- Science-Fiction
- Nachkriegszeit
Worum es geht
Die Konfrontation mit dem Anderen
Solaris ist ein fantastischer Roman. Den Begriff „Science-Fiction“ hat Stanisław Lem für seine Bücher stets abgelehnt, da er sie allein nach literarischen Maßstäben beurteilt sehen wollte. Die Geschichte kreist im Wesentlichen um eine Frage: Wie würde sich der Mensch verhalten, wenn er mit einer Lebensform konfrontiert wäre, die sich seinen gewohnten Wahrnehmungs- und Beurteilungskriterien vollständig entzieht – und die doch eindeutige Zeichen von Intelligenz aufweist? Die Atmosphäre in der Forschungsstation auf dem fernen Planeten Solaris ist beklemmend, der drohende Wahnsinn mit Händen zu greifen; ohne billige Effekte gelingt es Lem, die Handlung voranzutreiben und trotzdem immer wieder, wie nebenbei, philosophische Aspekte aufzugreifen. Souverän vermeidet er es außerdem, sich allzu sehr auf eines der klassischen Genres festzulegen – das Buch lässt sich weder der Science-Fiction noch dem Thriller eindeutig zuordnen und ist ebenso eine Liebesgeschichte wie ein philosophischer Roman. Bei Lem gibt es keine Technikbegeisterung ohne die zugehörige Skepsis, keinen Fortschritt ohne Pessimismus, keine Menschlichkeit ohne deren ständige Bedrohung. Dank der spannenden Story und der philosophischen Fragen, die der Roman aufwirft, ist er nach wie vor sehr lesenswert.
Zusammenfassung
Über den Autor
Stanisław Lem wird am 12. September 1921 in Lemberg (heute Ukraine) als Sohn eines Arztes geboren. Im reichhaltig bestückten Arbeitszimmer des Vaters wurzelt seine Faszination für Wissenschaft und Technik. Nach dem Abitur beginnt Lem 1940 in seiner Heimatstadt ein Medizinstudium, das er nach dem Einmarsch der Deutschen abbrechen muss; es gelingt ihm dank gefälschter Papiere, seine jüdische Herkunft zu verbergen. Nach der Besetzung Lembergs durch die Rote Armee darf er wieder studieren, als die Stadt aber mit Ende des Krieges endgültig an die Sowjetunion fällt, wechselt Lem nach Krakau. Bereits als Jugendlicher hat er zu schreiben begonnen; ab 1946 werden seine Gedichte und Erzählungen auch in Zeitschriften veröffentlicht. Sein erster Roman Der Mensch vom Mars erscheint im gleichen Jahr, weitgehend unbeachtet, in einem Romanheft. Die Approbation als Arzt erhält er nicht, weil er eine der letzten Prüfungen nicht besteht: Er weigert sich, Antworten im Sinne einer damals herrschenden pseudowissenschaftlichen Lehre zu geben. Darum arbeitet er nach dem Studium in der neurophysiologischen Forschung. 1951 erscheint der Roman Die Astronauten, der ihn leidlich bekannt macht; bald verlegt er sich vollends aufs Schreiben. Seine produktivste Phase erlebt Lem von Mitte der 50er bis Mitte der 70er Jahre. Solaris, sein bekanntestes Buch, erscheint 1961. Lem bleibt zeit seines Lebens ein kritischer und unabhängiger Geist. Als er in den 70er Jahren die rein kommerzielle amerikanische Science-Fiction-Szene kritisiert, dauert es nicht lange, bis ihm die Ehrenmitgliedschaft in der Vereinigung Science Fiction Writers of America entzogen wird. Als 1981 in Polen das Kriegsrecht verhängt wird, verlässt Lem das Land, er lebt zunächst in Westberlin und dann in Wien, bis er 1988 nach Polen zurückkehrt und sich endgültig in Krakau niederlässt. 1997 macht ihn Krakau zum Ehrenbürger; im Jahr darauf erhält er gleich drei Ehrendoktortitel: von den Universitäten in Krakau, Oppeln und Lemberg. Lem schreibt und publiziert bis kurz vor seinem Tod. Am 27. März 2006 stirbt er nach längerer Krankheit an Herzversagen.
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