- Psychologie
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Worum es geht
Der Mensch in der Masse
Paris im Jahr 1870: Die Stadt wird von preußischen Truppen belagert. Der 28-jährige Gustave Le Bon ist Arzt in einem Lazarett und muss miterleben, wie die Soldaten nicht nur aus Pflichtgefühl, sondern aus Begeisterung in den Krieg ziehen und zu großen Opfern bereit sind. Le Bon stellt sich die Fragen: Wie kommt es, dass sich Menschen für Ideen begeistern lassen, die sie kaum verstehen können? Warum lassen sie sich von politischen Strömungen blind mitreißen, hängen heute diesem und morgen jenem Anführer an, ohne nachzudenken? 25 Jahre später legte er seine Gedanken zu diesem Thema in seinem Hauptwerk Psychologie der Massen dar. Der heutige Leser mag Le Bons Abhandlung mit gemischten Gefühlen begegnen und sich an Begriffen wie „Rasse“ oder „Volksseele“ ebenso reiben wie an den zahlreichen unbegründeten, oft genug polemischen Behauptungen des Autors. Andererseits kann man Le Bon im Zeitalter der Massenmedien und der Massenkultur manchmal eine erstaunliche Treffsicherheit und Aktualität bescheinigen – einige seiner Analysen könnten auch aus dem 21. Jahrhundert stammen.
Zusammenfassung
Über den Autor
Gustave Le Bon wird am 7. Mai 1842 in Nogent-le-Rotrou im Nordwesten Frankreichs geboren. Er studiert Medizin, wendet sich aber immer mehr auch anderen wissenschaftlichen Gebieten zu, wie der Psychologie, der Anthropologie, der Archäologie und der Philosophie. Vor allem beschäftigt er sich mit völkerkundlichen Studien und Schädelmessungen: Dem Geist der damaligen Zeit entsprechend versucht er den Nachweis zu erbringen, dass zwischen Schädelgröße und Intelligenz ein Zusammenhang besteht. Damit ist er allerdings ebenso erfolglos wie mit seinen Untersuchungen von Intelligenzunterschieden bei verschiedenen Menschenrassen. Aber die Frage nach Unterschieden zwischen einzelnen Völkern, die Entwicklung von Völkern und Kulturen wird sein ganzes Leben bestimmen. Er unternimmt weite Reisen, u. a. nach Indien, um fremde Kulturen zu erforschen. Er kommt zu der Erkenntnis, dass eine Kultur bestimmte Entwicklungsstadien durchläuft und dass nach einer Blüte unweigerlich Zerfall, Elend und Anarchie folgen. Daneben durchzieht die Auseinandersetzung mit Religionen und der Französischen Revolution sein Werk. Seine Entwicklung und die Bandbreite seiner Forschungen spiegelt sich auch in seinen Veröffentlichungen: Nach völkerkundlichen Schriften wie Die Kulturen Indiens (1887) und Die Kunstdenkmäler Indiens (1891) wendet er sich mehr der Psychologie und Philosophie zu: Auf Die psychologischen Gesetze der Völkerentwicklung (1894) folgen Werke wie Die Psychologie des Sozialismus (1898), Die Französische Revolution und die Psychologie der Revolutionen (1903), Die Evolution der Kräfte (1907) und Die psychologischen Lehren des europäischen Krieges (1916). Gustave Le Bon stirbt am 15. Dezember 1931 in Paris.
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