Kelly Starrett ist ein erfahrener Athlet, Trainer und Therapeut. In seiner beeindruckend detaillierten und kompetenten Beschäftigung mit einem der gravierendsten Gesundheitsprobleme der westlichen Welt räumt er mit dem Irrtum auf, die Risiken des Sitzens ließen sich durch ausreichend Sport mindern. Dann zeigt er anhand ausführlich erklärter und bebilderter Übungen, wie man seinen Körper gesund durch die Tücken des Sitzalltags bringen kann. Das Buch ist als Programm angelegt, doch ist jede einzelne Übung, jeder einzelne Tipp für den sitzgeplagten Büroarbeiter Gold wert, findet getAbstract.
Sitzen als Gesundheitsrisiko
Sitzen ist das neue Rauchen – was etwas übertrieben klingen mag, entspricht den tagtäglichen Erfahrungen von Trainern und Physiotherapeuten. Sitzen liegt einfach nicht in der Natur des Menschen. Die schädliche Wirkung des Sitzens ist längst wissenschaftlich bewiesen. Ein Forscher kommt zum Schluss: „Wir sitzen uns tot.“ Dazu einige Erkenntnisse:
- Laut einer australischen Studie von 2008 verlieren Menschen, die älter als 25 Jahre alt sind, mit jeder Stunde vor dem Fernseher 21,8 Minuten von ihrer Lebenserwartung. Eine Zigarette hingegen verringert die Lebenserwartung nur um 11 Minuten.
- Büroangestellte erleiden mehr Verletzungen im Bewegungsapparat als Arbeiter in der Industrie. Sie haben das gleiche Gesundheitsrisiko wie jemand, der schwere Lasten hebt.
- 2 Stunden Sitzen am Stück erhöhen nicht nur das Risiko für orthopädische Leiden. Sitzen erhöht auch die Wahrscheinlichkeit von Herzleiden, Diabetes oder Krebs.
- Körperliche Inaktivität ist weltweit die vierthäufigste vermeidbare Todesursache. Jedes Jahr kostet sie geschätzt 3,2 Millionen Menschen das Leben.
- Rückenschmerz, eine ...
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Ich fände es noch besser, wenn man ab und zu im Büro auch liegen könnte (Loungesofa oder ähnliches), denn das entlastet die Wirbelsäule am besten. Aber bis es dazu kommt, dass das die Standardausrüstung in Büros ist, wird es wohl (vor allem in Deutschland) noch dauern. Bis dahin füttern wir die Krankenhäuser mit Rückenschäden, Bandscheibenvorfällen und anderen Deformationen, die durch ungesundes Arbeiten entstehen.
Melvyn Hillsdon von der University of Exeter und Kollegen haben Daten zu den Lebensgewohnheiten und dem Gesundheitszustand von gut 5100 Londoner Verwaltungsangestellten ausgewertet. Über 16 Jahre hinweg gaben die Probanden in regelmäßigen Abständen an, wie viel Zeit sie pro Woche etwa im Büro, im Auto oder in ihrer Freizeit im Sitzen verbringen.
Bis zum 31. Juli 2014 waren 450 Mitglieder der Gruppe gestorben. Konkret entdeckten die Forscher keinen Zusammenhang zwischen den Sitzgewohnheiten und dem Sterberisiko der Studienteilnehmer. Das führen sie auf eine Besonderheit der Studiengruppe zurück: Mit im Schnitt 43 Minuten am Tag seien die Probanden insgesamt mehr als doppelt so lang zu Fuß unterwegs gewesen wie der Durchschnittsbrite, schreiben sie im "International Journal of Epidemiology".
Demnach könnte Bewegung doch einen Schutz vor den gesundheitlichen Folgen von ständigem langen Sitzen bieten. Andersherum formuliert: "Jede ruhende Position, in der der Energieverbrauch gering ist, könnte schädlich für die Gesundheit sein, sei es Sitzen oder Stehen", sagt Hillsdon.
https://blog.getabstract.com/2018/04/04/sitzen-ist-das-neue-rauchen/
Antje Reul, Redaktion getAbstract