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Tonio Kröger
Buch

Tonio Kröger

Berlin, 1903
Diese Ausgabe: S. Fischer, 2005 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Künstlerroman
  • Moderne

Worum es geht

Der Künstler als verirrter Bürger

Tonio Kröger zählt zu den beliebtesten Prosastücken Thomas Manns. Besonders junge Leser identifizieren sich mit der Titelfigur, einem unglücklich Liebenden, der zwischen der Verachtung für die Banalität des bürgerlichen Lebens und der Sehnsucht nach dem gewöhnlichen menschlichen Glück hin- und hergerissen ist. Die Lektüre bietet zudem tiefe Einblicke in die Persönlichkeit und künstlerische Entwicklung Thomas Manns, der die Novelle als sein „literarisches Lieblingskind“ bezeichnete. Sicher, es gibt Werke dieses Autors, die spannender, bewegender und unter ästhetischen Gesichtspunkten raffinierter sind. Aber die Erzählung überzeugt auch nach über einem Jahrhundert noch durch ihre kristallklare, elegante Sprache und ihre geradezu musikalisch komponierte Struktur. In keinem anderen Werk hat der Schriftsteller seine persönlichen Überzeugungen so eindringlich dargelegt. Das Ausgeschlossensein von der Welt der normalen Bürger ist für den Künstler, wie Mann ihn versteht, schmerzhaft, zugleich aber die Voraussetzung für sein literarisches Schaffen. Wer Thomas Mann noch nicht kennt, für den ist diese Erzählung der ideale Einstieg.

Zusammenfassung

Tonio Krögers innere Zerrissenheit

Der 14-jährige Tonio Kröger geht nach der Schule mit seinem Freund Hans Hansen auf den Wallanlagen ihrer norddeutschen Heimatstadt spazieren. Beide entstammen wohlhabenden Kaufmannsfamilien, ihre Väter bekleiden hohe öffentliche Ämter in der Stadt. Äußerlich stehen die beiden Jungen in starkem Kontrast: Hans ist außerordentlich hübsch, blond, hat stahlblaue, scharf blickende Auge, breite Schultern und schmale Hüften. Tonio mit seinen dunklen, verhangenen Augen hat dagegen etwas Südländisches, Träumerisches und Weiches. Tonio liegt sehr viel an dem Spaziergang mit Hans, denn er liebt den Kameraden, allerdings ohne dass seine Liebe im gleichen Maß erwidert würde. Trotz seines jugendlichen Alters hat Tonio bereits die Erfahrung gemacht, dass der stärker Liebende immer der Schwächere, Unterlegene in einer Beziehung ist.

Tonio Kröger ist ein introvertierter, grüblerischer Junge, der bei seinen Lehrern und Mitschülern nicht besonders beliebt ist. Die Schule interessiert ihn nicht. Seine Lehrer verachtet er, denn er hat ihre Schwächen längst durchschaut. Er fühlt sich fremd unter seinen Altersgenossen, träumt...

Über den Autor

Thomas Mann wird am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Er ist der zweite Sohn einer großbürgerlichen Kaufmannsfamilie, sein älterer Bruder Heinrich wird ebenfalls Schriftsteller. Thomas hasst die Schule und verlässt das Gymnasium ohne Abitur. Nach dem Tod des Vaters zieht die Familie 1894 nach München, dort arbeitet Mann kurzfristig als Volontär bei einer Feuerversicherung. Als er mit 21 Jahren volljährig ist und aus dem Erbe des Vaters genug Geld zum Leben erhält, beschließt er, freier Schriftsteller zu werden. Er reist mit Heinrich nach Italien, arbeitet in der Redaktion der Satirezeitschrift Simplicissimus und schreibt an seinem ersten Roman Buddenbrooks, der 1901 erscheint und ihn sofort berühmt macht. Der Literaturnobelpreis, den er 1929 erhält, beruht vor allem auf diesem ersten Buch – Mann, nicht uneitel, erwartet die Auszeichnung allerdings schon 1927. Trotz seiner homoerotischen Neigungen heiratet er 1905 die reiche Jüdin Katia Pringsheim. Sie haben sechs Kinder, darunter Klaus, Erika und Golo Mann, die ebenfalls als Schriftsteller bekannt werden. Weil Thomas den Ersten Weltkrieg zunächst befürwortet, kommt es zwischen ihm und seinem Bruder Heinrich zum Bruch, der mehrere Jahre andauert. 1912 erscheint die Novelle Der Tod in Venedig, 1924 der Roman Der Zauberberg. In den 1930er Jahren gerät er ins Visier der Nationalsozialisten, gegen die er sich in öffentlichen Reden ausspricht; seine Schriften werden verboten. Nach der Machtergreifung Hitlers kehrt er von einer Vortragsreise nicht mehr nach Deutschland zurück. Zunächst leben die Manns in der Schweiz, 1938 emigrieren sie in die USA, 1944 nimmt Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1947 erscheint Doktor Faustus, eine literarische Auseinandersetzung mit der Naziherrschaft. Nach dem Krieg besucht Thomas Mann Deutschland nur noch sporadisch; die von ihm vertretene Kollektivschuldthese verschafft ihm nicht nur Anhänger. Als die Manns 1952 nach Europa zurückkehren, gehen sie wieder in die Schweiz. Thomas Mann stirbt am 12. August 1955 in Zürich.


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