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Onkel Vanja
Buch

Onkel Vanja

Szenen aus dem Landleben in vier Akten

Moskau, 1897
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1995 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Drama
  • Realismus

Worum es geht

Ein Mikrokosmos der Vergeblichkeit

Onkel Vanja ist eines der meistgespielten Dramen der neueren europäischen Theatergeschichte. Tschechow präsentiert darin gescheiterte Existenzen, die zu ihrem großen Unglück zur Reflexion fähig sind. Ihr Scheitern ist Teil ihres Lebens, doch es ist weder verarbeitet noch akzeptiert. Es ist erlitten – jeden Tag aufs Neue. Es lähmt die Figuren und hält sie gefangen in einer Gegenwart, aus der sie sich wegwünschen in eine alternative, verklärte Vergangenheit oder in eine glücklichere Zukunft. Doch der Wunsch nach dem Ausweg wird nicht erfüllt. Jede kleine Flucht aus der Starre wird im Keim erstickt. Was aufwallt, beruhigt sich wieder, Chancen werden vertan, Risiken gemieden. So bleibt letztlich alles beim Alten, weil niemand über genug Mut, Entschlossenheit oder Kraft verfügt, etwas zu ändern. Nichtstun zerstört die Menschen und die Welt – das ist die zentrale Botschaft des Stückes. Tschechow lässt uns ohne Trost zurück: Liebe ist eine Illusion, Intellekt eine Qual, Religion ein Versprechen ohne Hoffnung. Doch trotz all der Trostlosigkeit ist Onkel Vanja auch ein Stück mit Humor und Empathie.

Zusammenfassung

Langeweile und Weltschmerz auf dem Lande

Auf dem Landgut des emeritierten Professors Serebrjakov unterhalten sich die alte Marina, einst Kindermädchen von Serebrjakovs Tochter Sonja, und der Arzt Astrov. Marina sitzt am Samowar und strickt einen Strumpf, Astrov geht auf und ab. Die beiden kennen sich seit mindestens elf Jahren, aus der Zeit, als Serebrjakovs Frau noch am Leben war. Astrov will von Marina wissen, ob er sich in dieser Zeit sehr verändert habe. Marina bestätigt das. Er habe damals frischer ausgesehen und auch noch nicht so viel getrunken. Astrov beklagt sein Los. Ständig ist er unterwegs, um den Leuten zu helfen. Unter all den verschrobenen Landeiern sei er schließlich selbst eines geworden. Geistig sei er auf der Höhe, aber seine Gefühlswelt sei tot, resümiert er. Willenlos und ohne Liebe sei er, nur die alte Marina könne er vielleicht noch lieben, weil die ihn an sein eigenes Kindermädchen erinnere. Seit ihm vor einiger Zeit ein Patient bei einer Operation gestorben ist, plagt Astrov das Gewissen. Er fragt Marina, wer in kommenden Zeiten noch an die heute Lebenden denken werde. Marina verweist...

Über den Autor

Anton Tschechow wird am 29. Januar 1860 in Taganrog am Asowschen Meer geboren. Sein Vater ist in seiner Kindheit noch ein Leibeigener gewesen. Mit diesem Makel behaftet, wächst Tschechow in einer kleinbürgerlichen Umgebung auf und besucht das Gymnasium. In Moskau studiert er Medizin und praktiziert danach einige Zeit als Arzt. Ab 1880 schreibt er für humoristische Zeitschriften. In den 1890er-Jahren wird der zunächst unpolitische Tschechow durch die Verschärfung der sozialen Widersprüche im Zarismus politisiert. 1890 unternimmt er eine Reise zu der sibirischen Insel Sachalin, um über die Zwangsarbeit der Verbannten zu berichten. Er organisiert Hilfsmaßnahmen für Opfer von Hunger- und Choleraepidemien und übt immer lauter Kritik an den herrschenden Zuständen. Tschechow verfasst Erzählungen und Dramen und entwickelt beide Gattungen maßgeblich weiter. Zu seinen bekannten Novellen zählen Die Steppe (1888), Eine langweilige Geschichte (1889), Das Duell (1891) und Die Dame mit dem Hündchen (1899). Für die Bühne schreibt er zunächst possenartige Einakter, dann lange Zeit gar nichts. Die große Anerkennung als Dramatiker findet er erst mit den Stücken Die Möwe, Onkel Vanja, Drei Schwestern und Der Kirschgarten, die zwischen 1896 und 1904 entstehen. Ab 1884 leidet Tschechow an Lungentuberkulose, weshalb er ab 1898 in Jalta auf der Krim lebt. 1901 heiratet er die Schauspielerin Olga Knipper. Sie begleitet ihn zur Kur ins deutsche Badenweiler, wo er am 15. Juli 1904 stirbt. Beerdigt ist er in Moskau.


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