- Roman
- Moderne
Worum es geht
„Konnte er nicht das Maul halten?“, fragte Kurt Tucholsky 1934 erschüttert, nachdem sein Idol Knut Hamsun offen für die Nazis Partei ergriffen hatte. 14 Jahre zuvor hatte der Norweger den Literaturnobelpreis für Segen der Erde erhalten, ein ebenso grandioses wie reaktionäres Nordland-Epos über den Neusiedler Isak, der ein bäuerliches Bilderbuchleben führt. So scheint es jedenfalls. Doch bei Hamsun ist auf nichts Verlass, schon gar nicht auf einen irgendwie gearteten Glauben an die Menschheit – und so lässt er in dem Roman eben jene Ideale erodieren, die er vordergründig hochhält. Nein, er konnte und wollte das Maul nicht halten, eben weil er überzeugt war, dass der Nationalsozialismus Ordnung in ein sinnloses Dasein bringen würde. Wer sein Werk vom Ende her liest, der findet bei ihm genügend Hinweise auf diese Geisteshaltung. Bleibt die Frage: Sollte man Hamsun heute noch lesen? Die muss jeder für sich selbst beantworten.
Zusammenfassung
Über den Autor
Knut Hamsun wird am 4. August 1859 als Knud Pedersen im norwegischen Lom geboren. Er ist das vierte von sieben Kindern eines armen Kleinbauern und Schneiders. Drei Jahre später zieht die Familie in den hohen Norden Norwegens, weil dort ein reicher Verwandter wohnt. Doch der Vater kann nicht mit Geld umgehen, die Mutter ist psychisch krank und chronisch überfordert. Um Schulden abzuarbeiten, muss Knut als Neunjähriger zu seinem Onkel in den Nachbarort. Der an Parkinson erkrankte Mann misshandelt ihn schwer. Einmal schlägt sich der Junge mit der Axt in den Fuß, in der Hoffnung, wieder nach Hause zu dürfen – vergeblich. Nach der Konfirmation arbeitet er als Ladengehilfe, wandert durch Nordnorwegen, beginnt eine Schusterlehre und bricht sie wieder ab. In den 1880er-Jahren reist Hamsun zweimal in die USA und schlägt sich dort mit Gelegenheitsarbeiten durch, kehrt aber beide Male angewidert vom amerikanischen Way of Life zurück. Seinen literarischen Durchbruch hat der Autodidakt 1890 mit dem Roman Hunger (Sult), in dem er seine Erfahrungen als notleidender Künstler verarbeitet. Er reist um die Welt und feiert mit Mysterien (Mysterier, 1892), Pan (1894) und Victoria (1898) in Deutschland seine größten Erfolge. 1917 erscheint Segen der Erde (Markens Grøde), für den Hamsun 1920 den Literaturnobelpreis erhält. Hamsun hasst das vermeintlich dekadente Großbritannien und bewundert die in seinen Augen „junge Nation“ Deutschland. Von Anfang an verehrt er die Nazis. Sogar die Einrichtung von Konzentrationslagern hält er für gerechtfertigt. Als die Wehrmacht 1940 in Norwegen einfällt, ruft er seine Landsleute zur Solidarität mit den Besatzern auf. Nach dem Krieg wird er wegen Landesverrat vor Gericht gestellt und zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Am 19. Februar 1952 stirbt Hamsun 92-jährig auf seinem Gut Nørholm.
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