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Segen der Erde
Buch

Segen der Erde

Kristiania, 1917
Diese Ausgabe: Ullstein, 2019 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

„Konnte er nicht das Maul halten?“, fragte Kurt Tucholsky 1934 erschüttert, nachdem sein Idol Knut Hamsun offen für die Nazis Partei ergriffen hatte. 14 Jahre zuvor hatte der Norweger den Literaturnobelpreis für Segen der Erde erhalten, ein ebenso grandioses wie reaktionäres Nordland-Epos über den Neusiedler Isak, der ein bäuerliches Bilderbuchleben führt. So scheint es jedenfalls. Doch bei Hamsun ist auf nichts Verlass, schon gar nicht auf einen irgendwie gearteten Glauben an die Menschheit – und so lässt er in dem Roman eben jene Ideale erodieren, die er vordergründig hochhält. Nein, er konnte und wollte das Maul nicht halten, eben weil er überzeugt war, dass der Nationalsozialismus Ordnung in ein sinnloses Dasein bringen würde. Wer sein Werk vom Ende her liest, der findet bei ihm genügend Hinweise auf diese Geisteshaltung. Bleibt die Frage: Sollte man Hamsun heute noch lesen? Die muss jeder für sich selbst beantworten. 

Zusammenfassung

Die ersten Menschen

Der Bauer Isak wandert durch die nordnorwegische Wildnis. An einem grünen Talhang, umgeben von Wald, Wiesen und gutem Mutterboden lässt er sich nieder. Er besorgt sich Ziegen, baut eine Torfhütte, rodet und bestellt das Land. Im nächsten Frühjahr stößt Inger zu ihm. Sie hat gehört, er suche jemanden zum Helfen. Inger ist groß und stark und bereits an die 30. Wegen ihrer Hasenscharte spricht sie undeutlich. Aber Isak macht das nichts aus. Im Gegenteil. Inger arbeitet gut mit und schläft gleich am ersten Abend mit ihm. Außerdem holt sie zwei Schafe mit Lämmern und die trächtige Kuh Goldhorn von ihren Verwandten nach. Als es den beiden mit den vielen Tieren in der Hütte zu eng wird, baut Isak ein richtiges Wohnhaus mit einer Kammer. Er verkauft Knüppelholz im Dorf, das eine Tagesreise entfernt ist, und kommt mit allerlei Waren beladen zurück. Bald bringt Inger einen Sohn zur Welt, den sie Eleseus nennen. Sie bitten Oline, eine alte Verwandte Ingers von der anderen Seite der Berge, sie auf dem Hof zu vertreten, sodass sie sich im Dorf trauen und den Jungen taufen lassen...

Über den Autor

Knut Hamsun wird am 4. August 1859 als Knud Pedersen im norwegischen Lom geboren. Er ist das vierte von sieben Kindern eines armen Kleinbauern und Schneiders. Drei Jahre später zieht die Familie in den hohen Norden Norwegens, weil dort ein reicher Verwandter wohnt. Doch der Vater kann nicht mit Geld umgehen, die Mutter ist psychisch krank und chronisch überfordert. Um Schulden abzuarbeiten, muss Knut als Neunjähriger zu seinem Onkel in den Nachbarort. Der an Parkinson erkrankte Mann misshandelt ihn schwer. Einmal schlägt sich der Junge mit der Axt in den Fuß, in der Hoffnung, wieder nach Hause zu dürfen – vergeblich. Nach der Konfirmation arbeitet er als Ladengehilfe, wandert durch Nordnorwegen, beginnt eine Schusterlehre und bricht sie wieder ab. In den 1880er-Jahren reist Hamsun zweimal in die USA und schlägt sich dort mit Gelegenheitsarbeiten durch, kehrt aber beide Male angewidert vom amerikanischen Way of Life zurück. Seinen literarischen Durchbruch hat der Autodidakt 1890 mit dem Roman Hunger (Sult), in dem er seine Erfahrungen als notleidender Künstler verarbeitet. Er reist um die Welt und feiert mit Mysterien (Mysterier, 1892), Pan (1894) und Victoria (1898) in Deutschland seine größten Erfolge. 1917 erscheint Segen der Erde (Markens Grøde), für den Hamsun 1920 den Literaturnobelpreis erhält. Hamsun hasst das vermeintlich dekadente Großbritannien und bewundert die in seinen Augen „junge Nation“ Deutschland. Von Anfang an verehrt er die Nazis. Sogar die Einrichtung von Konzentrationslagern hält er für gerechtfertigt. Als die Wehrmacht 1940 in Norwegen einfällt, ruft er seine Landsleute zur Solidarität mit den Besatzern auf. Nach dem Krieg wird er wegen Landesverrat vor Gericht gestellt und zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Am 19. Februar 1952 stirbt Hamsun 92-jährig auf seinem Gut Nørholm.


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