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Plädoyer für eine bescheidenere Ökonomie
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Plädoyer für eine bescheidenere Ökonomie

Über Wissen und Nichtwissen in der Finanzindustrie

NZZ Libro, 2018 Mehr

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Bewertung der Redaktion

8

Qualitäten

  • Analytisch
  • Umsetzbar
  • Augenöffner

Rezension

„Verkaufen Sie (fast) alles“ – mit dieser Schlagzeile sorgten die Analysten der Royal Bank of Scotland Anfang 2016 für Aufruhr. Sie warnten vor steigender Inflation in Europa, vor Währungskriegen, kurz: einem Katastrophenjahr für Anleger. Wenige Monate später folgten der Brexit und die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA. Und was passierte? Die Börsenparty legte noch einen Zahn zu. Von Marktapokalypse keine Spur. Es ist diese Art von Selbstüberschätzung, die Klaus W. Wellershoff in seinem Plädoyer für eine bescheidenere Ökonomie anprangert. Zwar stimmt auch er seine Leser auf einen Paradigmenwechsel ein: Sinkendes Wachstum in den Industrieländern sowie steigende Inflation und Zinsen werden der seit nunmehr 30 Jahren andauernden Party irgendwann ein Ende setzen. Doch wann genau und unter welchen Umständen – derlei Prognosen traut sich der ehemalige UBS-Chefökonom nicht zu. Vielmehr fordert er die Zunft der Vermögensverwalter dazu auf, konsequent zwischen Wissen und Finanzastrologie zu unterscheiden. getAbstract empfiehlt dieses leicht verständliche Buch vor allem Privatanlegern, die am Ende der Party nicht immer die Dummen sein möchten.

Zusammenfassung

Wie eine Zunft sich selbst und die Welt belügt

Ökonomen verwechseln allzu oft das Wünschbare mit dem Erwartbaren: Je nach Ideologie und Marktlage, eigenen Geldanlagestrategien und Businessplänen verheißen sie entweder die Apokalypse oder das Paradies. Ein überaus ernstes Thema – unsere Altersvorsorge und die Zukunft unserer Kinder – verkommt so zur Reality-Soap. Seriöse Wirtschafts- und Finanzexperten sollten sich und anderen eingestehen, dass

  • über die Zukunft wenig bekannt ist;
  • dieses Wenige sehr wirkmächtig ist;
  • die Wenigsten das Wenige, was wir wissen, wahrhaben wollen.

Populäre Mythen: Wohlstand und Wettbewerb

Die Unsicherheit beginnt bei der Frage, wie sich die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes messen lässt. Viele Ökonomen schauen hier nur auf die Größe des Volkseinkommens. Warum das nicht funktioniert, zeigt der folgende Vergleich: In den USA wuchs zwischen 1980 und 2016 das Volkseinkommen pro Kopf zwar schneller als in Frankreich. Zugleich ist aber die Arbeitszeit eines vollzeitbeschäftigten Franzosen in diesem Zeitraum um 19 Prozent gesunken, während die Amerikaner nicht einmal 2 Prozent weniger arbeiteten...

Über den Autor

Klaus W. Wellershoff leitet die von ihm mitgegründeten Beratungsunternehmen Wellershoff & Partners und ZWEI Wealth Experts. Zuvor war er Chefökonom bei der UBS.


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