Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland waren schon einmal Zeuge oder Opfer sexueller Belästigung. Umso erschreckender ist es, dass viele Unternehmen so tun, als gäbe es so etwas bei ihnen nicht. Dabei sind sie von Rechts wegen dazu verpflichtet, ihre Mitarbeiter vor sexuellen Grenzverletzungen zu schützen. Klar, konkret und sachlich erklärt der Autor, was sexuelle Grenzverletzungen sind, wie Unternehmen Schutzkonzepte entwickeln können und was im Ernstfall zu tun ist. Pflichtlektüre für Personaler und fürs Topmanagement.
Sexuelle Grenzverletzungen sind in vielen Unternehmen ein Problem, kommen jedoch nur selten ans Tageslicht.
Sexuelle Grenzverletzungen am Arbeitsplatz kommen erschreckend häufig vor. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes spricht auf ihrer Website davon, dass über 50 Prozent der Beschäftigten in Deutschland schon einmal Zeuge oder sogar Opfer sexueller Belästigung waren. Unternehmen ignorieren das Thema dennoch weitgehend. Viele meinen, dass sexuelle Grenzverletzungen bei ihnen nicht vorkommen. Gibt es dann doch Fälle sexueller Belästigung oder Gewalt, sind sie nicht darauf vorbereitet.
Die MeToo-Bewegung hat dazu geführt, dass Menschen sensibler auf sexuelle Grenzverletzungen reagieren. Verhaltensweisen, die früher akzeptiert oder geduldet wurden, gelten mittlerweile als untragbar. Zudem ist die Scheu, über sexuelle Belästigung oder Gewalt zu sprechen, geringer geworden. Problematisch ist allerdings nach wie vor, dass viele Verhaltensweisen sich in einer Grauzone befinden und es vom subjektiven Empfinden abhängt, ob sich jemand belästigt fühlt.
Eine sexuelle Grenzverletzung liegt vor, wenn jemand sich vom sexuell bestimmten Verhalten eines...
Thorsten Krings ist Professor für Personal und Führung an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn. Außerdem berät er Unternehmen in den Bereichen Strategie, Personalauswahl und Personalmanagement.
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