom Sklavenhändler Haley zusammen mit anderer menschlicher Ware, die dieser auf einer Auktion ersteigert hat, auf einem Schiff den Mississippi hinuntertransportiert. Auf der Fahrt rettet Tom ein engelsgleich aussehendes Mädchen namens Evangeline vor dem Tod durch Ertrinken. Ihr Vater Augustine St. Clare kauft Tom daraufhin und bringt ihn auf sein Anwesen in New Orleans. Vater und Tochter befinden sich auf der Rückreise aus Vermont, wo sie Verwandte besucht haben. St. Clare hat dort einen Teil seiner Jugend verbracht und es ist ihm gelungen, seine ihm ergebene Cousine Ophelia zu bewegen, ihn in den Süden zu begleiten. Dort soll sie für seine hartherzige Gattin Marie den Haushalt führen.
„Wir haben kurz vor den Wahlen so fromme Politiker, und überall in Kirche und Staat ist man so fromm, dass keiner weiß, wer ihn das nächste Mal betrügen wird.“ (Augustine St. Clare, S. 178)
Tom ist bei seiner Ankunft überwältigt von der Pracht des im maurischen Stil erbauten Anwesens. Er dient als Kutscher und hat viel Zeit, sich dem Bibelstudium zu widmen. Zwar kann er nur schlecht lesen, doch seine kleine Freundin Evangeline liest ihm gern vor. Sie erliegt zunehmend der Faszination der christlichen Heilslehre, nach der jeder, der an Christus glaubt und christlich handelt, den Tod überwinden und die Ewigkeit gewinnen kann. Mr. St. Clare hat einen weichherzigen Charakter. Mit seinem scharfen Verstand hat er zwar die Ungerechtigkeit der Sklaverei klar erkannt, doch aus Bequemlichkeit bedient er sich ihrer weiterhin. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder hat er eine große Plantage geerbt. Über die Behandlung der Sklaven entzweiten sich die Brüder jedoch. Augustine hat das Stadthaus in New Orleans mitsamt einigem Vermögen bekommen, während der Bruder weiterhin die Plantage bewirtschaftet. Seinen Sklaven lässt St. Clare weitgehend freie Hand. Seine Frau Marie dagegen würde sie nur zu gern hin und wieder auspeitschen lassen. Das Einzige, was die beiden Eheleute gemeinsam haben, scheint zu sein, dass sie den anderen nicht verstehen.
„(...) ich danke Gott, dass ich da geboren bin, wo es Sklaverei gibt, und ich glaube, dass sie recht ist; ich fühle, sie muss sein, und auf jeden Fall könnte ich ohne sie nicht leben.“ (Marie, S. 217)
Ophelia nimmt zwar den Haushalt in die Hand, doch wird sie des dort eingefahrenen Schlendrians nicht völlig Herr. Weil die Sklaven keine Bestrafungen fürchten müssen, verhalten sie sich unberechenbar und verantwortungslos. Als besondere persönliche Herausforderung für seine Cousine kauft Augustine das Sklavenmädchen Topsy, die von ihren bisherigen Besitzern nur misshandelt worden ist. Um zu überleben, hat sie sich zu einem ebenso schlauen wie unzugänglichen Wesen entwickelt. Nun soll Ophelia sie zu einer Christin erziehen. Augustine will seiner Cousine damit beweisen, dass es sehr viel leichter ist, die Entsendung von Missionaren nach Afrika zu unterstützen, als selbst einen schwarzen Menschen zu erziehen. Tatsächlich muss sich Ophelia eingestehen, dass sie zwar in der Theorie keine Vorurteile gegen Schwarze hat, dass ihr Berührungen durch sie aber unangenehm sind. Ihrer Aufgabe als Erzieherin widmet sie sich trotzdem hingebungsvoll und nach einer Weile sogar mit einigem Erfolg.
