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Tante Lisbeth
Buch

Tante Lisbeth

Paris, 1846
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1977 Mehr

Literatur­klassiker

  • Gesellschaftsroman
  • Realismus

Worum es geht

Der Sündenpfuhl Paris

Balzacs Roman Tante Lisbeth ist ein breit angelegtes Porträt der Pariser Bourgeoisie Mitte des 19. Jahrhunderts – einer Gesellschaft, die dekadenter kaum sein könnte. Die Hauptfigur Tante Lisbeth setzt aus Hass, Neid und purer Bosheit alles daran, die Familie Hulot zu vernichten. Baron von Hulot ist mit Lisbeths Cousine verheiratet, einer geduldigen, treuen, still vor sich hin leidenden Frau. Ihr alternder und immer fetter werdender Ehemann setzt in seiner unersättlichen sexuellen Gier seine Karriere und sein gesellschaftliches Ansehen aufs Spiel und droht damit zugleich die eigene Familie zu ruinieren. Die Besessenheit des Barons wird von einer nach Geld und Einfluss dürstenden Dirne ausgenutzt, die wiederum von Tante Lisbeth unterstützt und beraten wird. Es kommt zu zahlreichen Intrigen, erotischen Verwicklungen und Ehedramen, es wird gelogen, betrogen und sogar gemordet. Tante Lisbeth ist ein spannendes, unterhaltsames, psychologisch meisterhaftes Werk über eine zutiefst amoralische Gesellschaft, die rettungslos der Geldgier und der Heuchelei verfallen ist.

Zusammenfassung

Ein unmoralisches Angebot

Der ehemalige Seifenhändler Crevel, der zu Reichtum und politischem Einfluss gekommen ist, macht der Baronin Adeline von Hulot seine Aufwartung. In schmieriger Freundlichkeit will er sie zu einem skandalösen Pakt nötigen: Der Ehemann der Baronin habe ihm seine junge Geliebte ausgespannt, eine Schauspielerin namens Josepha. Nun will sich Crevel rächen, indem er die Baronin von Hulot zu seiner Mätresse machen und damit dem verhassten Nebenbuhler Hörner aufzusetzen möchte. Die 47-jährige, ebenso gepflegte wie tugendhafte Baronin ist über die Unverschämtheit des Mannes empört, doch dieser hat einige Druckmittel in der Hand. Zum einen ist seine Tochter Celestine mit Viktor, dem Sohn der Hulots, verheiratet. Zum anderen bestätigt Crevel einen Verdacht, den die Baronin aus Liebe zu ihrem Mann immer wieder zu verdrängen sucht: Der Baron von Hulot führt ein derart ausschweifendes Liebesleben und gibt so viel Geld für seine Mätressen aus, dass die Familie finanziell am Abgrund steht. Unter diesen Umständen scheint es kaum möglich, die junge Tochter

Über den Autor

Honoré de Balzac wird am 20. Mai 1799 in Tours geboren. Sein Vater, der Sohn eines Bauern, hat sich zum leitenden Beamten hochgearbeitet, seine Mutter stammt aus gutbürgerlicher Familie. 1814 zieht die Familie Balzac nach Paris. Ein Jurastudium bricht der junge Balzac ab, um Schriftsteller zu werden. Lange Jahre ist er erfolglos. Er macht Schulden, die ihn für den Rest seines Lebens drücken werden, als er sich 1826 als Verleger versucht und eine Druckerei kauft, die zwei Jahre später Konkurs anmelden muss. 1829 stellt sich erster schriftstellerischer Erfolg ein, der ihm Zutritt zu Adelskreisen verschafft. Er führt ein Leben über seine Verhältnisse und hat viele Liebschaften mit zumeist verheirateten Damen. 1832 tritt die ukrainische Gräfin Eva Hanska mit ihm in Briefkontakt. Die beiden schreiben sich 18 Jahre lang und sehen sich gelegentlich auf Reisen, bis sie ihn wenige Monate vor seinem Tod schließlich heiratet. Balzac schreibt einen Roman nach dem anderen. Er fasst seine Werke bereits früh in Gruppen zusammen. Während der Entstehung eines seiner bekanntesten Texte, Le père Goriot (Vater Goriot, 1834/35), hat er die Idee, dieselben Romanfiguren in verschiedenen Werken auftreten zu lassen und so ein überschaubares, vielfältig verwobenes Romanuniversum zu schaffen. Das Projekt der Comédie humaine, der Menschlichen Komödie, entsteht mit seinen Großgruppen und Untergruppen und dem Ziel, ein umfassendes Sittengemälde von Balzacs Zeit zu entwerfen. Dafür erlegt sich der Schriftsteller ein unglaubliches Arbeitspensum auf, schreibt oft bis zu 17 Stunden am Tag. 91 der 137 geplanten Romane und Erzählungen kann er fertigstellen. Zu den bekanntesten zählen Illusions perdues (Verlorene Illusionen), Eugénie Grandet, Splendeurs et misères des courtisanes (Glanz und Elend der Kurtisanen) und La peau de chagrin (Das Chagrinleder). Balzac gilt zusammen mit Stendhal und Flaubert als der Begründer des literarischen Realismus in Frankreich. Die ständige Überanstrengung ruiniert seine Gesundheit, er stirbt am 18. August 1850 in Paris.


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