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Satyricon
Buch

Satyricon

Ein antiker Schelmenroman

Rom, ca. 65 n. Chr.
Diese Ausgabe: Manesse, 2004 Mehr

Literatur­klassiker

  • Satire
  • Römische Antike

Worum es geht

Ausschweifungen im alten Rom

Die Welt steht unter der Herrschaft des Fruchtbarkeitsgottes Priapus – so jedenfalls erscheint es Enkolpius, der im Römischen Reich zur Zeit des Kaisers Nero lebt. Enkolpius liebt den Knaben Giton und lebt mit ihm zusammen. Leider nicht ungestört: Andauernd hat er Grund zur Eifersucht. Zusammen erleben Enkolpius und Giton haarsträubende Abenteuer und lernen einen ganzen Reigen skurriler Figuren kennen: die Priesterin Quartilla, die ihren Dienst für Priapus allzu wörtlich nimmt, den neureichen Trimalchio, der auf einem Festmahl seine eigene Beerdigung inszeniert und dabei versehentlich die Feuerwehr auf den Plan ruft, oder den verarmten Poeten Eumolpus, den seine Dichterei immer wieder in Lebensgefahr bringt. Als dann Enkolpius bei dem Fruchtbarkeitsgott in Ungnade fällt, hat er ein Problem – und Viagra gab es damals noch nicht ... Im Satyricon, dem Roman des römischen Politikers und Schriftstellers Petronius, wird die Welt der Antike wieder bunt und lebendig. Mal derb, mal mit feiner Ironie schildert Petronius die Neureichen und Sklaven, die Villen, Bäder und Bordelle und nimmt die Schwächen seiner Mitmenschen aufs Korn, die auch uns recht bekannt vorkommen.

Zusammenfassung

Abenteuer in der Stadt

Enkolpius beklagt sich bei dem Redner Agamemnon über den Niedergang der Rhetorikausbildung. Die Studenten sollten eigentlich darauf vorbereitet werden, vor Gericht aufzutreten. Das Studium sei jedoch völlig praxisfern: Die jungen Leute lernten nur, Phrasen zu dreschen über Themen, die mit der Realität und dem späteren Beruf nichts zu tun hätten. Von der Kunst der Rhetorik, wie sie früher von Könnern gelehrt wurde, habe man sich bereits weit entfernt. Agamemnon stimmt Enkolpius zu. Seiner Ansicht nach liegt der Grund für die Misere darin, dass viele auf eine gründliche Ausbildung ihrer Kinder keinen Wert mehr legen und stattdessen schnelle Erfolge sehen möchten. Nach diesem Anspruch müssten sich die Rhetoriklehrer richten, sonst hätten sie bald keine Schüler mehr.

Enkolpius bemerkt, dass sein Freund Askyltos, der das Gespräch verfolgt hat, verschwunden ist. Enkolpius sucht ihn, verirrt sich in der Stadt und bittet schließlich eine alte Marktfrau um Hilfe. Diese bietet sich an, ihm den Weg zu zeigen, führt ihn aber stattdessen direkt in ein Bordell. Dort trifft er dennoch auf Askyltos...

Über den Autor

Von Petronius sind neben dem Satyricon keine weiteren Werke bekannt. Sein Name ist uneinheitlich überliefert: In verschiedenen Quellen wird er Titus Petronius, Gaius Petronius, Petronius Niger oder Petronius Arbiter genannt. Auch das Geburtsjahr ist nicht genau zu bestimmen. Vermutlich wird Petronius in den ersten Jahren unserer Zeitrechnung geboren. Er wird Statthalter in Bithynien und im Jahr 62 n. Chr. Konsul. Am kaiserlichen Hof ist er für Geschmacksfragen zuständig. Mit seiner herausragenden Stellung schafft er sich jedoch auch Feinde: Als die Pisonische Verschwörung bekannt wird, wird er denunziert, fällt in Ungnade und muss 66 n. Chr. Selbstmord begehen. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus zeichnet in seinen Annalen das Bild eines genussfreudigen Mannes: „ein Virtuose in der Kunst, höchsten Genuss mit Geschmack zu paaren“. Tacitus hat der Nachwelt auch eine Beschreibung von Petronius’ Tod überliefert: Ihr zufolge zelebriert Petronius selbst seinen Suizid, verwandelt ihn in ein ästhetisches Ereignis. Seine letzten Stunden verbringt er bei einer heiteren Feier im Kreis von Freunden und lässt sich dabei mehrmals die Pulsadern öffnen und wieder verbinden. Außerdem nimmt er noch nach seinem Tod Rache an Nero: Es ist üblich, dass die Opfer Neros, die auf sein Geheiß Selbstmord begehen müssen, den Kaiser in ihrem Testament bedenken. Auch Petronius verfasst ein Schreiben, das nach seinem Tod dem Kaiser ausgehändigt wird – es ist jedoch kein Testament, sondern eine detaillierte Schilderung der sexuellen Ausschweifungen Neros, mit den Namen sämtlicher Partner. Die Gestalt des Petronius wurde Jahrhunderte später auch literarisch verarbeitet: Henryk Sienkiewicz lässt ihn in seinem Roman Quo vadis? auftreten, der 1905 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.


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