- Roman
- Realismus
Worum es geht
Verstörende Bilder von Krieg und Liebe
Ein brutales Söldnerheer greift die Stadt Karthago an, doch der kluge Feldherr Hamilkar kann sie dank seiner Weisheit und Erfahrung halten. Damit rettet er seine schöne Tochter vor dem schrecklichen Schicksal, dem grausamen Söldner Mâtho in die Hände zu fallen. Stattdessen heiratet sie den strahlenden Helden Narr’Havas. So könnte die Handlung von Salammbô sein – wäre der Roman nicht von Gustave Flaubert geschrieben worden. Wir müssen auf solche Klischees verzichten. Der Autor bietet uns weder eine Wertung an, noch offenbaren sich die Beweggründe der Figuren: Das Schicksal Karthagos und seiner Angreifer folgt keiner Dramaturgie, sondern schlägt unvermittelt zu. In verstörenden Bildern präsentiert Flaubert einen Ausschnitt aus der Geschichte einer untergegangenen Zivilisation mit fremden Bräuchen und Riten. Überbordender Luxus und unfassbare Grausamkeit prägen die Welt der Fürstentochter Salammbô, die in diesem stilistisch ausgefeilten Roman mehr roter Faden als Hauptfigur ist. Es ist nicht das bekannteste (und nach Meinung vieler Kritiker auch nicht das gelungenste) Werk Flauberts, aber es zählt wohl zu denen, die den tiefsten Blick in die Abgründe seiner Fantasie und seines künstlerischen Genies erlauben.
Zusammenfassung
Über den Autor
Gustave Flaubert wird am 12. Dezember 1821 als zweiter Sohn eines Chirurgen in Rouen in der Normandie geboren. Er teilt das Schicksal vieler ungeliebter, weil ungewollter Kinder: Seine Kindheit verläuft eintönig und ist von wenig Zuneigung geprägt. Der Wohnort der Familie, ein Seitenflügel des Krankenhauses, tut ein Übriges, um Flauberts Kindheit düster zu überschatten. Nach der Schule und einem lustlos unternommenen Rechtsstudium in Paris zieht Flaubert sich immer mehr vom öffentlichen Leben zurück. Der Grund für seine Abschottung ist ein rätselhaftes Nervenleiden, das ihn auch zum Abbruch des Studiums zwingt. Auf seinem Landgut in Rouen widmet er sich der Schriftstellerei, die er fast schon asketisch zelebriert. 1846 lernt er Louise Colet kennen, die lange seine Geliebte und zur Zeit ihres Zusammentreffens bereits eine bekannte Schriftstellerin ist. Zwischen 1849 und 1851 unternimmt er mit seinem Freund Maxime Du Camp eine mehrmonatige Reise nach Griechenland, Ägypten und in den Nahen Osten. 1857 gelingt Flaubert mit Madame Bovary der große literarische Durchbruch. Ende der 50er-Jahre treibt es ihn nach Tunesien, wo er sich zu seinem Roman Salammbô (1863) inspirieren lässt. Die Romane L’Education sentimentale (Lehrjahre des Herzens, 1870) und La Tentation de Saint Antoine (Die Versuchung des heiligen Antonius, 1874) fallen beim Publikum durch. Einzig die 1877 erschienenen Meistererzählungen Trois Contes finden starke Beachtung. Die Korrespondenz mit der französischen Schriftstellerin George Sand, dem russischen Schriftsteller Iwan Turgenjew, dem Romancier Théophile Gautier und seinem literarischen Zögling Guy de Maupassant erscheinen postum unter dem Titel Correspondance. Flauberts letzter Roman Bouvard et Pécuchet (Bouvard und Pécuchet) bleibt unvollendet und wird erst im Jahr 1881 veröffentlicht. Am 8. Mai 1880 stirbt Gustave Flaubert in Croisset.
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