„Der Sklavenhändler kann seinen widerspenstigen Sklaven zu Tode peitschen lassen, der Kapitalist lässt ihn zu Tode hungern.“ (Augustine St. Clare, S. 269)
Augustines ganzer Lebensinhalt ist seine Tochter. Evangeline verhält sich zutiefst menschlich und wirkt zugleich entrückt. Mit Onkel Tom verbindet sie inzwischen eine innige Freundschaft. Tom ist es auch, dem sie die Ahnung ihres baldigen Todes anvertraut. Auf dem Sommersitz der Familie bricht bei ihr die Schwindsucht aus, Heilung ist nicht möglich. Das Mädchen freut sich auf das biblische Himmelreich. In einer Rede bittet sie die Sklaven des Hauses, Christen zu werden. Kurz darauf stirbt Evangeline, von allen heftig betrauert.
„Wenn Sie mich umbringen wollen, Master, dann töten Sie mich, aber ich erhebe meine Hände gegen niemanden. Lieber will ich sterben.“ (Tom, S. 412)
Einer ihrer letzten Wünsche war, Onkel Tom in die Freiheit zu entlassen. Nach Evangelines Tod wandelt sich St. Clare von einem müßigen Beobachter der bestehenden Verhältnisse zu einem engagierten und opferbereiten Christen. Onkel Tom verspricht er die Freiheit. Doch bevor die erforderlichen Formalitäten abgeschlossen sind, wird St. Clare bei einem Streit in einem Wirtshaus durch einen Messerstich schwer verletzt und stirbt. Seine hartherzige und den Traditionen des Südens verhaftete Witwe verkauft das Anwesen und die meisten Sklaven, darunter auch Tom. Einzig Topsy entgeht dem Verkauf, weil St. Clare das Mädchen vor seinem Tod seiner Cousine überschrieben hat.
Toms Martyrium
Tom wird auf einer Auktion von dem rohen Plantagenbesitzer Simon Legree gekauft. Dessen Motto: Wenn Sklaven an Entkräftung oder Gewalttätigkeiten sterben, kauft er sich eben neue. Zusammen mit anderen Neuerwerbungen bringt er Tom auf seinen Besitz am Red River. Dort erwartet Tom das totale Gegenteil seiner vorigen Station. Die einsame Baumwollplantage liegt inmitten undurchdringlicher Sümpfe. Legree wohnt in einem heruntergekommenen Haus mit der Mulattin Cassy. Die Sklaven müssen den ganzen Tag hart arbeiten, bekommen wenig zu essen und hausen in stallähnlichen Hütten. Unter ihnen regiert das Gesetz des Stärkeren. Die beiden schwarzen Aufseher verbreiten Angst und Schrecken.
„‚Master’, sagte Tom. ‚Ich weiß, dass Sie entsetzliche Dinge tun können, aber -’, er richtete sich hoch auf und faltete die Hände, ‚aber wenn Sie den Körper getötet haben, können Sie nichts mehr tun, und dann kommt die Ewigkeit!’“ (S. 438)
Legree will Tom zum Verwalter seiner Plantage machen. Als er von Tom verlangt, er solle ein Mädchen auspeitschen, weigert der sich. Dafür wird er von den beiden Aufsehern schwer verprügelt. Cassy pflegt den Verletzten. Als Tom sich auch nicht für sein Verhalten entschuldigt, weil er es nun einmal für richtig hält, nimmt sich Legree vor, ihn entweder zu brechen oder zu vernichten. Tom wird sich bewusst, dass sein Weg hier mit dem Tod endet. Er studiert intensiver denn je seine bis hierher gerettete Bibel und nimmt sein Schicksal an. Sein Vertrauen auf Christus und die Gewissheit seines ewigen Lebens lassen ihn heiter, gelassen und stark werden. Er hilft den Schwächeren bei der Arbeit, ist freundlich und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit dieser aufopferungsvollen Haltung reizt er Legree nur noch mehr.
