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Radetzkymarsch
Buch

Radetzkymarsch

Berlin, 1932
Diese Ausgabe: dtv, 2005 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Der schleichende Niedergang des Kaiserreichs

Joseph Roths Radetzkymarsch wird von vielen als der beste Roman des österreichischen Autors bezeichnet; es ist mit Sicherheit sein längster. Thema des Großwerks: der Untergang der Donaumonarchie und der Übertritt des alten Europas in die Moderne. Auch wenn der Kaiser als Romanfigur mehrmals vorkommt, zeichnet Roth den Verfall der alten Ordnung eher im Privaten nach: Er begleitet drei Generationen einer alten Bauernfamilie von 1859 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Joseph von Trotta verdient sich den Adelstitel, als er in der Schlacht von Solferino dem jungen Kaiser das Leben rettet. Sein Sohn Franz, der auf Geheiß des Vaters keine Offizierslaufbahn einschlagen darf, macht eine Beamtenkarriere als Bezirkshauptmann. Nüchtern, abgeklärt und in Formen erstarrt, erzieht er seinen Sohn Carl Joseph zu Gehorsam und Pflichterfüllung. Dessen Leben jedoch verläuft nicht so geradlinig wie geplant: Vom ungeliebten Militärdienst gelangweilt, greift er zur Flasche, verwickelt seinen besten Freund in ein Duell und gerät in Gefahr, die Familienehre aufs Spiel zu setzen. Im Kriegsausbruch findet die Dekadenz ihr Ende – die alten Werte werden endgültig begraben.

Zusammenfassung

Die Schlacht bei Solferino

Der Offizier Joseph Trotta befehligt einen Trupp Österreicher der Infanterie in der Schlacht von Solferino, an der auch der junge Kaiser Franz Joseph teilnimmt. Als der Monarch in einer Gefechtspause einen Feldstecher zur Hand nimmt, stürzt Trotta herbei, reißt ihn zu Boden und rettet ihm damit das Leben: Eine Kugel, die dem Kaiser gegolten hat, durchschlägt sein Schlüsselbein. Als er nach vier Wochen wieder gesund zur Garnison zurückkehrt, darf sich Hauptmann Joseph Trotta von Sipolje nennen – man hat ihn in den Adelsstand erhoben. Bald darauf heiratet Trotta standesgemäß und zeugt einen Sohn, den er Franz nennt. Als dieser mit fünf Jahren sein erstes Lesebuch bekommt, entdeckt Joseph Trotta darin einen Artikel, der sich mit der Schlacht von Solferino befasst. Der Kaiser sei, liest der Geadelte empört, von einem jungen Herrn auf einem Fuchs gerettet worden – nicht von einem Leutnant der Infanterie. Joseph von Trotta erbittet eine Audienz und beschwert sich am Thron über diese Geschichtsverdrehung. Der Kaiser beschwichtigt ihn mit 5000 Gulden und erhebt ihn in den Freiherrenstand. Baron von Trotta aber hat seinen Glauben an Monarchie und Tugend...

Über den Autor

Joseph Roth wird am 2. September 1894 im galizischen Brody bei Lemberg geboren und ist jüdischer Abstammung. Nach dem Studium der Philosophie und Germanistik nimmt er ab 1916 am Ersten Weltkrieg teil, als Feldjäger und Mitarbeiter des Pressedienstes. Ein Jahr zuvor veröffentlicht Roth seine erste Novelle mit dem Titel Der Vorzugsschüler. Während des Krieges schreibt er fürs Feuilleton und verfasst Gedichte. Nach Kriegsende kehrt er nach Wien zurück, aber schon 1920 zieht es ihn nach Deutschland. In Berlin heiratet er Friederike Reichler. Ab 1923 abermals in Wien, veröffentlicht Roth die Romane Das Spinnennetz (1923), Hotel Savoy (1924) und Die Rebellion (1924) in verschiedenen linksgerichteten Zeitungen. 1925 reist er als Korrespondent der Frankfurter Zeitung nach Paris, ein Jahr später geht es in die Sowjetunion, wonach Roth sich vom Sozialismus abwendet. In den folgenden Jahren beschäftigt sich sein schriftstellerisches Werk unter anderem mit dem Judentum im Osten (Flucht ohne Ende, Juden auf Wanderschaft, beide 1927, und Hiob, 1930) und dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie. Dies wird vor allem in Radetzkymarsch (1932) – oft als Roths Hauptwerk bezeichnet – deutlich: Darin begleitet er drei Generationen einer Familie und erzählt parallel dazu den Untergang des Kaiserreichs. Ab 1928 korrespondiert Roth mit Stefan Zweig, woraus sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. 1930 wird seine Frau in eine Nervenheilanstalt eingeliefert; zwölf Jahre später wird sie im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten ermordet. 1933 flieht Roth vor den Nazis nach Paris. Seine Arbeit bei diversen Exilzeitschriften wird von seiner zunehmenden Alkoholsucht überschattet: Private Probleme und der Kummer über die politische Entwicklung lassen ihn immer öfter zur Flasche greifen; eine Krankheit, die ihn schließlich auch das Leben kostet. Bis zu seinem Tod am 27. Mai 1939 in einem Pariser Armenhospital erscheint unter anderem der Roman Die Kapuzinergruft (1938), postum erscheinen die Werke Die Legende vom heiligen Trinker (1939) und Leviathan (1940).


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