Rezension
Harald Welzer ist ein Wutbürger. Wütend auf die Entmündigung der Menschen durch Märkte und Konsum, wütend auf lemmingartiges Mitläufertum und auf achselzuckende „Was geht mich das an“-Konformität. Aufgewachsen im Wirtschaftswunder und mit dessen naiver Zukunftsgläubigkeit, seziert er die kapitalistische Jetztzeit und entwirft erschreckend reale Szenarien für eine postkapitalistische Zukunft. Welzer schreibt gegen das System, gegen Globalisierung, Politik und Markt. Er will aufrütteln, und das gelingt ihm ausgezeichnet. Und dennoch: Etwas weniger Rütteln und etwas mehr Lösungsorientierung hätten nicht geschadet. Denn kaum meint man, jetzt werde es endlich konkret, verliert er sich in einer neuerlichen Wutschleife, so berechtigt sie auch sein mag. Übrig bleibt nur, dass der Einzelne von der Verantwortung für die Welt freigesprochen und stattdessen vollumfänglich für sich selbst verantwortlich gemacht wird. Ausreden mit Hinweis auf den zu kleinen persönlichen Handlungsspielraum lässt Welzer nicht gelten. Deswegen empfiehlt getAbstract das Buch jedem, der ebenso viel Wut im Bauch hat wie Harald Welzer und sich ohnmächtig fühlt, irgendetwas zu ändern: Die Lektüre zeigt, dass dies möglich ist, wenn man es nur will.
Zusammenfassung
Über den Autor
Harald Welzer ist Soziologe, Sozialpsychologe und Politikwissenschaftler. Er ist Direktor der gemeinnützigen Stiftung Futurzwei in Berlin und Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. Außerdem lehrt er Sozialpsychologie an der Universität St. Gallen. Er ist auch Mitherausgeber des Buches Zwei Grad mehr in Deutschland.
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