„Denkt an eure Freiheit, jedes Mal wenn ihr Onkel Toms Hütte seht. Lasst sie euch eine Mahnung sein, ihm in seinen Fußstapfen zu folgen und ehrlich und treu und ein guter Christ zu sein, wie er es war.“ (George Shelby, S. 505)
Cassy will Tom überreden, Legree zu ermorden. Doch als dieser sich weigert, das Blut seines Herrn zu vergießen, flieht sie in Begleitung eines Dienstmädchens. Nachdem Legree vergeblich im Sumpf nach den Entflohenen gesucht hat, fragt er Tom, ob er etwas über die Flucht wisse. Tom bejaht, sagt aber nicht, was er weiß. Lieber nimmt er Leiden und Tod in Kauf, als das Versteck der beiden Frauen zu verraten. Aufopferungsbereitschaft und die Liebe zu seinen Feinden sind für Tom der Höhepunkt seines christlichen Glaubens. Legree und seine Aufseher versuchen, die Aussage aus ihm herauszupeitschen. Tom bleibt stumm.
Wenige Tage darauf trifft George Shelby auf der Plantage ein. Nach dem Tod seines Vaters ist er der neue Herr der Farm in Kentucky. Fünf Jahre zuvor hat er Tom bei ihrer Trennung versprochen, ihn eines Tages freizukaufen. Nun hat er sich auf die Suche nach ihm gemacht, um sein Versprechen einzulösen. Doch er kommt zu spät. Tom freut sich, dass er von seiner alten Herrschaft nicht vergessen worden ist, und stirbt mit unerschütterlichem Gottvertrauen. Voller Zorn droht Shelby dem Mörder, doch weil es keine weißen Zeugen gibt, wird Legree nichts geschehen. George bestattet Toms Leichnam außerhalb der Plantage. An seinem Grab schwört er, zum Ende der Sklaverei beizutragen.
In ein freies Land
Auf dem Schiff zurück nach Kentucky trifft er die entflohene Cassy. Es stellt sich heraus, dass sie Elizas Mutter ist. Eine weitere Mitreisende ist Madame de Thoux, die Schwester von Elizas Mann George, von dem sie als Jugendliche getrennt wurde und den sie nun sucht. Solchermaßen verbunden, suchen und finden die Frauen ihre Verwandten im kanadischen Montreal. Die Familie siedelt für einige Jahre nach Paris über, wo George studiert. Er kehrt dann zwar nach Amerika zurück, will seine Zukunft aber in Liberia verbringen, das als erste Republik in Afrika von freigelassenen Sklaven gegründet wurde. Von dort aus will er sich für die Abschaffung der Sklaverei und die Entwicklung einer afrikanischen Zivilisation engagieren.
Auf seiner Farm muss George Shelby Tante Chloe die Botschaft von Toms Tod überbringen. Er zieht seine Konsequenzen aus der Geschichte und schenkt allen Sklaven die Freiheit. Sie sind über ihre unsichere Zukunft besorgt. Doch Shelby beruhigt sie und überzeugt sie von den Vorteilen der Freiheit: Sie dürften weiterhin für ihn arbeiten, aber künftig gegen Entlohnung, und wenn er stürbe und die Farm verkauft würde, könnten sie gehen, wohin sie wollten. Das Schicksal, verkauft zu werden, bliebe ihnen erspart. Jedes Mal, wenn Sie Onkel Toms Hütte sehen, sollen sie daran denken, dass sie ihm ihre Freiheit verdanken.
