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Pedro Páramo
Buch

Pedro Páramo

Mexiko-Stadt, 1955
Diese Ausgabe: Hanser, 2008 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Eine Geschichte über die Hoffnungslosigkeit

Pedro Páramo ist ein kurzer Roman, aber zugleich von monumentaler Trostlosigkeit. Juan Rulfo schildert ein ländliches Mexiko, das unter archaischen Gewaltverhältnissen leidet und von toten, unerlösten Seelen bevölkert wird. Nicht einmal die Mexikanische Revolution hat einen Einfluss auf das existenzielle Elend der Dörfler gehabt, die von Gott und Gesetz im Stich gelassen zu sein scheinen – auf ewig. Erst im Verlauf des Buches erfährt man, dass die Menschen, mit denen der Ich-Erzähler spricht, Gespenster sind. Und noch mehr: Der Erzähler liegt selbst seit längerer Zeit im Grab. Mit seinem kunstvoll spröden Stil und der kühnen, fragmentarischen Struktur des Buches war Rulfo seiner Zeit weit voraus. Es fällt nicht leicht, sich in der vielstimmigen, mehrfach zeitversetzten Erzählung zu orientieren. Trotzdem sorgt das Buch für ein erschütterndes Leseerlebnis. Nachdem Juan Rulfo sich diesen Stoff von der Seele geschrieben hatte, veröffentlichte er in seinen rund 30 weiteren Lebensjahren kaum noch etwas. Sein einziger Roman entwickelte sich in dieser Zeit allerdings zu einem wegweisenden Meisterwerk der lateinamerikanischen Literatur.

Take-aways

  • Pedro Páramo ist Juan Rulfos einziger Roman – aber Rulfo schrieb mit seiner kühnen Montagetechnik Literaturgeschichte.
  • Inhalt: Juan Preciado kommt ins öde Dorf Comala, um dort seinen Vater Pedro Páramo zu finden, einen Gutsbesitzer, über den man sich grausame Geschichten erzählt. Die Menschen, denen er begegnet, stellen sich nach und nach als unerlöste Seelen heraus. Sie berichten nicht nur von Juans Vater, sondern auch vom einstigen dörflichen Elend und von einer unbarmherzigen Kirche. Juan stirbt und wird selbst zu einer unerlösten Seele.
  • Erst in der Hälfte des Buches wird klar, dass Juan Preciado längst gestorben ist und seine Geschichte einer benachbarten Toten erzählt.

Über den Autor

Juan Rulfo wird am 16. Mai 1917 im mexikanischen Bundesstaat Jalisco geboren. Ein betrunkener Nachbar erschießt 1923 seinen Vater, seine Mutter erliegt 1927 einer Krankheit. Im gleichen Jahr kommt Rulfo in ein Waiseninternat nach Guadalajara. Mitte der 30er Jahre zieht er zum Studium nach Mexiko-Stadt. Dort wird aber sein Schulabschluss nicht anerkannt, worauf er beginnt, bei der Einwanderungsbehörde zu arbeiten. In der Großstadt leidet Rulfo an Einsamkeit. Er schreibt einen Roman, den er später vernichtet. Während der 40er Jahre veröffentlicht er sporadisch Erzählungen. 1947 heiratet er, bis 1955 kommen drei Kinder zur Welt. Seine beiden maßgeblichen Bücher werden im Abstand von zwei Jahren veröffentlicht: 1953 der Erzählungsband El Llano en llamas (Der Llano in Flammen), 1955 Pedro Páramo. Rulfo arbeitet im Folgenden als Drehbuchautor, als Berater des Mexikanischen Schriftstellerverbandes und von 1962 an bis zu seiner Pensionierung am Institut für indianische Ureinwohner in Mexiko-Stadt. Sein schmales Werk erlangt Weltruhm: Von 1970 an erhält er mehrere nationale und internationale Literaturpreise. Zu einer nennenswerten Veröffentlichung kommt es nach Pedro Páramo nicht mehr. Wiederholt kündigt Rulfo einen neuen Roman an, der aber nie erscheint. 30 Jahre nach der Publikation von Pedro Páramo schreibt Rulfo in einer Notiz: „Als ich an Pedro Páramo arbeitete, wollte ich mich nur von einer großen Angst freischreiben. Um zu schreiben, muss man wirklich leiden.“ Bis an sein Lebensende bleibt Rulfo scheu und wortkarg. Zur mexikanischen Autorin Elena Poniatowska sagt er einmal: „Ich weiß, dass alle Menschen einsam sind. Aber ich noch mehr.“ Rulfo stirbt am 7. Januar 1986 in Mexiko-Stadt.


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