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Schlafes Bruder
Buch

Schlafes Bruder

Leipzig, 1992
Diese Ausgabe: Reclam, 2017 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Künstlerroman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Ein postmoderner Heimatroman

Johannes Elias Alder ist ein sensibler Außenseiter, der mit seinem musikalischen Genie und seiner schicksalhaften Liebe alleingelassen wird – von aller Welt und von Gott. Schlafes Bruder erzählt die Geschichte dieses strahlenden Talents in düsterer Alpenlandschaft auf so berückende wie bedrückende Weise. Das kaum zu ertragende Leben des Elias Alder wird mit der zürnenden Stimme eines Erzählers berichtet, der wohltuend Partei für den tragischen Helden ergreift und mit seinem Sarkasmus die Niedertracht des bäuerlichen Milieus erträglicher macht. Er tut dies in einer Sprache von hoher Musikalität, von verstörender Derbheit und schillernder Schönheit zugleich. Elias, in seiner radikalen Bereitschaft, alles dranzugeben, ist ein wahrer Romantiker. Als seine große Liebe ihn verschmäht, beschließt er in einem wahnhaften Akt der Selbstbestimmung, sich das Leben zu nehmen – als einzige Möglichkeit, frei zu sein. Gerade weil der Autor seinen Helden der ganzen Wucht seines Schicksals ausliefert, ist es eine erschütternd zärtliche Geschichte.

Zusammenfassung

Das letzte Kapitel

1912 verhungert Cosmas Alder, der letzte Bewohner Eschbergs. Man hat ihn längst tot geglaubt, umgekommen im „Dritten Feuer“, das am 5. September 1892 Eschberg verwüstete, zusammen mit weiteren zwölf Opfern aus den Familien der Alder und Lamparter. Nach seinem Tod tilgt die wuchernde Natur bald jede Spur und jeden Gedanken an das ausgebrannte Eschberg.

Bis zum Tod des letzten Alder haben sich die beiden Familien über Jahrhunderte hinweg vermischt. Aus all der inzuchtgeschädigten Nachkommenschaft sticht ein Kind von unerhörter Musikalität heraus, das am Johannistag 1803 zur Welt kommt: Johannes Elias Alder. Die Hebamme singt das zunächst leblose Baby durch ein Tedeum ins Leben. Ab seinem Taufschrei – in Wahrheit ein Jubelschrei, da das Kind erstmals die Orgel spielen hört – ist Elias seinen Eltern Seff und Agathe (auch die Seffin genannt) unheimlich, denn er hat „die gläserne Stimme“: Wenn er spricht, ertönt ein hohes, andauerndes Pfeifen. Außerdem hat er ein so feines Gehör, dass er selbst den fallenden Schnee hört.

Mit fünf Jahren begleitet er seinen Vater...

Über den Autor

Robert Schneider wird am 16. Juni 1961 in Bregenz geboren. Im Alter von zwei Jahren adoptiert ihn das Bergbauern-Ehepaar Schneider. Mit drei Adoptivgeschwistern wächst er in Meschach auf, einem Dorf mit 60 Einwohnern in der Nähe von Götzis. Mit 20 geht er nach Wien zum Studium der Komposition, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Das bricht er 1986 ab, um als freier Schriftsteller zu arbeiten. Sein Debüt Schlafes Bruder wird 1992 zu einer Sensation. Schneider schlägt die Anlageempfehlungen seiner Freunde in den Wind und verwirklicht sich Kindheitsträume, etwa einen roten 56er-Corvette-Sportwagen. Vor seinem Elternhaus legt er einen Skulpturenpark mit Figuren aus seinem Roman an. Sein Theaterstück Dreck wird 1993 am Hamburger Thalia-Theater aufgeführt und zum meistgespielten Stück der Saison; die Zeitschrift Theater heute kürt ihn zum Nachwuchsdramatiker des Jahres. Schneiders zweiter Roman Die Luftgängerin (1998) macht weniger wegen seiner literarischen Qualität Furore, sondern vielmehr aufgrund von Schneiders forderndem Auftreten im Literaturbetrieb. Die Kritik ist vernichtend. Zwei Jahre später erscheint der dritte Teil seiner „Rheintalischen Trilogie“, Die Unberührten. Es folgen vier weitere Romane (Der Papst und das Mädchen, Schatten, Kristus, Die Offenbarung) und ein Theaterstück fürs Schauspielhaus Zürich. Ab 2007 veröffentlicht Schneider keinen wichtigen Text mehr und verlegt sich stattdessen auf die Dokumentarfilmerei. Mit Ende 40 kreuzt die Liebe den Weg des eingefleischten Junggesellen: Zurückgezogen aus der Öffentlichkeit lebt er heute mit seiner Frau Christina, einer Langstreckenpilotin, wieder in seinem Elternhaus und kümmert sich vornehmlich um den Garten und seine drei Kinder.


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