Zum Text
Aufbau und Stil
Die Autorin erzählt die Geschichte von Onkel Toms Hütte in 45 Kapiteln mit programmatischen Titeln wie z. B. "Der Leser macht die Bekanntschaft eines humanen Mannes". Nach der Entwicklung einer familiären Idylle auf Shelbys Farm folgt die Autorin ihren Hauptfiguren in entgegengesetzte Himmelsrichtungen: Eliza, ihrem Kind und später auch ihrem Ehemann in den Freiheit verheißenden Norden, Onkel Tom auf seinem Weg in die finsterste Sklaverei im Süden. Zunächst entfaltet Beecher Stowe das Schicksal ihrer Hauptpersonen fast kapitelweise abwechselnd, später in größeren zusammenhängenden Blöcken. Die Frage, ob die Trennung der Sklavenfamilien überwunden werden kann, ist das zentrale, Spannung erzeugende Element des Romans. Vorherrschend ist die Perspektive des allwissenden Erzählers, manchmal unterbrochen durch die Sicht der gehetzten Opfer, was die Identifikation des Lesers mit den Flüchtenden erhöht. Die Einstellungen ihrer Figuren lässt Beecher Stowe in langen Dialogen zum Vorschein kommen, und die erzählenden Passagen werden immer wieder unterbrochen durch Belehrungen über die herrschenden Verhältnisse. Manchmal wird der Leser sogar direkt angesprochen, um ihn für das Unrecht der Sklaverei zu sensibilisieren. In den kommentierenden Passagen gelingt der Autorin bisweilen auch ein ironischer Tonfall. Von einigen schwer erträglichen, rührseligen Passagen abgesehen, erzählt sie die Geschichte ungekünstelt und prägnant.
Interpretationsansätze
- Onkel Toms Hütte ist ein engagiertes Plädoyer gegen das System der Sklaverei. Beecher Stowe zeichnet ein differenziertes Bild der amerikanischen Gesellschaft ihrer Zeit. Die Gleichgültigkeit des Nordens und der ökonomische Egoismus des Südens sind gleichermaßen verantwortlich für das offenkundige moralische Scheitern der Gesellschaft. In den Gesprächen zwischen St. Clare und Ophelia enthüllt die Autorin nicht nur die gängigen Vorurteile gegenüber Schwarzen, sondern erörtert auch das gesamte System der Sklaverei und vergleicht es mit der Ausbeutung der Arbeiter im England der Industrialisierung.
- Onkel Tom steht mit seiner demütigen, geduldigen und aufopferungsvollen Haltung in der Nachfolge Christi. Da er sein Schicksal voll Gottvertrauen bis zum Tod auf sich nimmt, wird er als Vorbild für alle Sklaven dargestellt, denen empfohlen wird, auf die Belohnung für ihre Leiden in einem besseren Jenseits zu hoffen - eine aus heutiger Sicht mehr als fragwürdige Lösung des Sklavereiproblems.
- Onkel Tom ist mit seiner passiven Haltung keine Identifikationsfigur für die afroamerikanischen Bürgerbewegungen in den USA, weil durch Passivität die gesellschaftlichen Verhältnisse nur zementiert und nicht geändert werden. Bürgerrechtler lehnen den Roman scharf ab wegen der zwar gut gemeinten, aber doch stereotypen Charakterisierung des "Negers" als weich, gefühlvoll und weniger zäh als die angelsächsische Rasse.
- Elizas und Georges Familie steht für eine Entwicklungsperspektive befreiter Sklaven. Diese sollen dem Roman zufolge durch Bildung gesellschaftlich aufsteigen können und ihre Fähigkeiten sinnvoll zum Aufbau einer christlich geprägten Zivilisation in Afrika einsetzen. Statt in der US-amerikanischen Gesellschaft einen Platz zu finden, sollten sie nach Beecher Stowes Vorstellung nach einer christlich-republikanischen Erziehung zum Erblühen des afrikanischen Kontinents beitragen.
