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Psychologische Typen
Buch

Psychologische Typen

Zürich, 1921
Diese Ausgabe: Patmos, 2011 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Psychologie
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Worum es geht

Zweierlei Wahrheit

1921, sechs Jahre bevor der Physiker Werner Heisenberg eine Grenze des Messbaren aufzeigte und zehn Jahre bevor Kurt Gödel eine Grenze des Beweisbaren postulierte, erschien das Buch Psychologische Typen des Schweizer Psychiaters C. G. Jung. Auch Jung wies auf eine Grenze hin: auf die Unfähigkeit der Menschen, sich über psychologische Unterschiede hinweg im tieferen Sinne zu verstehen. Das Thema lag wohl in der Luft; Jung war nicht der Einzige, der an einer solchen Typologie arbeitete. Einem Freund, mit dem er Ideen dazu austauschte, schrieb er von „zweierlei Wahrheit“. Gemeint war der kategoriale Gegensatz des extravertierten und des introvertierten Typus. Zwischen diesen, meinte Jung, liege ein Abgrund, der zwar nicht überbrückt, dessen Existenz aber doch berücksichtigt werden könne, um zu einem indirekten Verständnis des jeweils anderen zu gelangen – oder doch immerhin zur Anerkennung seiner Ebenbürtigkeit.

Zusammenfassung

Die zwei Einstellungstypen

Aus psychologischer Perspektive lassen sich Menschen grundsätzlich in zwei Gruppen einteilen: solche mit extravertierter und solche mit introvertierter Einstellung. Diese Unterscheidung bezieht sich auf die wesentliche Ausrichtung des Individuums zur Welt und zu sich selbst, aus der alle weiteren Eigenarten, alle Sichtweisen, Neigungen, Vorlieben, Haltungen, Meinungen usw. erst folgen. Die Begriffe „Extraversion“ und „Introversion“ bedeuten, grob gesagt, eine Nach-außen-Wendung bzw. Nach-innen-Wendung. Was dabei gewendet oder gerichtet wird, ist die Libido, die psychische Energie, die als Interesse, Wille oder auch Bewertung auftreten kann. Hat ein Mensch also eine vorwiegend extravertierte Einstellung, so wird seine Libido nach außen gerichtet und fließt der Objektwelt zu; hat er eine vorwiegend introvertierte Einstellung, wird die Libido von der Objektwelt abgezogen und kommt dem Subjekt zugute. In jenem Fall lebt das Individuum stärker äußerlich, in diesem stärker innerlich. Man kann verallgemeinernd vom extra- bzw. introvertierten Typus sprechen.

Die vier Funktionen des Psychischen

Neben den beiden Einstellungstypen gibt es vier...

Über den Autor

Carl Gustav Jung wurde am 26. Juli 1875 als Sohn eines Dorfpfarrers im Schweizer Kanton Thurgau geboren. Früh zeigte er sich empfänglich für die Macht des Unbewussten, er erlebte seine Träume als überaus real und rang oft verzweifelt mit ihrer Auslegung; durch sie fühlte er sich mit dem Göttlichen verbunden, zugleich aber getrennt von seinen Mitmenschen. „Meine ganze Jugend kann unter dem Begriff des Geheimnisses verstanden werden“, sagte er später. Ab 1895 studierte er in Basel Medizin. 1900 trat er in Zürich eine Stelle in der psychiatrischen Klinik Burghölzli an, wo er erstmals mit den Schriften Sigmund Freuds in Berührung kam. 1907 besuchte er Freud in Wien; eine intensive Freundschaft entstand, die jedoch 1912 mit der Veröffentlichung von Jungs Wandlungen und Symbole der Libido abrupt endete. Darin wich Jung entscheidend von Freuds Theorien ab, was dieser ihm nicht verzieh. 1913 legte Jung seine akademische Karriere auf Eis und widmete sich ganz der mythologischen Erforschung seiner inneren Bildwelt. Die folgenden vier Jahre bezeichnete er später als die wichtigste Zeit seines Lebens. Es folgten Reisen nach Afrika, Indien und zu den Pueblo-Indianern in Nordamerika. Jung erhoffte sich eine Außenperspektive auf die abendländische Welt. Mittlerweile war er als Begründer der analytischen Psychologie weltberühmt. Als die Nazis seine Lehren in ihrem Sinn ausdeuteten, versäumte Jung, sich entschieden dagegen auszusprechen, und ließ sich sogar zu Gerede über psychologische Unterschiede zwischen Juden und Germanen hinreißen. Erst 1936 erwachte er aus seiner Verblendung; 1939 wurden seine Werke von den Nazis verboten. Bis zu seinem Tod am 6. Juni 1961 blieb Jung äußerst produktiv und legte in zahlreichen Schriften seine Ideen zur Psychologie des Unbewussten sowie zu religiösen und kulturellen Themen nieder.


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