Orlando
- Roman
- Moderne
Worum es geht
Orlando – ein androgynes Ideal
Mit unbändiger Fabulierlust erzählt Virginia Woolf vom Leben Orlandos, der als Junge zur Welt kommt und als Frau Karriere macht. Mindestens 350 Jahre umspannt dieses Leben, das im 16. Jahrhundert beginnt, im Jahr 1928 (in dem der Roman endet) noch andauert und anhand dessen die Autorin ein schillerndes Sittengemälde der englischen Gesellschaft zeichnet. Humorvoll weiß sie die verschiedenen Begegnungen Orlandos mit historischen Größen, mit Literaten und Philosophen in Szene zu setzen. Der Wendepunkt im Roman vollzieht sich, nachdem Orlando von einer aufdringlichen Herzogin der Hof gemacht wird. Er flieht als Gesandter nach Konstantinopel, wo Unglaubliches geschieht: Orlando verwandelt sich in einer tumultartigen Nacht in eine Frau – und muss sich als solche fortan den Ansprüchen der Umwelt stellen. Geschickt verwebt die Autorin das Leben Orlandos mit gesellschaftskritischen Einwürfen – beispielsweise als der frisch Verwandelten bei ihrer Rückkehr nach London Besitz und Rechte abgesprochen werden. Schließlich findet Orlando den Mann ihres Lebens, der ihr alle Freiheiten lässt, die sie zur Selbstverwirklichung braucht. Virginia Woolf schrieb Orlando als Hommage an ihre langjährige Freundin Vita Sackville-West. Entstanden ist ein feinsinniges Fantasiewerk, das zur Zeit seiner Publikation mit sämtlichen gesellschaftlichen Konventionen und Lesegewohnheiten brach.
Zusammenfassung
Über die Autorin
Virginia Woolf wird am 25. Januar 1882 in London als Adeline Virginia Stephen geboren. Die junge Virginia besucht keine Schule, sondern wird zu Hause von ihrem Vater unterrichtet und hat Zugang zu dessen umfangreicher Bibliothek. In dieser Zeit reift in ihr der Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Doch zunächst führen einige Todesfälle in ihrer Familie dazu, dass Virginia mehrere Nervenzusammenbrüche erleidet: Als sie 13 ist, stirbt die Mutter, zwei Jahre darauf die Halbschwester und neun Jahre später der Vater. 1906 stirbt ihr ältester Bruder Thoby an Typhus. Virginia bleibt im von Thoby gegründeten Bloomsbury-Zirkel aktiv und beginnt, Kritiken für Zeitschriften und Zeitungen zu schreiben. Nachdem der Schriftsteller Leonard Woolf ihr Anfang 1912 einen Heiratsantrag gemacht hat, erkrankt sie erneut psychisch. Vier Monate später nimmt sie den Antrag an, versucht aber schon kurz nach der Heirat, sich das Leben zu nehmen. Ihre Ehe beschreibt sie dennoch als glücklich. Leonard erweist sich als intellektuell ebenbürtiger, rücksichtsvoller Ehemann, der für ihre gelegentlichen Affären mit Frauen Verständnis aufbringt. 1915 erscheint Woolfs erster Roman Die Fahrt hinaus (The Voyage Out). Zwei Jahre später gründet das Ehepaar einen eigenen Verlag, Hogarth Press. Woolf verabschiedet sich ganz von konventionellen literarischen Formen und experimentiert in Jacobs Zimmer (Jacob’s Room, 1922) und Mrs Dalloway (1925) mit der Technik des inneren Monologs. Den humorvollen Roman Orlando von 1928 widmet sie ihrer Geliebten Vita Sackville-West. Der 1929 erschienene Aufsatz Ein eigenes Zimmer (A Room of One’s Own), in dem sie sich mit den Arbeitsverhältnissen von Schriftstellerinnen beschäftigt, wird später zu einem Klassiker der Frauenbewegung. Trotz immer wiederkehrender schwerer Depressionen arbeitet sie weiter an ihrem umfangreichen Werk. Am 28. März 1941 ertränkt sie sich im Fluss Ouse in Sussex. In ihrem Abschiedsbrief an Leonard schreibt sie: „Alles, außer der Gewissheit deiner Güte, hat mich verlassen. Ich kann dein Leben nicht länger ruinieren. Ich glaube nicht, dass zwei Menschen glücklicher hätten sein können, als wir gewesen sind.“
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