Historischer Hintergrund
Die Sklaverei spaltet die USA
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchsen die USA innerhalb kurzer Zeit durch Zukauf von Land, durch die Besiedlung des "Wilden Westens" und durch gewonnene Kriege gegen Mexiko. Innenpolitisch rückte die Auseinandersetzung um die Sklavenfrage in den Vordergrund. Während in den zunehmend industrialisierten Staaten des Nordens die Sklavenhaltung verboten war, waren die landwirtschaftlich geprägten Südstaaten der Ansicht, man könne die wirtschaftliche Weiterentwicklung einzig auf dem Rücken der Sklaven gewährleisten. Baumwolle wurde zum wichtigsten Exportgut der USA. Auf den Baumwollplantagen mussten die Sklaven ohne Lohn arbeiten und waren der Willkür ihrer Herren ausgeliefert, die sie nach Belieben verkaufen, misshandeln und töten durften. Dem Gesetz nach waren sie keine Menschen, sondern Sachen. Diese Praxis stand in krassem Gegensatz zu der in der Unabhängigkeitserklärung der USA festgestellten Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Der Import von Sklaven war zwar seit 1776 verboten, doch der Menschenschmuggel konnte erst sehr viel später unterbunden werden. Zudem waren auch die Nachkommen von Sklaven Besitztümer ihrer Herren. Für die Abschaffung der Sklaverei engagierte sich im Norden die Bewegung der Abolitionisten. Der "Fugitive Slave Act" von 1850 verpflichtete die Bürger der Nordstaaten, entflohene Sklaven an ihre Besitzer auszuliefern. Der Norden fühlte sich darum als Handlanger gedemütigt. 1860 wurde mit Abraham Lincoln ein Gegner der Sklaverei zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Im folgenden Jahr traten die Südstaaten aus dem Staatenbund aus und gründeten eine Konföderation. Der folgende vierjährige Sezessionskrieg endete 1865 mit der Kapitulation der Konföderierten. Die Sklaverei wurde landesweit abgeschafft.
Entstehung
Vor der Verfassung von Onkel Toms Hütte musste Harriet Beecher Stowe eine ereignisreiche und leidvolle Phase ihres Lebens überstehen. Durch mehrere Geburten geschwächt, weilte sie zur Kur in Vermont. Kaum zurückgekehrt, wurde sie mit ihrem letzten Sohn schwanger. Er starb im Juli 1849 während einer Choleraepidemie. Sein Tod fand seinen Nachhall in Onkel Toms Hütte, wo der Verlust der Kinder durch Tod oder Verkauf und das Leid der Mütter ein Leitmotiv ist. Weil der Mann der Autorin in jener Zeit nicht arbeiten konnte, sorgte sie mit ihren literarischen Arbeiten für den Unterhalt der Familie. Während ihres Umzugs nach Neuengland 1850 wurde der Fugitive Slave Act verabschiedet. Er sorgte für allgemeine Empörung im Norden. In einem Brief bedauerte Beecher Stowes Schwägerin, nicht über dasselbe Talent zu verfügen wie Harriet, sonst würde sie gegen die Sklaverei anschreiben. Dies war für Beecher Stowe der Anstoß, ab Februar 1851 Onkel Toms Hütte zu schreiben.
Wirkungsgeschichte
Zwischen Juni 1851 und April 1852 erschien Onkel Toms Hütte zunächst als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift The National Era, einem Sprachrohr der Gegner der Sklaverei. Ursprünglich war die Geschichte auf nur einige wenige Folgen ausgelegt, doch aufgrund der überaus positiven Resonanz schrieb Beecher Stowe weiter. Im März 1852 erschien Onkel Toms Hütte in Buchform und avancierte zu dem amerikanischen Bestseller des 19. Jahrhunderts. Anhaltenden Erfolg hatten auch verschiedene Bühnenfassungen, auf die die Autorin allerdings keinen Einfluss nehmen konnte. Für die Sklavengegner in den USA war der Erfolg des Romans ein moralischer Triumph, in den Südstaaten wurde das Buch verrissen und in den folgenden Jahren mit etlichen "Anti-Onkel-Toms" beantwortet. Der Abraham Lincoln zugeschriebene Ausspruch: "Das ist also die kleine Dame, die diesen großen Krieg begonnen hat", übertreibt sicherlich die Bedeutung des Buches, aber seine Breitenwirkung lässt sich kaum übersehen: 1855 wurden Beecher Stowe 26 Lederbände mit Unterschriften von über einer halben Million Europäerinnen überreicht, die an die Amerikanerinnen appellierten, sich für das Ende der Sklaverei einzusetzen. In Europa wurden zunächst einhellig die literarischen und moralischen Qualitäten des Buches gerühmt. Leo Tolstoi verglich den Roman mit Fjodor Dostojewskis Aufzeichnungen aus einem Totenhaus; für George Sand war die Autorin eine Heilige. Gekürzte Ausgaben und zahlreiche Verfilmungen, in denen Onkel Tom oftmals fälschlicherweise als gebrechlicher alter Mann dargestellt wurde, bestimmten wesentlich die Rezeptionsgeschichte. So war der Roman in Deutschland lange nur als Jugendbuch bekannt und galt als sentimentaler Kitsch. Von afroamerikanischen Bürgerrechtsaktivisten wird Onkel Toms Hütte nach wie vor abgelehnt, wegen der stereotypen Darstellung der "Neger" und der ihnen nahegelegten Duldung ihres Schicksals im Vertrauen auf ein besseres Jenseits. "Uncle Tom" ist heute ein Schimpfwort für Afroamerikaner.
