„Sie verdienen es, zu sterben.“ Mit diesen Worten kommentierte eine konservative US-Zeitschrift die sinkende Lebenserwartung der weißen Arbeiterschaft im Land. Für den Oxford-Ökonomen Paul Collier, der selbst aus ärmlichen Verhältnissen stammt, ist diese Entwicklung eine Tragödie. Verantwortlich macht er aber nicht den Kapitalismus an sich, sondern arrogante Großstadteliten, habgierige Manager und verblendete Ideologen. Vor allem liefert er Vorschläge, wie sich die Risse in unseren Gesellschaften wieder kitten lassen. Ein provokantes, zorniges und absolut lesenswertes Buch.
Die liberale Bildungselite hat sich vom Rest der Gesellschaft abgenabelt.
Die Welt ist gespalten zwischen boomenden Metropolen und abgehängter Provinz, Hoch- und Geringqualifizierten sowie armen und reichen Ländern weltweit. Diese Spaltung schürt Ängste, stärkt Populisten und macht längst überwunden geglaubte Ideologien wieder salonfähig. Die kriselnde Sozialdemokratie, einst treibende Kraft hinter grundlegenden und parteiübergreifend gutgeheißenen Sozialreformen, hat ihre kommunitaristischen Wurzeln verraten: Alle Verantwortung wurde auf den Staat und eine technokratische Avantgarde übertragen, die sich zunehmend über die Werte der einfachen Leute hinwegsetzt. Die liberale Bildungselite – auch WEIRD genannt, ein Akronym aus den englischen Begriffen für „westlich“, „gebildet“, „industriell“, „reich“ und „entwickelt“ – hat sich vom Rest der Gesellschaft abgenabelt.
Heute fordern Libertäre den utilitaristische Paternalismus der WEIRDs zunehmend heraus, indem sie die Rechte des Individuums hervorheben. Auf der entgegengesetzten Seite des Spektrums fordern Minderheitengruppen ein privilegiertes Recht auf Schutz gegen Diskriminierung. Das...
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