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Stützen der Gesellschaft
Buch

Stützen der Gesellschaft

Schauspiel in vier Akten

Kopenhagen, 1877
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 2000 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Drama
  • Naturalismus

Worum es geht

Die hässliche Fratze der ehrenwerten Gesellschaft

Ibsen nimmt in diesem Drama die heuchlerische Moral der bürgerlichen Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts aufs Korn: Im Lauf des Stücks erweisen sich die so genannten "Stützen der Gesellschaft" als Betrüger, die sogar sich selbst hinters Licht führen. Besonders Leben und Karriere des ersten Mannes am Platze, Konsul Bernick, sind auf ein Fundament aus Lügen gebaut. Als ihn die Gespenster seiner Vergangenheit immer mehr bedrängen, plant er sogar einen Mord, um seinen Ruf zu retten. Schließlich ist es seine Frau, bislang ein unterdrücktes Wesen, die diese Untat verhindern kann. Bernick versucht sich gesellschaftlich zu retten, indem er Teile der Wahrheit über sein Vorleben verkündet, und hält sich nun für rehabilitiert - doch Ibsen lässt den Schluss beunruhigend offen. Um diesen Handlungskern herum weben sich die Gedanken und Taten zahlreicher kleingeistiger Moralapostel. Einzige Rebellen und Hoffnungsträger sind in dieser Gesellschaft einige Frauen, ein Kind sowie die Arbeiterschaft, die gegen ihre Ausbeutung im Manchesterkapitalismus ankämpft. Ibsens erstes realistisches sozialkritisches Stück prangert die Wirtschaftsführer seiner Zeit an und ist damit bis heute aktuell: Je lauter sich die Mächtigen für das Allgemeinwohl einsetzen, desto egoistischer sind ihre Motive.

Zusammenfassung

Besuch aus Amerika

Im Haus des Konsuls Bernick in einer kleinen norwegischen Hafenstadt: Im Gartenzimmer sitzen einige Damen, unter ihnen auch die Konsulin, und beschäftigen sich mit Handarbeiten, die für Notleidende bestimmt sind. Der Hilfslehrer Rørlund liest aus einer erbaulichen Schrift vor. In diese Idylle tritt Aune, Vorarbeiter in Konsul Bernicks Werft. Er will in Bernicks Büro eintreten, wird aber von dessen Prokuristen Krap abgefangen: Aune solle sich mit den anstehenden Reparaturarbeiten auf der Werft mehr beeilen. Der Angesprochene rechtfertigt sich, pocht als Gewerkschaftler auf die Rechte der Arbeitnehmer und stemmt sich gegen die neuen, amerikanischen Arbeitsmethoden. Rørlund unterhält sich mit den Damen über den Verfall der Moral, besonders in Amerika. Alle sind sich einig, dass Konsul Bernick sehr gut daran getan hat, den Bau der Eisenbahnstrecke zu verhindern, die die kleine Stadt mit der großen Welt verbunden hätte. Nur die junge Dina Dorf stimmt nicht in den Chor der Entrüsteten ein.

Hilmar Tønnesen gesellt sich dazu, der Cousin von Frau Bernick. Er berichtet, dass im Büro des Konsuls gestritten wird - offenbar doch wieder über das Eisenbahnprojekt...

Über den Autor

Henrik Ibsen wird am 20. März 1828 als ältestes von fünf Geschwistern im norwegischen Skien geboren. Sein Vater ist ein erfolgreicher, aber auch risikofreudiger Geschäftsmann: 1835 geht er in Konkurs, die Familie muss den Ort verlassen. 1844 beginnt der Sohn eine Lehre als Apothekergehilfe in der Küstenstadt Grimstad. Er schreibt Gedichte sowie das Theaterstück Catilina und bereitet sich im Selbststudium auf das Abitur vor, um Medizin studieren zu können. 1850 zieht Ibsen in die Hauptstadt Kristiania (heute Oslo), kommt in Kontakt mit der revolutionären Arbeiterbewegung und schreibt Satiren. Catilina wird gedruckt, 1852 wird Ibsen Hausautor und Regisseur des Norwegischen Theaters in Bergen. 1856 spielt man dort sein nationalromantisches Stück Das Fest auf Solhaug (Gildet paa Solhoug). Ein Jahr später wechselt Ibsen zum Norwegischen Theater nach Kristiania. 1858 heiratet er Suzannah Thoresen, im folgenden Jahr wird Sohn Sigurd geboren. Ibsen engagiert sich für die norwegische Sprache und Kultur, hat aber wenig Erfolg; das Theater macht Bankrott und er gerät in Geldnöte. Ibsen wendet sich von der Nationalromantik ab, sucht sein Glück im Ausland und zieht mit der Familie 1864 nach Rom. Das Drama Peer Gynt von 1867 ist eine kritische Auseinandersetzung mit nationalromantischen Ideen und wird 1876 mit Edvard Griegs Musik am Kristiania-Theater uraufgeführt. 1868 zieht Ibsen mit seiner Familie nach Dresden. 1874 besucht er für einige Wochen sein Heimatland Norwegen und wird dort enthusiastisch begrüßt. Die Familie zieht nach München, dann wieder nach Rom. 1879 vollendet er das Schauspiel Nora oder Ein Puppenheim (Et Dukkehjem), das als Kampfschrift der Frauenemanzipation gelesen wird; zwei Jahre später folgt Gespenster (Gengangere), das wegen seiner provokanten Themen zunächst in Europa nicht aufgeführt wird. 1891 kehrt Ibsen nach Norwegen zurück. Er stirbt am 23. Mai 1906 nach einer Reihe von Schlaganfällen in Kristiania und erhält ein Staatsbegräbnis.


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