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Soziale Systeme
Buch

Soziale Systeme

Grundriss einer allgemeinen Theorie

Frankfurt am Main, 1984
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1987 Mehr

Literatur­klassiker

  • Soziologie
  • Moderne

Worum es geht

Die Welt aus einem neuen Blickwinkel

Sinn ist überall in der Welt. Die Gesellschaft besteht nicht aus Menschen, sondern aus Kommunikation. Deren Ziel ist die Fortsetzung der Kommunikation, nicht der Konsens. Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme ist nicht nur abstrakt, sondern wirkt auf den ersten Blick auch recht exotisch. Seine Thesen waren eine Provokation für die traditionelle Soziologie – und Anstoß zu weiteren Forschungen auf den unterschiedlichsten Gebieten. Soziale Systeme, die Grundlage von Luhmanns Systemtheorie, ist eine Herausforderung für mutige Leser, die sich von hochtheoretischen Texten nicht abschrecken lassen. Wer das Buch nicht nach den ersten Abschnitten gleich wieder zur Seite legen möchte, muss einiges auf sich nehmen: Luhmann verwendet alltägliche Begriffe ganz selbstverständlich in neuer Bedeutung und gibt sich wenig Mühe, seine Theorie sprachlich klar und übersichtlich darzustellen. Dafür aber bietet er dem Leser eine völlig neue und ungewohnte Perspektive auf scheinbar Bekanntes. Dieses Buch ist kein Lesevergnügen, aber ein aufregender Blick über den Tellerrand altgewohnter Denkmuster.

Zusammenfassung

Die Eigenschaften sozialer Systeme

Es gibt unterschiedliche Arten von Systemen: Maschinen, Organismen, soziale Systeme und psychische Systeme. Die folgende Theorie konzentriert sich vor allem auf die Eigenschaften sozialer Systeme. Sie hat den Anspruch, universell zu sein. Das bedeutet, dass sie alle sozialen Kontakte – auch die Gesellschaft als Ganzes – einschließt. Soziale Systeme haben folgende Eigenschaften:

  • Bestimmend für das System ist die Differenz zwischen System und Umwelt, d. h. die Unterscheidung dessen, was zum System gehört und was nicht.
  • Systeme können sich ausdifferenzieren. Dann bilden sich innerhalb eines Systems weitere Systeme. Das Gesamtsystem wird für die Teilsysteme zur Umwelt.
  • Systeme produzieren und müssen dazu auf Selektion zurückgreifen: Aus allen Möglichkeiten werden einige ausgewählt, um die erwünschten Wirkungen zu erzielen.
  • Neben der Differenz zwischen System und Umwelt gibt es im System die Differenz zwischen Element und Relation. Auch sie ist für das Bestehen eines Systems unerlässlich. Die Elemente eines Systems sind notwendigerweise durch Relationen miteinander verknüpft, und eine Relation kann nur zwischen...

Über den Autor

Niklas Luhmann ist einer der wichtigsten Soziologen des 20. Jahrhunderts. Geboren wird er am 8. Dezember 1927 in Lüneburg. Mit 17 Jahren nimmt er als Luftwaffenhelfer am Zweiten Weltkrieg teil und gerät anschließend kurz in amerikanische Gefangenschaft. 1946 beginnt er ein Jurastudium in Freiburg und ist nach dem Referendariat zunächst von 1954 bis 1962 als Verwaltungsjurist tätig. Hier lernt er eine Arbeitsmethode kennen, die sein ganzes Werk prägen wird: der Ablage von Informationen in Zettelkästen. So legt sich Luhmann mit 25 Jahren auch privat einen Zettelkasten an, um eigene Gedanken und wichtige Ideen anderer Autoren zu sammeln. 1960–1961 erhält er ein Stipendium für ein Studium der Soziologie in Harvard, kommt also erst mit über 30 Jahren mit der Wissenschaft in Berührung, die er später wesentlich beeinflussen wird. Ab 1962 ist er Referent an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, drei Jahre später wechselt er zur Sozialforschungsstelle Dortmund. Erst 1966 promoviert er in Soziologie an der Universität Münster, die Habilitation folgt nur wenige Monate später. Von 1968 bis zu seiner Emeritierung 1993 ist Luhmann Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld. Er veröffentlicht zahlreiche Werke, in denen er seine Systemtheorie entwickelt. Als Soziale Systeme erscheint, das erste Hauptwerk und die Grundlage seiner Theorie, ist Luhmann bereits 57 Jahre alt. Die in den folgenden Jahren verfassten Bücher – unter ihnen Titel wie Die Wirtschaft der Gesellschaft (1988), Die Wissenschaft der Gesellschaft (1990), Das Recht der Gesellschaft (1993) oder Die Realität der Massenmedien (1996) – beziehen diese Theorie auf einzelne Gesellschaftsbereiche. Mit Die Gesellschaft der Gesellschaft erscheint 1997 ein weiteres Hauptwerk Luhmanns. Als 70-Jähriger plant er noch 20 weitere Bücher. Dazu kommt es aber nicht mehr – am 6. November 1998 stirbt Niklas Luhmann in Oerlinghausen bei Bielefeld.


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