- Philosophie
- Frühe Neuzeit
Worum es geht
Vom Sinn der Geschichte
Vicos Anspruch ist nicht eben bescheiden: Ihm geht es um die Darstellung der gesamten Menschheitsgeschichte – ja mehr noch: um deren wissenschaftlich-philosophische Ergründung. Dazu benötigt er die Philosophie, denn die Dokumente der Geschichtswissenschaften reichen nicht einmal annähernd bis zu den Anfängen der Menschheit zurück. Also muss Vico die Entwicklung durch eine bildreiche Erzählung im Denken rekonstruieren. Er benötigt die Philosophie aber auch, weil er die historischen Epochen nicht einfach nur chronologisch durchgehen, sondern sie aufeinander aufbauen lassen möchte – zu einer universalen Struktur des Zivilisationsprozesses. So wird aus einer Erzählung Wissenschaft. Denn diese gemeinsame Natur aller Völker macht nicht nur die Vergangenheit verständlich, sondern auch die Zukunft voraussagbar. Ganz nebenbei begründet Vico die verschiedensten Sozialwissenschaften. Sprache und Recht, Politik und Wirtschaft, Kunst und Moral – alles findet in seiner Universalgeschichte Platz. Auch wenn inzwischen etliche seiner Spekulationen widerlegt sind, so sind doch Umfang, Methode und Ambition seines Projekts im Rahmen der Möglichkeiten des frühen 18. Jahrhunderts mehr als beachtlich und bis heute wegweisend und anschlussfähig.
Zusammenfassung
Über den Autor
Giambattista Vico wird am 23. Juni 1668 in Neapel geboren. Er ist das sechste von acht Kindern und wächst in einfachen Verhältnissen auf. Der Vater, ein Buchhändler, ermöglicht dem kränklichen Sohn eine umfassende klassisch-humanistische und juristische Ausbildung. Mit 18 Jahren beginnt Vico in der Anwaltspraxis des berühmten Fabrizio del Vecchio zu arbeiten. Noch im selben Jahr erhält er eine Anstellung als Hauslehrer des Grafen Domenico Rocca. Die nächsten neun Jahre lebt er auf dessen Schloss in Vatolla, studiert aber nebenher in Neapel weiter Recht und erlangt 1694 das Doktorat. In seiner Freizeit widmet er sich der Theologie, Politik, Philosophie und Poesie. 1699 heiratet er die um zehn Jahre jüngere Teresa Caterina Destito, mit der er acht Kinder bekommt. Wenig später erhält er eine Professur für Rhetorik an der Universität Neapel und wird in die Accademia Palatina aufgenommen. Dennoch muss er nebenher weiter durch Privatunterricht und Auftragsarbeiten Geld dazuverdienen. Zu diesen Auftragsarbeiten gehören eine Biografie und eine Vielzahl von Lobgedichten. Obwohl er als Poet und Gelehrter ein gewisses Ansehen in Neapel erlangt, fühlt er sich zeitlebens unverstanden. 1723 erhält er vom Grafen Gianartico di Porcia den Auftrag, eine Biografie seines eigenen Lebens zu schreiben. Diese erscheint 1728 und stellt Vicos geistige Entwicklung in Richtung seines Hauptwerks dar, den Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker (Principj di una Scienza Nuova intorno alla Natura delle Nazioni, 1725). Diesem widmet sich Vico ab den frühen 1720er-Jahren mit großer Verbissenheit. Obwohl der Erfolg ausbleibt, arbeitet er bis zu seinem Tod daran weiter. Ab 1731 erhält er eine Professorenrente und führt seinen eigenen literarischen Salon. 1734 wird er zum königlichen Historiografen ernannt. Vico stirbt am 23. Januar 1744 in Neapel.
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