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Salome
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Literatur­klassiker

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Worum es geht

Ein biblischer Stoff wird zum zeitgenössischen Sittenbild

Als Richard Strauss mit seiner dritten Oper Salome seinen Durchbruch als Opernkomponist erzielte, war er über 40 Jahre alt, also kein musikalisches Wunderkind mehr. Salome markierte für Strauss den Beginn seines zweiten Lebens als Komponist und sicherlich desjenigen Lebensabschnitts, der ihm fortdauernden Ruhm durch eine lange Reihe bedeutender Opern bescherte. Als Sujet wählte er einen ausgesprochenen Fin-de-Siècle-Stoff: die biblische Geschichte um die Prinzessin Salome, die als Preis für einen erotischen Tanz von ihrem Stiefvater Herodes den abgeschlagenen Kopf von Johannes dem Täufer erhält. Konkret griff Strauss für seine Komposition auf das gleichnamige Theaterstück von Oscar Wilde zurück, das bereits ausgesprochen morbide, schwül-erotische Züge trägt. Die Oper, uraufgeführt im Jahr 1905, zeichnet wie schon ihr literarisches Vorbild den Charakter einer übersättigten, moralisch verkommenen Gesellschaft, die dem Untergang geweiht ist. Salome provozierte den erwarteten Skandal, etablierte sich aber gleichzeitig schnell weltweit im Opernrepertoire. Strauss führte mit dem Werk das Musiktheater Richard Wagners fort und ging zugleich darüber hinaus. Sowohl im Musikalischen als auch im Dramaturgischen eröffnete er der Oper neue Möglichkeiten.

Zusammenfassung

Die Stimme aus der Zisterne

Über der großen Terrasse eines orientalischen Palasts leuchtet ein heller Mond. Wachsoldaten beobachten ein Bankett im Innern des Palasts. Nach einem kurzen, von der Klarinette vorgetragenen musikalischen Auftakt, dem ein schwebender Streicherklang antwortet, besingt der junge Hauptmann Narraboth (Tenor) hingerissen und voller Bewunderung die Schönheit der Prinzessin Salome (Sopran). Ein Page (Alt) warnt Narraboth daraufhin davor, die Prinzessin zu sehr anzustarren. Neben Narraboth und dem Pagen halten sich noch zwei Soldaten (Bässe) und ein Kappadozier (Bass) auf der Terrasse auf.

Aus dem Bankettsaal im Innern des Palasts dringt plötzlich schriller Lärm und ebbt wieder ab. Die Soldaten vermuten einen religiösen Streit unter den beim Gastmahl anwesenden Juden als Ursache für den Aufruhr. Unvermittelt erklingt die Stimme des Propheten Jochanaan (Bariton) aus den Tiefen der Zisterne, in der er gefangen gehalten wird und von der nur der obere Rand sichtbar ist. Im Orchester dominieren nun Streicher und gezupfte Kontrabässe. Jochanaan spricht von einem Stärkeren, einem Nachfolger, einem Wundertäter. Die Soldaten und der Kappadozier unterhalten...

Über den Redner

Richard Strauss, geboren am 11. Juni 1864 in München, stammt aus einem von Musik und Kultur geprägten Elternhaus. Sein Vater ist Hornist am Bayerischen Nationaltheater. Seine Mutter stammt aus der wohlhabenden Bierbrauerfamilie Pschorr. Strauss lernt und studiert seit früher Kindheit Violine, Klavier und Komposition. Seine erste Sinfonie wird noch während seiner Gymnasialzeit aufgeführt. Im Alter von 21 Jahren übernimmt er 1885 als Nachfolger von Hans von Bülow die Meininger Hofkapelle. Strauss’ beruflicher Lebensweg ist zunächst der eines der gefeiertsten Dirigenten seiner Zeit. Nach Meiningen leitet er die Opernorchester in Weimar, München und Berlin. Auf seine ersten bekannten Tondichtungen Don Juan, Till Eulenspiegels lustige Streiche und Also sprach Zarathustra und die frühen Opern Guntram und Feuersnot folgt 1904/05 der Einakter Salome, der seinen Durchbruch als Opernkomponist bedeutet. Die ebenfalls einaktige Elektra folgt 1909, der ganz anders gestaltete, lyrische und humorvolle Rosenkavalier 1910. Die Elektra markiert den Beginn der sehr fruchtbaren Zusammenarbeit Strauss’ mit dem Dichter Hugo von Hofmannsthal als Verfasser von Textbüchern zu etlichen bedeutenden Opern, darunter Ariadne auf Naxos (1912), Die Frau ohne Schatten (1919) und Arabella (1933). Strauss ist 1920 einer der Mitbegründer der Salzburger Festspiele. Ab 1924 bekleidet er kein festes Opernamt mehr, er lebt überwiegend in Garmisch-Partenkirchen. 1933 wird der politisch naive Strauss Präsident der NS-Reichsmusikkammer, tritt aber zwei Jahre später zurück, als er sich weigert, den jüdischen Dichter Stefan Zweig, seinen Librettisten bei Die schweigsame Frau (1935), aus dem Programmzettel für das Stück zu streichen. Zu Strauss’ Werk zählen auch Liederzyklen mit insgesamt 150 Liedern, darunter die Vier letzten Lieder (1948). Strauss stirbt 85-jährig am 8. September 1949 in Garmisch-Partenkirchen. Oscar Wilde wird am 16. Oktober 1854 in Dublin geboren. Er gilt als einer der brillantesten Schriftsteller der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein Leben ist wegen seiner Homosexualität skandalumwittert. Zu seinen bekanntesten Werken zählen Das Gespenst von Canterville (1887) und Das Bildnis des Dorian Gray (1890). Wilde stirbt am 30. November 1900 in Paris.


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