Navigation überspringen
Reigen
Buch

Reigen

Zehn Dialoge

Wien, 1903
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2010 Mehr

Buch oder Hörbuch kaufen

Literatur­klassiker

  • Drama
  • Moderne

Worum es geht

Das erotische Skandalstück schlechthin

Was passiert, wenn die Gattin mit einem Arm den Liebhaber und mit dem anderen den Ehemann umschlungen hält? Wenn dieser von den tödlichen Folgen des Ehebruchs schwadroniert und später selbst ein blutjunges Mädel verführt? Und wenn er dieses dann zu absoluter Treue auffordert und es ihm trotzdem schon bald mit einem selbstverliebten Dichter Hörner aufsetzt? Gar nichts! Denn das Leben ist kurz und der nächste Sexualpartner nicht weit. „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“, summte der österreichische Walzerkönig Johann Strauss, und so treiben es die zehn tragischen Helden in Arthur Schnitzlers Reigen am nassen Donauufer, in spitzenverzierten Himmelbetten und in stinkenden Absteigen, als gäbe es kein Morgen. Doch das Stück ist viel mehr als ein Klassiker des Wiener Fin de Siècle: Schnitzler schuf mit psychologischem Tiefenblick und entlarvenden Dialogen die Archetypen des modernen, triebgesteuerten Menschen. Ein Blick in die Tageszeitung oder in die eigene Verwandtschaft genügt, um festzustellen, dass die Mechanismen von Betrug und Selbstbetrug, von öffentlichem Schein und menschlichem Sein noch die gleichen sind wie vor 100 Jahren.

Zusammenfassung

Die Dirne und der Soldat

Ein Soldat will gerade über die Wiener Augartenbrücke zurück in die Kaserne, als ihn eine Dirne anspricht. Doch er winkt ab, da er kein Geld hat. Uniformierte bekämen es bei ihr umsonst, lockt sie. Nun ist sein Interesse erwacht. Bis zu ihrer Wohnung ist es ihm zu weit, darum gehen sie zum Donauufer hinunter. Da sie Angst hat auszurutschen möchte sie es auf einer Bank machen, doch der Soldat kümmert sich nicht drum und nimmt sie auf dem Boden. Danach steht er eilig auf, um sich davonzumachen. Seinen Namen nennt er ihr nicht. Sie heiße Leocadia, ruft sie hinterher, und ob er ihr nicht wenigstens das Geld für den Hausmeister geben könne. Er macht sich nur lustig über sie und verschwindet.

Der Soldat und das Stubenmädchen

Der Soldat Franz führt das 19-jährige Stubenmädchen Marie von einer Tanzveranstaltung am Wurstelprater durch dunkle Alleen hin zu den Praterauen. Sie sträubt sich, aber Franz hört nicht auf sie. Er bietet ihr das Du an und schubst sie grob im Dunkeln über die Wiese. Sie wolle wieder unter Leute, protestiert Marie. Dazu bräuchten sie keine Leute, lacht Franz. Nach dem Koitus klagt sie: „Ich kann dein G’sicht gar nicht ...

Über den Autor

Arthur Schnitzler wird am 15. Mai 1862 als Sohn des jüdischen Klinikdirektors Johann Schnitzler in Wien geboren. Schon früh packen ihn die Leselust und das Interesse an der Schriftstellerei. Obwohl der Vater die literarischen Ambitionen seines Sohnes fördert, studiert Arthur auf dessen Wunsch Medizin in Wien. 1882 folgt ein Jahr beim Militär als Sekundararzt. 1885, mit 23, promoviert er in Medizin. In den folgenden Jahren arbeitet er als Assistenzarzt in verschiedenen Wiener Kliniken. Nach dem Tod des Vaters eröffnet er eine Privatpraxis. 1893 erscheint sein Dramenzyklus Anatol. Eine tiefe Freundschaft mit Hugo von Hofmannsthal beginnt. Schnitzler arbeitet vor allem für die Bühne: Sein Reigen von 1897 erregt einen Skandal wegen des vermeintlich pornografischen Inhalts und bleibt lange verboten. Mit der Novelle Lieutenant Gustl tut sich Schnitzler als Prosaschriftsteller hervor, allerdings kostet ihn die angebliche Verunglimpfung des Militärs seinen Offiziersrang. 1903 heiratet er seine Lebensgefährtin Olga Gussmann, mit der er bereits einen Sohn hat. In den folgenden Jahren kommen mehrere seiner Schauspiele zur Uraufführung, u. a. Der einsame Weg, Der grüne Kakadu und Das weite Land. Immer wieder ecken seine Werke bei der Zensur an: Neben dem Reigen betrifft das vor allem den Einakter Haus Delorne, der 1904 noch am Abend vor der Uraufführung verboten wird, und die Komödie Professor Bernhardi, die 1912 zwar in Berlin, nicht aber in Wien aufgeführt werden darf. Bei Kriegsausbruch 1914 bekennt sich Schnitzler zum Pazifismus: Im Unterschied zu vielen seiner Schriftstellerkollegen bricht er nicht in Kriegseuphorie aus. Nach der Trennung von seiner Frau im Jahr 1921 erzieht Schnitzler seine Kinder allein. 1922 macht er die nähere Bekanntschaft Sigmund Freuds, der in der Psychoanalyse zu ähnlichen Erkenntnissen kommt wie Schnitzler mit den Mitteln der Literatur. 1924 verwendet er die Technik des inneren Monologs in der Novelle Fräulein Else. 1926 erscheint die Traumnovelle. Schnitzler stirbt am 21. Oktober 1931.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen