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Philosophie des Geldes
Buch

Philosophie des Geldes

Leipzig, 1900
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1989 Mehr

Literatur­klassiker

  • Soziologie
  • Moderne

Worum es geht

Das Geld und der moderne Mensch

Im Vorwort zu seiner Philosophie des Geldes betont Georg Simmel, dass es sich bei dem Werk nicht um eine ökonomische Studie handelt. Im Zentrum der umfangreichen Untersuchung steht vielmehr die Frage, wie sich das Geld auf den Lebensstil der Menschen und ihre Beziehungen auswirkt. Die Geldwirtschaft hat laut Simmel zwar zur Befreiung des Individuums geführt. Zugleich füllt das Geld jedoch eine Leere aus, die durch den Verlust persönlicher und religiöser Bindungen entstanden ist. Aus dem einstigen Mittel zum Leben ist selbst ein Lebenszweck geworden, ein moderner Gott, den die Massen anbeten – und der ihrer Sehnsucht nach Sinn doch niemals gerecht wird. Simmel zeigt sich als nüchterner Beobachter und scharfsinniger Analytiker seiner Zeit − eine geschlossene, systematische Theorie liefert er jedoch nicht. Ebenso wenig bietet er einen Gegenentwurf zur kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Das trug ihm den Vorwurf der „Geldapologetik“ ein. Aus heutiger Sicht besteht der Wert des Buches jedoch gerade in seiner ideologischen Standpunktlosigkeit. Unter dem Eindruck der Finanzkrise gewinnt der Klassiker wieder an Aktualität.

Take-aways

  • Philosophie des Geldes zählt zu den Hauptwerken des Soziologen Georg Simmel.
  • Inhalt: Die Geldwirtschaft hat die Freiheit und Individualisierung des Menschen vorangetrieben. In der aufgeklärten, rationalen Moderne ist das Geld jedoch vom Tauschmittel zum Selbstzweck, ja sogar zum Religionsersatz geworden. Der moderne Mensch verspürt eine Sehnsucht, die er mit Konsum und ständigen Aktivitäten vergeblich zu stillen sucht.
  • Simmels Interesse gilt nicht volkswirtschaftlichen Fragen, sondern den Auswirkungen des Geldes auf die Beziehungen und den Lebensstil der Menschen.

Über den Autor

Georg Simmel wird am 1. März 1858 in Berlin als jüngstes von sieben Kindern in eine wohlhabende jüdische, zum Christentum konvertierte Kaufmannsfamilie geboren. Nach dem Tod des Vaters 1874 gerät Georg unter die Vormundschaft des Musikverlegers Julius Friedländer, der ihm später sein Vermögen hinterlässt. Simmel studiert Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin, wo er ab 1885 als Privatdozent tätig ist. 1890 erscheint sein Werk Über sociale Differenzierung. Im gleichen Jahr heiratet er die Malerin und Schriftstellerin Gertrud Kinel. Das Haus des Ehepaars avanciert zu einem geistig-kulturellen Zentrum Deutschlands, in dem u. a. Rainer Maria Rilke, Stefan George, Edmund Husserl, Georg Lukács und Ernst Bloch verkehren. Trotz antisemitisch motivierter Einwände gegen seine Anstellung erhält Simmel 1900 eine außerordentliche Professur für Sozial- und Geschichtsphilosophie an der Berliner Humboldt-Universität. Im gleichen Jahr wird seine Philosophie des Geldes veröffentlicht. Seine für ihre rhetorische Brillanz berühmten Vorlesungen geraten zu kulturellen Ereignissen, die über Fachkreise hinaus ein buntes Publikum anziehen. Die wachsende Popularität trägt Simmel aber auch den Ruf eines unkonventionellen Exoten ein. Zusammen mit Ferdinand Tönnies, Werner Sombart und Max Weber gründet Simmel 1909 die Deutsche Gesellschaft für Soziologie. Erst 1914 wird der 56-jährige Außenseiter im akademischen Betrieb zum ordentlichen Professor berufen – ins ferne Straßburg. Er leidet unter dem provinziellen Mief der Universität und der geistigen Isolation, verfasst aber in dieser Zeit Bücher wie Grundfragen der Soziologie (1917) und Der Konflikt der modernen Kultur (1918). Am 26. September 1918 stirbt Georg Simmel an Leberkrebs.


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