Wer glaubt, er wisse längst alles über den wohl berühmtesten Whistleblower der Welt, wird hier eines Besseren belehrt: Edward Snowdens Autobiografie ist persönliches Bekenntnis, trotzige Rechtfertigung, verzweifelte Moralpredigt und spannender Agententhriller in einem. Überzeugend legt der Autor dar, warum er alles riskierte – und funkt einen kaum verschlüsselten Hilferuf an alle westlichen Demokratien. Denn 2020 läuft seine Aufenthaltserlaubnis in Russland aus. Gut möglich, dass ihm die Aussicht, im US-Wahljahr zum Spielball zwischen Russland und Amerika zu werden, schlaflose Nächte bereitet.
Edward Snowden wuchs mit Computern und dem Internet auf.
Edward Snowden, Jahrgang 1983, wuchs als Kind typisch amerikanischer Mittelschichteltern in North Carolina auf. Vater und Großvater waren bei der Küstenwache. Die Familiengeschichte lässt sich bis zu den Pilgervätern zurückverfolgen, die 1620 auf der Mayflower nach Amerika kamen. Eines Tages beobachtete der kleine Eddie von seinem Schlafzimmer aus, wie sein Vater einen Commodore 64 an den Fernseher anschloss. Was danach geschah, war aufregender als alles andere in seinem bis dahin kurzen Leben: Sein Vater bestimmte darüber, was auf dem Bildschirm zu sehen war.
Mit neun Jahren zog Snowden mit seiner Familie nach Maryland in die Nähe von Fort Meade – damals wie heute Hauptsitz der National Security Agency (NSA). In seiner neuen Schule blieb er Außenseiter und verschanzte sich mehr und mehr hinter dem Familiencomputer. Als dieser 1992 über eine Modemverbindung erstmals online ging, wurde der Rechner sein Spielgefährte, „zweites Geschwister und erste Liebe“ zugleich – ein wahres Wunder.
In die Schule ging er nur noch zum Schlafen, seine Noten rutschten in den Keller. Sorgen bereitete ihm das nicht...
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