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Schall und Wahn
Buch

Schall und Wahn

New York, 1929
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1995 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Zerfall einer Familie und Zerfall der Sprache

Der Buchtitel ist ein Shakespeare-Zitat: Das Leben, heißt es in Macbeth, ist "eines Toren Fabel nur, voll Schall und Wahn, jedweden Sinnes bar". Die Schlüsselbegriffe aus dem Buchtitel verwandelt Faulkner im Text auf eindrucksvolle Weise in (moderne) Literatur. Thematisch geht es um den völligen Niedergang, ja Zerfall alles Menschlichen einer ehemals bedeutenden Südstaatenfamilie im Bundesstaat Mississippi. Die Art und Weise, wie dieses Thema aufgearbeitet wird, ist das Besondere und Herausfordernde des Romans; vor allem die ersten beiden der insgesamt vier Romanteile sind eine extrem anspruchsvolle Lektüre. Wie bei abstrakten Gemälden ist auf den ersten Blick rein gar nichts klar und eindeutig zu erkennen. Es gibt keinen chronologischen oder logischen Zusammenhang, der Leser wird in ein Säurebad von Andeutungen, Erinnerungsfetzen und innerem Monolog getaucht - streckenweise im Wortsinn ohne Punkt und Komma. Insofern handelt es sich bei Schall und Wahn um eines der bahnbrechenden Werke moderner, hochartifizieller Literatur in der Tradition von James Joyce. Faulkner ist die Anerkennung für sein Schaffen nicht versagt geblieben: Er erhielt 1949 den Nobelpreis.

Zusammenfassung

 

  1. April 1928

Der 33. Geburtstag des schwachsinnigen Benjy Compson ist ein kühler Karsamstag. Der körperlich kräftige Mann ist taubstumm und geistig zurückgeblieben. Gemeinsam mit dem jungen Luster beobachtet er durch einen Zaun ein paar Golfspieler in der Nähe des großen Gutshauses der Compsons. Er ist der 14-jährige Sohn der alten Dilsey Gibson, der schwarzen Haushälterin der Compsons. Luster kümmert sich immer um Benjy. Heute hat er einen Geburtstagskuchen für ihn gekauft. Sie gehen vom Zaun weg und suchen am Bach nach einem Vierteldollar, den Luster verloren hat. Benjy erinnert sich an einen ebenso kalten Vorweihnachtstag, an dem seine ältere Schwester Caddy noch da war. Mit Caddy verbindet Benjy ein Gefühl körperlicher und emotionaler Wärme, das entstand, wenn beide gemeinsam unter der Bettdecke lagen. Caddy roch "wie Bäume". Am Bach erinnert sich Benjy, wie sich Caddy als 14-Jährige einmal das Kleid auszog, obwohl ihr älterer Bruder Quentin es ihr verboten hatte. Dann spritzten sich Caddy und Quentin gegenseitig nass. Caddy kümmerte es nicht, ob ihre Eltern davon erfuhren. Am Abend dieses Tages sollten die Compson-Kinder Benjy, Caddy, Quentin...

Über den Autor

William Faulkner (ursprünglich: Falkner) stammt aus einer der aristokratisch geprägten Gutsherrenfamilien des amerikanischen Südens. Er wird am 25. September 1897 in New Albany, Mississippi, geboren. Sein Urgroßvater väterlicherseits hat eine gewisse historische Rolle in Mississippi als Konföderierten-Offizier im amerikanischen Bürgerkrieg gespielt sowie als Stadtgründer, Initiator einer Eisenbahnlinie und als Verfasser mehrerer Romane. William Faulkner selbst beendet ein Literaturstudium ohne Abschluss und meldet sich im Ersten Weltkrieg als Pilot bei der kanadischen Luftwaffe, ohne jedoch zum Kriegseinsatz zu kommen. In den 1920er-Jahren arbeitet er in verschiedenen Berufen, schreibt und veröffentlicht erste Arbeiten (Gedichte und einen Kriegsroman). 1929 gelingt ihm der erste Bucherfolg: Sartoris ist ein Familienroman über den alten Süden vor dem Hintergrund der verfallenden Südstaatengesellschaft, behandelt also ein ähnliches Thema wie Schall und Wahn (The Sound and the Fury), das im selben Jahr erscheint. Von 1932 an bis in die 1950er-Jahre arbeitet Faulkner in Hollywood als Drehbuchautor für alle großen Studios; unter anderem stammen die Skripte für zwei berühmte Filme unter der Regie von Howard Hawks aus seiner Feder: Tote schlafen fest (The Big Sleep, 1946) nach Raymond Chandler sowie Haben und Nichthaben (To Have and Have Not, 1944) nach Ernest Hemingway. Faulkner heiratet zweimal, hat mehrere Geliebte und ist beinahe zeitlebens berühmt für seinen übermäßigen Alkoholkonsum. 1949 wird ihm der Literaturnobelpreis verliehen. Faulkner weigert sich zunächst, nach Stockholm zu reisen, aber das amerikanische Außenministerium und seine Familie überreden ihn schließlich mit dem Argument, es wäre eine Schande für Amerika, wenn er es nicht täte. In den 1950er-Jahren arbeitet Faulkner auch als Dozent an Universitäten, vor allem in Charlottesville, Virginia, und wird mit Ehren überhäuft. Zweimal erhält er den Pulitzerpreis (1955 und 1963). 1962 übersteht er noch zwei Reitunfälle, stirbt aber am 6. Juli desselben Jahres an einem Herzschlag.


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