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Philosophische Untersuchungen
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Philosophische Untersuchungen

Oxford, 1953
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2003 Mehr

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Literatur­klassiker

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Worum es geht

Wittgensteins spätes Hauptwerk

Als Ludwig Wittgenstein die Philosophischen Untersuchungen schrieb, war er durch seinen Tractatus logico-philosophicus in Fachkreisen bereits ein berühmter Mann. Nach jahrelanger Abstinenz vom philosophischen Denken wandte er sich ab 1929 wieder der Materie zu – um schließlich in 693 Paragrafen seine frühere Theorie zu korrigieren. Sein Interesse richtete sich nun nicht mehr auf eine formal logische, konstruierte Idealsprache, sondern auf die normale, gesprochene Alltagssprache. Was macht das Wesen unserer Sprache aus? Woran lässt sich die Bedeutung eines Wortes oder Satzes erkennen? Wie lernen Kinder ihre Muttersprache? Aufgrund welcher Regeln und Vereinbarungen gelingt es Menschen überhaupt, miteinander zu kommunizieren? In immer neuen Anläufen umkreist Wittgenstein diese Fragen, leidenschaftlich, akribisch und ohne dabei fertige Antworten zu liefern. Die vielen Beispiele und Situationen aus dem Alltag, mit denen er seine Argumentation untermalt, sind gerade durch ihre Banalität erhellend und dabei sogar oft erheiternd. Wittgensteins Spätwerk ist ein schwieriges, aber sehr lohnenswertes Buch, weil es zum Nachdenken über etwas für uns so Selbstverständliches wie unsere Sprache anregt.

Zusammenfassung

Sprache als Benennen von Gegenständen

Nach einer verbreiteten Vorstellung der menschlichen Sprache hat jedes Wort eine feste Bedeutung. „Tisch“ bezeichnet den Gegenstand Tisch, „Stuhl“ den Gegenstand Stuhl usw. Kinder lernen ihre Muttersprache, indem sie darauf abgerichtet werden, Menschen, Gegenstände, Formen, Farben, Schmerzen usw. zu benennen, als ob überall Namensschildchen angeheftet wären. Man zeigt auf ein Ding und nennt dessen Namen. Diesen Vorgang, also das Benennen und Nachsprechen des vorgesagten Wortes, könnte man als „Sprachspiel“ bezeichnen. Der Begriff trifft aber auch auf den ganzen Kosmos der Sprache und der Tätigkeiten, die mit ihr verbunden sind, zu.

So, wie man nach verschiedenen Gesichtspunkten Werkzeuge in Werkzeugarten oder Schachfiguren in Figurenarten einteilen kann, können auch Wörter und Sätze ihrer Funktion entsprechend nach Wort- und Satzarten sortiert werden. Wenn etwa jemand „Platte!“ ruft, kann er ganz Verschiedenes meinen, z. B. auch einen verkürzten Satz im Sinne von: „Bring mir die Platte!“ Der Ausruf „Fünf Platten!“ kann eine Feststellung sein („Auf dem Stapel liegen fünf Platten“) oder ein Befehl („Bring mir fünf Platten!“). Es ...

Über den Autor

Ludwig Wittgenstein wird am 26. April 1889 in Wien als jüngstes von acht Geschwistern in eine jüdische, völlig assimilierte Familie geboren. Seine Eltern, ein erfolgreicher Stahlunternehmer und eine Pianistin, sind sehr vermögend. 1906 beginnt der schon früh an Technik, Mathematik und Logik interessierte Wittgenstein ein ingenieurwissenschaftliches Studium in Berlin. 1908 geht er nach Manchester, wo er u. a. an der Entwicklung eines Flugzeugmotors arbeitet. Auf Anregung des Logikers Gottlob Frege wechselt er 1911 zum Fach Philosophie und nach Cambridge zu Bertrand Russell, dessen Freund er wird. Nach dem Tod des Vaters 1913 stiftet er einen großen Teil seines Millionenerbes an mittellose Künstler, darunter Rainer Maria Rilke. Um sich in Einsamkeit seinen Studien zu widmen, zieht Wittgenstein nach Norwegen, meldet sich aber bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs freiwillig als Soldat. 1919 kehrt er aus der Kriegsgefangenschaft in Italien nach Wien zurück. Der Tod seines Freundes und Geliebten David Pinsent stürzt ihn in eine tiefe Krise. Wittgenstein quälen Selbstmordgedanken, von denen er sich durch die Arbeit am Tractatus logico-philosophicus befreit. Abgesehen vom Tractatus, der 1921 erscheint, und zwei kleineren Aufsätzen werden sämtliche seiner Schriften erst nach seinem Tod veröffentlicht. Ab 1922 arbeitet Wittgenstein, der den Rest seines Erbes seinen Geschwistern geschenkt hat, als Dorfschullehrer in der österreichischen Provinz. Doch der Lehrerberuf zermürbt ihn. Zeitweise arbeitet er als Gärtnergehilfe und Architekt, ehe er sich 1929 wieder in Cambridge niederlässt, wo man seinen Tractatus als Dissertation anerkennt. 1939 wird Wittgenstein englischer Staatsbürger, im selben Jahr wird er zum Professor berufen. Mit seiner geniehaften Erscheinung beeindruckt er die Zeitgenossen. Während des Zweiten Weltkriegs unterbricht Wittgenstein die Lehrtätigkeit, um Hilfsdienste in einem Krankenhaus zu leisten. Er stirbt am 29. April 1951 an Krebs.


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