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Stiller
Buch

Stiller

Frankfurt/Main, 1954
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1973 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Tagebuch eines Identitätsverweigerers

Der Schweizer Autor Max Frisch erzählt in seinem Roman Stiller die Geschichte eines Mannes, der seine Identität verleugnet, um Abstand von seinem missglückten Leben zu finden, aber schließlich an der Undurchführbarkeit seines Vorhabens scheitert. Die Identitätsproblematik, die eine Schlüsselfunktion auch in anderen Romanen von Max Frisch hat, wird hier so spannend wie ein Kriminalfall präsentiert: Die Tagebuchaufzeichnungen der Hauptfigur, geschrieben in einem Zürcher Untersuchungsgefängnis, legen nur schichtweise die wahren Hintergründe um das Verschwinden des lange verschollenen Stiller frei. Frisch bedient sich unterschiedlicher Perspektiven, Raum- und Zeitformen, Rahmen- und Binnenerzählungen, ja sogar unterschiedlicher Realitätsebenen und hält die Frage nach der wahren Identität der Hauptperson bis zum Finale in der Schwebe. Stiller markierte 1954 für Max Frisch den Durchbruch als Romanautor: Die Kritiker lobten einmütig die perfekt aufeinander abgestimmten Elemente des Romans und dessen intelligente Auseinandersetzung mit den damals aktuellen existenzialistischen Fragen der Identitätssuche und des Umgangs mit dem eigenen Scheitern.

Zusammenfassung

Aufzeichnungen im Untersuchungsgefängnis

Das Tagebuch eines in der Untersuchungshaft sitzenden Mannes beginnt damit, dass der Verfasser den Namen "Stiller" und die damit verbundene Identität heftig zurückweist: Er sei nicht Stiller, schreibt er nieder, sein Name sei Jim Larkin White. Seine Aufzeichnungen führt er in der Zelle eines Zürcher Gefängnisses. Der Grund für die Verhaftung ist eine Ohrfeige, die er dem Schweizer Zollbeamten verabreicht hat, der ihn an der Weiterfahrt hindern wollte: Sein amerikanischer Pass sei gefälscht. Im Nachhinein erfährt White, dass ihn ein Mitreisender als den Schweizer Bildhauer Anatol Ludwig Stiller identifiziert hat. Dieser ist vor sechs Jahren spurlos verschwunden und steht unter dem Verdacht, einem sowjetischen Agenten als Mittelsmann bei einem Attentat geholfen zu haben. Für White ist dies eine ganz ungeheuerliche Geschichte. Doch niemand glaubt ihm, am wenigsten sein Pflichtverteidiger Dr. Bohnenblust. Dieser versucht zwar, die Unschuld seines Mandanten zu beweisen, andererseits liegt ihm viel daran, dessen Sturheit aufzubrechen. Die Gespräche mit dem Verteidiger führen letztlich zu nichts, weil die beiden fortwährend aneinander vorbeireden...

Über den Autor

Max Frisch wird am 15. Mai 1911 als Sohn eines Architekten in Zürich geboren. Nach dem Gymnasium beginnt er ein Germanistikstudium, bricht es 1934 ab, arbeitet als freier Journalist, u. a. als Sportreporter in Prag, und verfasst Reiseberichte. Er ist vier Jahre mit einer jüdischen Kommilitonin liiert, die er heiraten will, um sie vor Verfolgung zu schützen, sie lehnt jedoch ab. Ab 1936 studiert er in Zürich Architektur, 1940 macht er sein Diplom. Ein Jahr später gründet er ein Architekturbüro und arbeitet gleichzeitig als Schriftsteller. Er heiratet 1942 seine ehemalige Studienkollegin Gertrud (Trudy) Constance von Meyenburg, mit der er drei Kinder hat. 1951 hält sich Frisch für ein Jahr in den USA und in Mexiko auf. 1954 erscheint sein erster Roman: Stiller. Das Buch ist so erfolgreich, dass Frisch sich nun ganz der Schriftstellerei widmen kann. 1955 löst er sein Architekturbüro auf und bereist die USA, Mexiko, Kuba und Arabien. 1958 erhält er den Georg-Büchner-Preis und den Literaturpreis der Stadt Zürich, ein Jahr später wird seine erste Ehe geschieden. 1960 zieht Frisch nach Rom, wo er fünf Jahre lang mit der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann zusammenlebt – und die 23-jährige Studentin Marianne Oellers kennen lernt. 1961 wird das Theaterstück Andorra uraufgeführt, ein Gleichnis über die fatale Wirkung von Vorurteilen. 1964 erscheint der Roman Mein Name sei Gantenbein. Im Folgejahr übersiedelt Frisch zurück ins Tessin in die Schweiz. 1966 und 1968 unternimmt er größere Reisen in die UdSSR, 1970 folgt wieder ein längerer USA-Aufenthalt. Inzwischen hat er Marianne Oellers, mit der er jahrelang zusammengelebt hat, geheiratet. 1975 veröffentlicht Frisch die autobiografisch gefärbte Erzählung Montauk. Schweizkritische Schriften wie Wilhelm Tell für die Schule (1971) führen in seiner Heimat zu Widerspruch, in Deutschland findet er mehr Anerkennung. 1976 erhält er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Max Frisch stirbt am 4. April 1991 in Zürich an Krebs.


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