Navigation überspringen
Tauben im Gras
Buch

Tauben im Gras

Stuttgart, 1951
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2006 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Ein Tag Nachkriegsdeutschland

Wolfgang Koeppen hat uns nicht besonders viele Bücher hinterlassen. Am berühmtesten ist dieser erste Roman der "Trilogie des Scheiterns", wie sie vom Verlag genannt wurde. Tauben im Gras ist vor allem ein Stilexperiment, ein Roman, bei dem Ästhetik und Form mindestens genauso wichtig sind wie der Inhalt. Der Erzähler schildert einen Tag in der Stadt München und lässt den Leser an den Gedanken und Gefühlen von rund 30 Figuren teilhaben. Koeppens Pandämonium hat eine Menge zu bieten: schreibblockierte Poeten, fanatisch religiöse Kindermädchen, eine sexbesessene Schauspielerfrau, einen schwarzen US-Soldaten, der mit einer Deutschen um das Leben des gemeinsamen Kindes kämpft, kleine Dienstleute, alte Nazis, verbohrte Spießer, einen wütenden Mob, einen Nachkriegsfilmstar und eine Rasselbande ehemaliger NS-Pimpfe. Koeppen montiert den Bewusstseinsstrom einer ganzen Metropole mit Reklamesprüchen und Schlagzeilen zusammen. Es ist nicht immer leicht, der Handlung zu folgen; in jedem Fall aber bietet Tauben im Gras einen atmosphärisch dichten Blick auf die Straßen und in die Köpfe der Menschen im Nachkriegsdeutschland.

Take-aways

  • Tauben im Gras, Wolfgang Koeppens bekanntestes Werk, ist der erste Teil einer Serie von drei Nachkriegsromanen.
  • Koeppen veröffentlichte das Buch nach nur drei Monaten Arbeit im Jahr 1951.
  • Es schildert einen Tag im Leben von rund 30 Figuren im Nachkriegsmünchen.

Über den Autor

Wolfgang Koeppen wird am 23. Juni 1906 als uneheliches Kind in Greifswald geboren. Der Vater erkennt den Sohn nie an, deshalb verbringt dieser seine Kindheit nur in der Obhut der Mutter, zunächst in Ortelsburg in Ostpreußen. Mit 13 Jahren kehrt er nach Greifswald zurück. Um Geld zu sparen, muss der ehemalige Gymnasiast die Mittelschule besuchen, die er ohne Abschluss verlässt. 1919 beginnt er eine Buchhändlerlehre und hört Vorlesungen an verschiedenen Universitäten, vor allem in den Fächern Theaterwissenschaft und Literaturgeschichte. Stationen als Dramaturg in Würzburg (1926) und Feuilletonredakteur beim Berliner Börsen-Courier folgen. Neben Theater-, Film- und Literaturkritiken entstehen auch erste literarische Arbeiten. Ende 1933 muss Koeppen seinen Redakteursposten aufgeben. Er reist nach Italien und siedelt ein Jahr später in die Niederlande über. Zuvor erscheint sein erster Roman Eine unglückliche Liebe (1934) und ein Jahr später Die Mauer schwankt. 1938 kehrt Koeppen nach Deutschland zurück, weil er sich im Ausland keine Existenzgrundlage hat schaffen können. In Berlin schreibt er Drehbücher für die UFA, zieht dann in die Nähe des Starnberger Sees und nach München um, wo er u. a. für Bavaria-Film arbeitet. Von 1951 bis 1954 erscheinen seine drei Romane Tauben im Gras, Das Treibhaus und Der Tod in Rom, die als "Trilogie des Scheiterns" den Autor in der literarischen Welt bekannt machen. Koeppen schreibt in der Folge, gefördert durch den als Kulturredakteur beim Süddeutschen Rundfunk arbeitenden Alfred Andersch, vermehrt Reiseliteratur: Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre veröffentlicht er nach längeren Reisen Berichte über Russland, die USA und Frankreich. 1962 wird Koeppen der Büchner-Preis verliehen. Der Autor schreibt nur noch wenig, erst 1971 wagt er sich an den Prosaband Romanisches Café und 1976 an den autobiographischen Roman Jugend. Koeppen, von der Kritik oft als großer Schweiger der deutschen Literatur bezeichnet, veröffentlicht bis zu seinem Tod vor allem kleinere Schriften, Erzählungen und weitere Reiseberichte. Er stirbt am 15. März 1996 in München.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen

Mehr zum Thema

Vom gleichen Autor