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Stille Zeile Sechs
Buch

Stille Zeile Sechs

Frankfurt am Main, 1991
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 1991 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Die Wut der Tochter

Rosa Polkowski, die Protagonistin in Monika Marons Roman Stille Zeile Sechs, ist keine Heldin. Sie verabscheut die Generation ihres Vaters, die mit der Mauer und ihrer Engstirnigkeit das Leben in der DDR so wenig lebenswert gemacht haben. Der Roman versetzt den Leser in die Abenddämmerung der DDR, als das Ende schon unausweichlich, aber noch nicht absehbar war. Die bedrückende geistige Enge, der Rückzug ins Private werden greifbar; der Roman lässt mehr Raum für das Selbstgespräch der Hauptperson als für die äußeren Geschehnisse. Mit Rosa, die sich selbst wie von außen betrachtet und auf ein „Übermorgen“ wartet, das nie kommt, hat Monika Maron eine zeitlose Figur geschaffen, die viel Fläche zur Identifikation bietet.

Zusammenfassung

Eine Begegnung im Café

Rosa Polkowski ist auf dem Weg zur Beerdigung von Herbert Beerenbaum. Er soll im sogenannten Ehrenhain auf dem Pankower Friedhof beigesetzt werden, wo wichtige Persönlichkeiten beerdigt werden. Der Weg führt sie durch das Villenviertel, das „Städtchen“ genannt wird. Hier hat bis in die 50er-Jahre die Regierung residiert. Einige der ehemaligen Gästehäuser werden nun von ehemals wichtigen Menschen wie Beerenbaum bewohnt. Die Gegend ist ruhig, Autoverkehr ist untersagt und man trifft kaum einen Menschen auf der Straße. In der Stillen Zeile Sechs, wo Beerenbaum gewohnt hat, sieht Rosa das Auto seines Sohnes Michael vor der Tür stehen.

Rosa hat Beerenbaum in dem Café kennengelernt, wo sie ihre Nachmittage verbringt und Menschen beobachtet, die von der Arbeit heimkehren. Wie viele andere prägt sie sich auch diesen Unbekannten anhand seines Ganges ein: sicher und etwas forsch, als sei er früher ein Vorgesetzter gewesen. Sie hat ihn schon öfter gesehen und zugeschaut, wie er mit jüngeren Menschen das Gespräch suchte. Nun setzt er sich zu ihr. Rosa...

Über die Autorin

Monika Maron wird am 3. Juni 1941 als Monika Eva Iglarz in Berlin geboren. Ihre Mutter Hella durfte Monikas Vater nicht heiraten, weil sie als halbjüdisch galt. Hella Iglarzʼ Vater Pawel war zum Baptismus konvertiert. 1942 wurde er ins Ghetto Belchatów deportiert und dort ermordet. Seine Geschichte arbeitet Monika Maron später in Pawels Briefe auf. Mutter und Tochter ziehen nach Kriegsende nach Westberlin. Hella lernt den späteren DDR-Innenminister Karl Maron kennen, sie siedeln 1951 nach Ostberlin über und heiraten dort 1955. Monika nimmt den Namen des Stiefvaters an. Sie schließt ihre Schulausbildung mit dem Abitur ab und arbeitet als Fräserin in einem Dresdner Flugzeugwerk. Nach einem Studium der Theaterwissenschaft arbeitet sie an der Berliner Schauspielschule, beim Fernsehen und als Reporterin. Ab 1976 ist sie als freie Schriftstellerin tätig. Maron, schon als Schülerin aktiv in der FDJ, engagiert sich in der SED. Zwischen 1976 und 1978 ist sie Kontaktperson für die Stasi und verfasst zwei Berichte. Nachdem sie die Zusammenarbeit beendet, wird sie bis 1988 observiert. 1981 erscheint ihr erster Roman Flugasche im westdeutschen Fischer-Verlag. Er setzt sich mit dem Thema Umweltverschmutzung in der DDR auseinander und macht Maron international bekannt. 1983 wird ihr Theaterstück Ada und Evald in Wuppertal uraufgeführt. 1988 verlässt sie zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn die DDR und lässt sich in Hamburg nieder, wo sie bis 1992 lebt. Dann kehrt sie nach Berlin zurück. Ihr Roman Animal triste von 1996 gilt als ihr größter Erfolg. In mehreren Zeitungsartikeln äußert sich Maron kritisch über Angela Merkel, den Islam und die politische Debatte in Deutschland. In ihrem Roman Munin oder Chaos im Kopf von 2018 zieht sie Parallelen zwischen der Flüchtlingskrise und dem Dreißigjährigen Krieg.


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