Über die Autorin
Harriet Beecher Stowe wird am 14. Juni 1811 in Litchfield, Connecticut, in eine alteingesessene, kinderreiche Familie geboren. Ihr Vater Lyman Beecher ist ein bekannter presbyterianischer Prediger, der sich nicht auf die Verbreitung von Gottes Wort beschränkt, sondern auch Blindenschulen gründet. Als kleines Mädchen verliert Harriet ihre Mutter. Sie geht in die von ihrer Schwester geleitete Schule und wird schon im Alter von 18 Jahren selbst dort Lehrerin, bevor sie 1822 ihrem Vater nach Cincinnati, Ohio, folgt. Dort lernt sie auch den Theologieprofessor Calvin E. Stowe kennen, den sie 1836 heiratet. Mit ihm hat sie sieben Kinder. Drei ihrer vier Söhne überlebt sie: Samuel Charles stirbt bereits als kleines Kind an Cholera, ihr ältester Sohn Henry ertrinkt 1857 beim Baden in einem Fluss, und ihr Sohn Fred, der als einer der ersten Freiwilligen im Sezessionskrieg in der Schlacht bei Gettysburg am Kopf verwundet wurde und Zeit seines Lebens an den Folgen der Verletzung leidet, verschwindet 1870 in San Francisco spurlos. Einzig der jüngste Sohn Charles überlebt seine Mutter. Beecher Stowes literarische Karriere beginnt 1834, als sie einen Kurzgeschichtenwettbewerb gewinnt und ihr Text in einer Zeitschrift gedruckt wird. Zeitweise sind wegen der angeschlagenen Gesundheit ihres Ehemanns Einkünfte aus ihren Artikeln und sentimentalen Erzählungen über ihre Heimat Grundlage des Familieneinkommens. 1850 übersiedelt die Familie ins bekömmlichere neuenglische Klima. Zunächst lebt sie für zwei Jahre in New Brunswick, Maine, dann seit 1852 in Andover, Massachusetts. Der überwältigende Erfolg von Onkel Toms Hütte macht Harriet Beecher Stowe schlagartig in Amerika und Europa berühmt und befreit sie von finanziellen Sorgen. Sie unternimmt mehrere Reisen nach Europa und wird u. a. von Queen Victoria empfangen. Als der Amerikanische Bürgerkrieg zu Ende ist, kauft sie eine Orangenplantage in Florida als Winterdomizil und als Aufgabe für ihren Sohn Fred. Sie schreibt noch zahlreiche Erzählungen und Romane, kann mit ihnen jedoch nicht mehr an den Erfolg von Onkel Toms Hütte anknüpfen. Wirbel löst sie 1869 mit ihrer Schrift Die wahre Geschichte über Lady Byrons Leben aus, in der sie ihre inzwischen verstorbene Freundin, die Witwe des berühmten englischen Dichters, gegen Vorwürfe in Schutz nimmt und Byron selbst angreift. Als geachtete Person des öffentlichen Lebens stirbt Beecher Stowe am 1. Juli 1896 in Hartford, Connecticut.
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